Venus Principle - Stand In Your Light Cover

Review Venus Principle – Stand In Your Light

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Rock

In dem schier grenzenlosen Meer der Rock-Subgenres ist der Classic Rock der späteren 60er Jahre heute weitgehend untergegangen. Viele Bands haben ihren heutigen Sound den damals (und teilweise nach wie vor) aktiven Pioniergruppen zu verdanken, der Stil per se wird inzwischen jedoch kaum noch repliziert. Auch VENUS PRINCIPLE, ein Liebeskind (ehemaliger) Mitglieder so unterschiedlicher Acts wie Crippled Black Phoenix, At The Gates und Ison, käuen nicht einfach nur Altbackenes wieder. Dennoch ist dem Sextett auf seinem beinahe 70 Minuten langen Debüt „Stand In Your Light“ eine glühende Leidenschaft für Gitarrenmusik der alten Schule anzumerken.

Von einer Gruppe erprobter Musiker*innen, die neben wegweisenden Bands wie King Crimson, Pink Floyd, Black Mountain, Genesis und Fleetwood Mac auch Anathema, My Dying Bride und Paradise Lost (bekannt als die „Peaceville Three“) zu ihren Einflüssen zählen, darf durchaus Großes erwartet werden. Diesen Erwartungen werden VENUS PRINCIPLE voll und ganz gerecht. „Stand In Your Light“ ist nicht bloß eine Aneinanderreihung mitreißender, eingängiger Hooks (derer es auf dem Album keineswegs mangelt), sondern ein stringent arrangiertes und vielschichtig produziertes Gesamtwerk.

Dass hier Expert*innen am Werk sind, zeigt sich unter anderem darin, dass die Songs trotz ihrer beachtlichen Länge – die meisten rangieren um die Sechs-Minuten-Marke – nahezu nie ihren Drive verlieren. Schon der über zehn Minuten lange Opener „Rebel Drones“ glänzt nach seinem verheißungsvollen Intro mit seinen stampfenden und doch nachdenklichen Strophen und seinem von kraftvollen Gitarrenleads und mehrstimmigem, packendem Gesang geprägten Refrain. Doch nicht nur die wuchtigen Stücke wie das getragene „All These Words“ oder das seinem Titel entsprechend energische „Shut It Down“ überzeugen mit ihrer rohen Energie. Auch die nicht zu rar gesäten, ruhigeren Stücke wie die lässige Piano-Nummer „The Lord He Giveth And He Taketh Away“ und „Sanctuary“, das mit seinen zarten Clean-Gitarren ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit vermittelt, lassen keinesfalls Langeweile aufkommen.

Die Laut-leise-Dichotomie schlägt sich auch in Daniel Änghedes und Daisy Chapmans hervorragenden Performances wieder: Während Chapman etwa im mächtigen „Drag Nets“, das zudem mit einem wunderbar verspielten Saxophon aufwartet, mit überwältigender Stimmgewalt beeindruckt, versteht Änghede sich darauf, aufgeheizte Gemüter mit sanftem Gesang zu kalmieren, ohne die Hörer*innen dabei zu verlieren. Dieses Talent zeigt sich insbesondere im ruhigen Titeltrack, mit dem VENUS PRINCIPLE das Album auf gelungene, ganzheitliche Weise ausklingen lassen.

Man muss kein Faible für die Rockmusik von vorgestern haben, um sich an „Stand In Your Light“ erfreuen zu können. Zwar machen VENUS PRINCIPLE aus den Wurzeln ihres Sounds keinen Hehl, dennoch ist die Band keineswegs in der Vergangenheit steckengeblieben. Das erste Album des Sextetts ist vollkommen zeitgemäß produziert, konsistent arrangiert und offeriert doch auch die eine oder andere Überraschung. Vor allem merkt man VENUS PRINCIPLE deutlich an, mit wie viel Liebe sie bei der Sache sind. Wer die Gitarre noch nicht als Relikt einer längst überholten Musikära im Geiste abgelegt hat, sollte „Stand In Your Light“ jedenfalls viel abgewinnen können.

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Wertung: 8 / 10

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