Review W.A.I.L. – Wisdom Through Agony Into Illumination And Lunacy Vol. II

(Black / Doom Metal / Neofolk) Wenn eine Metal-Band ein Album mit lediglich zwei Songs, dafür aber mit einer Gesamtlaufzeit von einer vollen Stunde veröffentlicht, gibt es dafür üblicherweise zwei mögliche Erklärungen: Entweder handelt es sich um das Werk einer ganz normalen Progressive-Metal-Gruppe oder um eine obskure, experimentelle Kreation aus dem stilistisch extremen Underground. „Wisdom Through Agony Into Illumination And Lunacy Vol. II“, das zweite Album der Finnen W.A.I.L. fällt ganz klar in die zweite Kategorie. Thematisch setzt sich das Quintett darauf mit vermeintlichen Dualitäten wie Gut und Böse auseinander und greift dabei in musikalischer Hinsicht auf Charakteristika von Black Metal, Doom Metal, klassischer und ritueller Musik zurück.

Überraschenderweise ist das, was W.A.I.L. im Verlauf der ersten Handvoll Minuten von „Through Will To Exaltation Whence Descent Into A Bottomless Black Abyss“ spielen, alles andere als außergewöhnlich. Die biestigen, an Nergal (Behemoth) erinnernden Growls und die grobschlächtig schleppenden Gitarren und Drums kommen zwar dank der druckvollen Produktion mit einer satten Portion Wucht daher, bringen aber nichts grundlegend Neues auf den Tisch. Zwar halten W.A.I.L. die Spannung mittels Tempiwechsel und Groove-Passagen auf einem ansprechenden Level, doch erst der ausgedehnte, finstere Clean-Abschnitt mit den lässig schlurfenden Drums, der den Track beschließt, lässt wirklich aufhorchen.

Auf „Reawakening Through Anguish Into Gestalt Of Absolute“ verhält es sich hingegen ganz anders. Angefangen bei dem fünfminütigen, rituell anmutenden Intro mit mysteriösen Akustikgitarren und Tribal-Perkussionen leiten W.A.I.L. den Song über einen kriechenden Doom-Einschub mit tragischen Streichern im Stil von My Dying Bride hin zu einer halsbrecherischen, ausschweifenden Drumroll, ehe der Track den Hörer erneut mit mächtigen Riffs und Double-Bass-Drums überrollt. Es folgt ein Break mit sphärischen Keyboardflächen, die wiederum in ein klassisch inspiriertes Klavierarrangement übergehen.

Nachdem man der ergreifenden Schönheit der Tastenklänge ein paar Minuten lang lauschen durfte, finden W.A.I.L. wieder zum Metal zurück – nunmehr mit trostlosen Leadmelodien, die an alte Paradise Lost denken lassen. Obwohl die Skandinavier etwas Zeit gebraucht haben, um in die Gänge zu kommen, erweisen sich die einzelnen Komponenten der Platte somit letzten Endes doch als herausragend.

Dass W.A.I.L. ihr Songmaterial nicht auf mehrere Nummern aufgeteilt haben, obwohl es ein paar Schnittpunkte gibt, die sich dafür angeboten hätten, wirkt zugegebenermaßen etwas gezwungen, sodass man durchaus behaupten könnte, dass „Wisdom Through Agony Into Illumination And Lunacy Vol. II“ eigentlich nicht mehr als die Summe seiner Teile ist. Obgleich die Experimental-Metaller ihre Musik dadurch übermäßig sperrig präsentieren, enthält das zweite Album der mysteriösen Formation derart viel Großartiges, dass sich das vermeintlich mühsame Hinhören voll und ganz lohnt. Nichtsdestotrotz wäre es wünschenswert, dass W.A.I.L. ihre verschiedenartigen Stilmittel beim nächsten Mal enger miteinander verschnüren.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert