Review Virgin Black – Requiem, Mezzo Forte

Warum landen bei Massacre Records eigentlich immer Bands, die dem martialischen Namen des Labels so kaum zugehörig erscheinen mögen. In erster Linie denkt man da an das Zugpferd der deutschen Plattenfirma, Saviour Machine, deren christliche Ausrichtung in der Szene sicher nicht alltäglich ist. In fast die gleiche Schublade kann man auch die Australier VIRGIN BLACK einordnen, wobei der christliche Hintergrund hier weit weniger deutlich wird als bei Saviour Machine. Auch musikalisch kann man durchaus einige Gemeinsamkeiten finden, so verstehen sich VIRGIN BLACK ausgezeichnet auf majestätische Epen voller Tiefsinn. Eine weitere Parallelität scheint es auch im Konzept, bzw. in der Umsetzung desselben, zu geben, denn arbeiten Saviour Machine (immer) noch an der Fertigstellung des „Legend“-Zyklus, welcher sich schließlich auf vier CDs erstrecken wird, haben sich die Australier zum Ziel gesetzt, ein insgesamt drei CDs umfassendes Gesamtwerk herauszubringen. Neben dem vorliegenden „Requiem – Mezzo Forte“ wurden bereits auch schon „Requiem – Pianissimo“ und „Requiem – Fortissimo“ eingespielt.

Genug der Vorrede und Vergleiche mit anderen Bands, denn was von VIRGIN BLACK zu vernehmen ist, ist absolut anständig. Zum tieferen Verständnis der CD sollte man sich eventuell vor Augen führen, dass es sich um die Vertonung eines Requiems, also einer Totenmesse, handelt. Ein Feuerwerk an freudestrahlenden Punknummern sollte man also nicht unbedingt erwarten und so kommt es auch. Gleich das eröffnende „Requiem, Kyrie“ kommt schön düster und bedächtig aus den Boxen gekrochen, hier herrscht keinerlei Hektik, aber nachtschwarze Atmosphäre gepaart mit einem ordentlichen Schuss Romantik. Eine wild aufspielende Band sucht man dabei zunächst vergebens, den Großteil der Musik im Eröffnungsstück übernimmt das Adelaide Symphony Orchestra. Dazu gesellen sich häufig Gesänge, die tiefe Verzweifelung auszudrücken scheinen, hier wird Herzschmerz für alle ausgeschenkt, jedoch, und das muss man der Truppe um Sänger, Pianist und Songwriter Rowan London lassen, tun sie dies überzeugend, unaufgesetzt oder schlicht: gut.

Ein weiteres Highlight ist „Midnight Hymn“, welches sehr bedächtig beginnt und sich zu seinem Ende hin immer weiter steigert. Der mächtige Chor am Ende kann während eines lauen Abends schon mal für eine kräftige Gänsehaut sorgen könnten. Großartig, vor allem im Abwechslungsreichtum, ist der vierte Song „…And I Am Suffering“, welcher wirklich alles beinhaltet, was man sich von einer Band dieser Spielart erwarten kann: ruhige, orchesterdominierte Passagen, sakrale Chorgesänge, weiblicher Sologesang, männlicher Sologesang, Power, die durch Gitarre und Schlagzeug erzeugt wird und vor allem Melodien, die unter die Haut gehen. Wer bei diesem meisterhaften Lied kalt bleibt, ist vermutlich als Eiswürfel für den sommerlichen Mojito gedacht.

Sicherlich könnte man jetzt jeden Song derartig auseinander nehmen, sinnvoller ist es aber, sich selber ein Bild des Gesamten zu machen, denn trotz oder vielleicht auch wegen der Genialität ist VIRGIN BLACK sicher eine Band, die schwierig einzuschätzen ist. Dem einen gefällt sie sehr gut, der nächste kann ihr vielleicht rein gar nichts abgewinnen. Wer erwartet, eine CD voller Eingängigkeit und Mitsing-Passagen zu erwerben, sollte natürlich gleich die Finger davon lassen, denn dies gibt es hier nicht zu hören, es war aber sicher auch nicht so geplant (bei Liedern, die alle fast alle eine Länge von um die zehn Minuten aufweisen, dürfte das aber auch auf der Hand liegen). Zeit ist also ein wichtiges Stichwort, Zeit sollte man sich nehmen und die Ruhe, sich auf diese innovative Musik einzulassen. Da selbiges auch für die bereits angesprochenen Saviour Machine gilt, schließt sich hiermit der Kreis, denn dies gilt auch die Amis um Sänger Eric Clayton. Jetzt ist es aber genug, ich kann nur empfehlen, bei VIRGIN BLACK wenigstens mal reinzuhören, eigentlich müsste ich aber eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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