Review White Empress – Rise Of The Empress

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Extreme Metal

Ein Umzug kann schon was Tolles sein: neue Nachbarn, neues Umfeld, neue Band. So geschehen im Fall von Paul Allender, unter dem Strich immerhin 17 Jahre Mitglied bei den britischen Symphonic Black Metallern Cradle Of Filth, der nach der Migration nach Minneapolis flugs WHITE EMPRESS aus der Taufe hob. Im zweiten Jahr des Bestehens legte man zunächst die selbstbetitelte Debüt-EP vor, mit „Rise Of The Empress“ versucht man es nun gleich auch noch auf der Langdistanz.

Extreme Metal hat sich in den letzten Jahren als Label für alle Bands etabliert, die zwar tendenziell mit Schwung und Härte zu Werke gehen, sich aber nicht in eine bestimmte Schublade quetschen lassen. So gesehen passt diese Einordnung für WHITE EMPRESS durchaus. Bereits das sehr erwartbare Intro, welches der Platte ihren Namen gibt, zeigt dies deutlich auf. Eine wuchtige Produktion vor allem im Bereich Schlagzeug und Gitarre sorgt für ein solides Fundament, das omnipräsente Keyboard spielt wahlweise Melodien von der Stange oder soundtrackartige Arrangements. Beides passt zwar ganz gut zur sonstigen Musik (die sich mit Midtemposongs und bestenfalls mittelmäßigem Songwriting in den folgenden gut 40 Minuten nicht wesentlich ändert), ist aber weder innovativ noch spannend.
Möglicherweise müssen also andere Aushängeschilder her. Mit zwei Damen im Line-Up hat man wenigstens einen überdurchschnittlichen Frauenanteil und reicht fast an die 40-%-Marke heran, die für Aufsichtsräte großer Unternehmen in der EU vorgesehen sind. Das war’s aber eigentlich auch, was man zu dem Thema Gleichberechtigung sagen muss. Zwar hat Bassistin Chela Harper mal zwei Jahre bei Coal Chamber gespielt, viel her macht das Tieftonspiel aber nicht. Vielleicht kein großes Drama bei einer Band dieser Ausrichtung, bei der es auf den Bass so sehr nicht ankommt.
Deutlich mehr ins Gewicht fällt die auf polarisierend getrimmte Frontfrau Mary Zimmer auf, die sich dramatisch selber White Empress nennt, was möglicherweise zur ewigen Frage nach Huhn und Ei führen könnte. Jedenfalls agiert sie mit einer ziemlichen Bandbreite und übernimmt sowohl die Growls als auch den Klargesang, welcher wohl gerne nach Oper klingen würde, unter dem Strich durch seine Aufgesetztheit und den übertriebenen Pathos aber kräftig nervt. Überhaupt sollten WHITE EMPRESS (wenn überhaupt) lieber nur schnell spielen, dann geht die Rechnung einigermaßen auf. Die besten Momente auf „Rise Of The Empress“ findet man bei „Darkness Encroached“ und „Erased And Rewritten“, wo wenigstens die Fetzen fliegen. Der ganze Rest ist schnell runtergekurbelt wie ein Filmchen im San Fernando Valley.

WHITE EMPRESS sind tatsächlich in vielen Bereichen extrem: extrem durchschnittlich, extrem vorhersehbar, extrem uninspiriert…; eine Liste, die sich fast beliebig fortsetzen ließe. Vermeintlich große Namen reichen zumindest 2014 nicht mehr, um zu zeigen, wo beim Frosch die Locken zu finden sind. Vielleicht sollte man sich auch einfach etwas mehr Zeit als ein Jährchen nehmen, um die nächste Platte auszuarbeiten. Vielleicht sollte Paul aber einfach schnell wieder seine Umzugskartons packen. Umziehen kann ja wirklich toll sein: neue Nachbarn, neues Umfeld, neue Band.

Wertung: 4 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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