Review Virgin Snatch – Act Of Grace

  • Label: Mystic
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Thrash Metal

Krakau – nicht nur Geburtsstätte einer bekannten Räucherwurst, sondern ebenso Gründungsort der weniger berühmten Hartwurstler von VIRGIN SNATCH. Auch wenn der Name zunächst fremd und zugegebenermaßen auch verdammt dämlich klingt, dann hilft ein Blick auf die Besetzung, um festzustellen, dass sich in dieser Truppe allerlei polnische Brüllwürfel-Prominenz tummelt und auch seit jeher tummelte. So zockte Bassist Marcin Nowak mit Behemoth und Vader bereits in der nationalen Metal-Bundesliga, in den Anfangstagen der Band, die mittlerweile seit fast einem Jahrzehnt besteht, wurde sein Job gar vom heutigen Scorpions-Tieftöner Pawel Maciwoda ausgeführt. Zudem können die Polen beim Musizieren auch auf Erfahrungen aus Bands wie Anal Stench und Decapitated zurückgreifen. Keine schlechten Startbedingungen also, um sich vom gegenwärtigen Wust von mittelprächtigen Kapellen und öden Eintagsfliegen abzuheben.

Mit „Act of Grace“ bringen VIRGIN SNATCH bereits ihre vierte Langrille heraus und die Erfahrung, die damit in der Regel einhergeht, hört man dem Album auch an. Das Quintett tritt als eingespieltes Team auf und gibt neun energetische Nummern auf erstklassigem technischem Niveau zum Besten. Wieslawcy Bros, der schon Werke der beiden oben genannten Szenegrößen Behemoth und Vader veredelte, verpasste dem Longplayer mit seiner kristallklaren und druckvollen Produktion den nötigen Biss.

Polnische Death-Metal-Bands gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Da ist es doch erfrischend, dass sich VIRGIN SNATCH trotz des musikalischen Backgrounds der Mitglieder eher einer moderneren und über den Subgenre-Horizont hinweg schauenden Spielart des Thrash Metals verschrieben haben. Als größte Inspiration geben die Jungs die Bay Area-Helden von Testament an, die musikalische Ähnlichkeit zu ebenjenen kommt sehr deutlich, stellenweise sogar etwas zu deutlich herüber. Dies trifft nicht zuletzt auch auf Sänger Zielony zu, dessen Performance nicht nur durch die Klangfarbe seiner Stimme der von Chuck Billy ähnelt, sondern auch durch den wechselnden Einsatz von Thrash-Shouts, Death-Grunts und melodiösem Gesang, wodurch er einen großen Einfluss auf die verschiedenen Atmosphären der jeweiligen Songs ausübt.

Diese reichen von Granaten mit klassischer Thrash-Ausrichtung (Titeltrack, „Slap in the Face“, „Don’t Get Left Behind“) über lässige bis brutale Midtempo-Rocker („Daniel The Jack“, „Walk The Line“) bis hin zu einer Gänsehaut-Ballade als Albumabschluss („It’s Time), die mit einem Gastbeitrag von Decapitated-Gitarrist Vogg aufwartet und dessen verstorbenem Bruder gewidmet ist. Darüber hinaus lässt sich in positivem Sinne feststellen, dass es VIRGIN SNATCH mit Ausnahme des Rausschmeißers grundsätzlich zu langweilig scheint, ein Lied in einem Tempo durchzuzocken. Wenn auch vorherrschend mit durchgetretenem Gaspedal gefahren wird, so hat sich der Fünfer Abwechslungsreichtum auf die Fahnen geschrieben und lässt allerlei Breaks und Solo-Parts in die Tracks mit einfließen. Das hilft auch dabei, darüber hinwegzusehen, dass man viele Riffs in der ein oder anderen Form schon mal irgendwo gehört hat.

Alles in allem ist „Act Of Grace“ ein kraftvolles und unterhaltsames Album geworden, das man getrost zu den besseren polnischen Outputs der letzten Zeit zählen kann. VIRGIN SNATCH sind technisch über jeden Zweifel erhaben und schaffen auf beeindruckende Art den Spagat zwischen Melodie und Aggressivität. Für Fans von Metal, wie ihn Testament auf ihren neueren Alben oder auch Nevermore spielen, sehr zu empfehlen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert