Und sonst so … Februar 2019

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Wheel - Moving Backwards

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“Moving Backwards” ist das Debütalbum der finnisch-englischen Band WHEEL, die zuvor nur zwei EPs veröffentlicht hatten. Die Musiker zeigen hier, dass man für Progressive Metal nicht zwangsweise Ausschweifende Soli oder verschwurbelte Riffs braucht. WHEELs Sound ist fett, dabei aber trotzdem sehr detailliert und filigran. Die eleganten Grooves von Schlagzeuger Santeri Saksala in Kombination mit Mikko Määttäs knackigem Bass machen einiges her – ebenso wie der stimmige Gesang von James Lascelles. “Moving Backwards” fehlen zwar noch die großen Hits, aber für ein Debütalbum ist es sehr gelungen. Prog-Fans sollten mal reinhören.

[Simon Bodesheim]


Metallica - Metallica – Helping Hands… Live & Acoustic At The Masonic

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Mal davon abgesehen, dass etwa ein Drittel des Konzerts aus mäßig spannenden Cover-Songs besteht, mutet die Songauswahl für ein Akustikset ziemlich seltsam an. Der Hochgeschwindigkeits-Thrash-Song “Disposable Heroes” wurde derart umarrangiert, dass daraus ein komplett neues Lied entstanden ist. Stücke wie “The Unforgiven”, “Nothing Else Matters” oder “Bleeding Me” sind dagegen im Original schon überwiegend akustisch/clean gehalten, klingen also ziemlich ähnlich. Bei “Hardwired” haben METALLICA lediglich die Verzerrung auf den Gitarren entfernt, was natürlich bei einem Thrash-Metal-Song äußerst seltsam klingt. Der einzige Track, der wirklich spannend umgesetzt wurde, ist “The Four Horsemen”. Hier gelingt METALLICA ein mächtiger Chorus, der dem Song wirklich neuen Charakter verleiht. Ansonsten ist METALLICAs neues Live-Album eigentlich nur traurig, weil die Thrash-Legenden sich ständig verspielen (beziehungsweise generell untight spielen), nicht wissen, wie sie die Songs einzählen sollen und versuchen, durch Selbstironie ins Humorvolle zu ziehen, dass sie im Grunde nach knapp 40 Jahren immer noch nicht auf Profiniveau zusammenspielen können.

[Simon Bodesheim]


Diabolical - Eclipse

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(Melodic/Symphonic Death Metal / Black Metal / Thrash Metal) Vom einfallslosen Band- und Albumnamen darf man sich hier nicht täuschen lassen: DIABOLICALs Musik macht Spaß. Wie die Schweden melodischen Death und Black Metal mit Thrash-Elementen, stellenweise mit Clean-Gesang sowie mit symphonischen Arrangements ausstatten und damit opulente Hymnen schaffen, ist ziemlich beeindruckend. Dazu scheint zwischenzeitlich noch ein klarer Behemoth-Einfluss durch – nicht zuletzt durch den ähnlichen Gesang, aber auch hinsichtlich der Riffs. Dank Songs wie „Betrayal“ oder „Hunter“ ist “Eclipse” zwar nicht ganz frei von Fillern. Doch mit Stücken wie dem epischen “Black Sun” oder dem rasanten “Failure” bieten DIABOLICAL auf „Eclipse“ dennoch mehr als genug gelungene Musik.

[Simon Bodesheim]


Kaunis Kuolematon - Elämä Ei Tarvitse Minua (EP)

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Für jene, die sich vom neuen Swallow-The-Sun-Album „When A Shadow Is Forced Into The Light“ mehr erhofft hatten, könnten KAUNIS KUOLEMATON als guter Ersatz funktionieren. Der Stil der Finnen ist zwar etwas weniger eingängig, dafür kraftvoller, düsterer und Death-lastiger. Emotionale Momente gelingen den Musikern aber ebenso wie ihren bekannteren Kollegen. Auch die finnischen Texte passen klanglich sehr gut zur Musik. Damit ist KAUNIS KUOLEMATON eine sehr tolle, kleine EP geglückt, die gespannt aufs nächste Studioalbum macht

[Simon Bodesheim]


Tribe of Pazuzu - Heretical Uprising (EP)

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TRIBE OF PAZUZU ist eine brandneue Band mit Cryptopsy-Drummer Flo Mounier und Incantation-Fronter John McEntee. Zusammen mit ihren Kollegen Nick Sagias und Randy Harris spielen sie brachialen Death Metal und machen das – wie zu erwarten war – dank ihrer Erfahrung und Professionalität ganz ausgezeichnet. Die Riffs auf ihrer Debüt-EP „Heretical Uprising“ sind fetzig, alles ist tadellos eingespielt und produziert. Ein vielversprechender Appetizer. Bleibt abzuwarten, was da noch so kommt. Revolutionär neu ist das hier zwar überhaupt nicht, Spaß macht die Musik allerdings sehr.

[Simon Bodesheim]


Quentin Sauvé - Whatever It Takes

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QUENTIN SAUVÉ könnte einigen als Bassist der Screamo-Band Birds In Row bekannt sein. Auf seinem Solodebüt „Whatever It Takes“ zeigt der französische Musiker seine zerbrechliche Seite. Tieftraurige Texte, vorgetragen auf Englisch mit französischem Einschlag werden von einer melancholischen und dennoch beschwingten Stimmung gerahmt. Beim ersten Hören noch recht unauffällig, offenbart das Album nach und nach seine Tiefe, die sich auch im dezenten Einsatz von Effekten und elektronischen Elementen zeigt. Ein unglaublich intensives, schmerzhaft-schönes Album.

[Bernhard]


Yann Tiersen - All

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YANN TIERSEN ist schon lange mehr als nur der Mann hinter dem Soundtrack von „Amélie“. Sein neues Album „All” vermengt eine postrockig angelegte, elfenhafte Stimmung, die die von Soundcollagen unterlegten neoklassischen und ambientlasigen Kompositionen dominiert. Immer wieder ruft der französische Musiker damit Assoziationen zu Sigur Rós zu „Takk…“-Zeiten hervor. Musikalisch ist das Ergebnis nicht überraschend oder außergewöhnlich, zieht einen allerdings zur Gänze in seinen verträumten und stellenweise regelrecht magischen Bann.

[Bernhard]


Chiefland - Wildflowers

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CHIEFLAND machen es sich mit ihrem Debüt „Wildflowers” nicht einfach. Das Genre des Post Hardcore ist zwar in sich vielseitig, die Nische die die Band aus Göttingen hier einschlägt aber schon von vielen sehr guten und leider auch belanglosen Bands belegt. Verträumte Melodien treffen auf knackige Riffs, ruhige Momente auf heftige Ausbrüche. Sehnsüchtiges Schreien wird von atemlosen Spoken-Word-Passagen unterbrochen. Das Ergebnis ist ein mitreißendes Album, das zwar nicht überrascht, aber einen eigenen, überzeugenden Stil besitzt und mit seiner umwerfenden Emotionalität begeistert.

[Bernhard]


Nathan Gray - Live At Ringkirche Wiesbaden / Live At Iserlohn

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Dass Live-Alben meistens etwas für Liebhaber sind, weiß auch NATHAN GRAY. Mit dem Doppel-Livealbum „Live At Ringkirche Wiesbaden / Live At Iserlohn” bietet der Sänger mehr als 200 Minuten Material. Die beiden Shows an besonderen Orten unterscheiden sich zwar kaum in der Setlist – die persönliche Geschichte NATHAN GRAY mit seinen Songs und den langen, intensiven und ehrlichen Ansagen erzählt, machen das allerdings mehr als wett. In der Kombination mit einer minimalistischen Besetzung entsteht so eine fast schon schmerzliche Unmittelbarkeit.

[Bernhard]


neànder - neànder

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NEÀNDER spielen auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum mit den verschiedenen Spielarten des atmosphärischen Metal. Rein instrumental gehalten, kreiert die Band aus Berlin weite Klangflächen, die von groovigen Riffs gestützt werden. Dabei wechseln sich Eingängigkeit und Brachialität ab, Post-Rock trifft auf Blastbeats. Immer wieder blitzen großartige Momente auf, die das Potenzial der Band erahnen lassen und an Helden des Genres wie Pelican oder Omega Massif erinnern. Sowohl in Sachen Songwriting als auch Produktion haben NEÀNDER aber noch Potenzial nach oben.

[Bernhard]


Soen - Lotus

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Ein halbes Jahr schrieben SOEN an ihrem neuen Album „Lotus“. Dabei konzentrierten sie sich auf die düster-trüben Emotionen, die die Musiker – so wie jeder andere Mensch auch – in sich trugen. Herausgekommen sind neun Songs, die die Band zugleich härter, ruhiger und zerbrechlicher zeigen. Im Zentrum stehen dabei weiter die heavy-progressiven Riffs und die poetische Kraft der Texte, voller Verwirrung, Chaos und zugleich Schönheit und Stärke. Für Fans modernen und härteren Progs ein Muss.

[Christoph Emmrich]


Chontaraz - Speed The Bullet

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Ein Konzeptalbum über die postapokalyptische Welt im Jahre 2068, bei denen die fiktiven Charaktere der Musiker verschiedene Persönlichkeitseigenschaften repräsentieren – klingt nach einer Menge anstrengender Musik. Ist es aber nicht, denn CHONTARAZ spielen auf ihrem zweiten Album „Speed The Bullet“ Dark Metal vorhersehbarer Couleur. Bisweilen so vorhersehbar, dass es an Langeweile grenzt. Mittelprächtige Riffs, uninspiriertes Drumming und dazu jede Menge billig klingende Elektro- und Syntheffekte. Da ist die Welt schon mitreißender zugrunde gegangen.

[Christoph Emmrich]


Monomyth - Orbis Quadrantis

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MONOMYTH sind mit ihrem vierten Album zurück, welches den passenden Titel „Orbis Quadrantis“ trägt. Auch auf diesem bieten die Holländer wieder ihren gewohnten „Instrumental Space Kraut Rock“, der absolut beruhigend aus den Boxen fließt und den Hörer mit sich fort zu fernen Gestaden trägt. Auch wenn das Tempo mal ein wenig angezogen und der Klang eindringlicher wird, kommt hier keine Hektik auf, reißen einen die Riffs nicht aus der musikalischen Hypnose. Die vier Tracks des Albums kommen auf eine Spielzeit von gut 40 Minuten, sodass sich die einzelnen Songs in aller Ruhe entfalten können. Für Fans dieses Stils ein absoluter Leckerbissen.

[Christoph Emmrich]


Publiziert am von Simon Bodesheim, und

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