Review While She Sleeps – You Are We (-)

Mit einer Menge Vorschusslorbeeren treten WHILE SHE SLEEPS und „You Are We“ im Jahr 2017 mit  auf den Plan, haben die Alben „Brainwashed“ und „This Is The Six“ doch unheimlich viele Lobhymnen eingeheimst. Man könnte glatt meinen, es handele sich hier um eine Formation, die das Metalcore-Genre revolutioniert hat und drauf und dran ist, ihren Rang als Vorreiter zu festigen.

Warum das so sein sollte, erschließt sich jedoch nicht, wenn man sich „You Are We“ zu Gemüte führt: Schon der Opener und Titeltrack nervt aktiv, weil WHILE SHE SLEEPS hier mit Ausnahme einer ganz netten Hookline ausschließlich vorhersehbares Songwriting und nervige Dissonanzen auffahren und schließlich jegliche Anflüge von Musikgeschmack mit Karacho in einer Kitsch-triefenden Clean-Gesangs-Suppe ersaufen.

Dieses Dilemma setzt sich in den darauffolgenden zehn Songs fast durchweg fort: Inspirations-befreite Gitarrenmelodien wechseln sich mit inflationär platzierten und mit massig Hall versehenen Chorussen und seichten Pop-Rock-Passagen ab. Mitunter versucht man sich auch an Sprechgesang à la Linkin Park – warum hat der Band niemand gesagt, dass das schon 2005 nicht mehr in war?

Heraus kommen dann Rohrkrepierer wie „Steal The Sun“ und „Empire Of Silence“, in denen all diese Elemente auf dem schlimmsten gemeinsamen Nenner vereint werden. Dazu gesellt sich in Letzterem unsäglich hohle Sozialkritik („We’re building walls where there should have been bridges“./ „Pull out the knife that you’ve earned“ / „We pray for war like it’s a fucking religion when greed is all we know“). Ja, dass Gier alles ist, was WHILE WE SLEEPS kennen, steht fest, ansonsten würde niemand so wenig Selbstachtung haben, diese hirnlosen, angeblich „unpolitischen“ Texte vor circa 10.000 Fans mit einem Chorus abzufeiern. Wenn die Band in „Empire Of Silence“ doch wenigstens halten würde, was sie verspricht…

Zum Konzept von WHILE SHE SLEEPS gehört nicht nur, von vornherein unsägliche Songs zu schreiben, sondern auch an sich vielversprechende Ideen und Melodien zugrunde zu richten, wie in „Feel“ und vor allem in „Silence Speaks“: Das scheint in den ersten 20 Sekunden viel Potenzial zu haben und wird dann von einem grenzdebilen Refrain und definitiv debilen Texten voller Plattitüden und Hohlphrasen im Wutbürger-Jargon („Die Medien manipulieren uns“, „Wir leben in einem Terrorstaat“ etc.) abgelöst wird – liebe Band, Xavier Naidoo steht für ein Feature bestimmt zur Verfügung.

Positiv steht dem letzten Album-Drittel zugute, dass WHILE SHE SLEEPS hier die Clean-Gesangseinlagen zugunsten von etwas mehr Härte zurückgeschraubt haben und die Songs stringenter und nicht so stumpf auf Stadiontauglichkeit getrimmt sind („Revolt“, „Civil Isolation“). Das macht knapp 40 Minuten musikalisches Märtyrertum leider nicht wett und so kann am Ende nur die Empfehlung stehen, sich statt WHILE SHE SLEEPS eher auf die altbewährten Bands des Genres (zum Beispiel Architects) zu konzentrieren. Das ist auf Dauer besser für die Nerven.

Wertung: 3.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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