Nach dem Blick ins Textbuch, der, um es mal mit Strombergs Worten zu sagen, nach dem Prinzip „aufgemacht – und gleich wieder zugemacht“ verlaufen ist, hätte ich von URSCHREI eigentlich nichts Gutes mehr erwartet. Eigentlich zu Unrecht – denn die deutschen Pagan Metaller, die selbst für die Verhältnisse ihres Genres mit abnormer lyrischer Grütze den guten ersten Eindruck souverän zunichte machen, haben musikalisch durchaus einige gute Momente.
Das beweist sich schon mit dem Keyboard-Intro „Ankunft“, das nicht mit atmosphärischer Epik geizt und gleich vom darauffolgenden „Urtrunk“ niedergeknüppelt wird. Ja, das Lied heißt wirklich so. Und ja, der Text, soweit man ihn raushören kann, ist… auch so. Egal. Dafür entschädigt Schlagwerker Andreas, der nicht nur amtlich knüppeln kann, sondern die Song-Strukturen ab und zu mit ein paar richtig schön treibenden Snare-Rhythmen auflockert, hier und da die ein oder andere Doublebass-Verzierung einbringt und die Lieder so durch kleine Details spannender macht.
Der Klargesang ist zwar etwas leise gemischt, klingt aber für ein Underground-Pagan-Album überraschend gerade. Der einzige Kritikpunkt hier ist die Tatsache, dass man in den klar gesungenen Passagen die Texte versteht – würg.
Würgend klingt auch der Krächzgesang, der nicht schlecht ist, dem aber noch einiges an Technik fehlt.
Mit „Utgards Feuer“ sollten Urschrei den geneigten Hörer aber trotz genannter kleinerer Mängel endgültig von sich überzeugen. Denn hier überraschen die drei Recken mit einem verdammten coolen Heavy-Leadriff, der in eine dramatische Leadgitarrenmelodie und schließlich – oh Wunder – in ein richtiges Gitarrensolo übergeht. Derartiges hört man im Pagan-Bereich eher selten und eben darum kriegt die Truppe von mir ein paar Extrapunkte.
Auch der Groove und die Düsternis von „Malleus Maleficarum“ vermag Stimmung zu verbreiten und auch die Akustikgitarren und der Klargesang am Anfang des Titeltracks sollten bei Genrefreunden Anklang finden.
Kurz: Hier gibt es – mal abgesehen von den Texten – keine größeren Patzer, der Sound stimmt, die Jungs scheinen ihre Instrumente zu beherrschen und zeigen sich zumindest in „Utgards Feuer“ sogar richtig originell. Leider aber auch nur hier, denn den Rest der Platte hat man nun doch immer mal wieder hier und da schon gehört und auch die ganz großen Momente bleiben aus. Eine relativ kurze Spielzeit von etwas über einer halben Stunde kann ebenfalls noch als Kritikpunkt angeführt werden, aber für gute 6,5 Punkte reichts dann doch noch aus.
Wertung: 6.5 / 10