Review Wolcensmen – Songs From The Fyrgen (Re-Release)

Dass der britische Gitarrist Dan Capp eine gewisse Affinität zu nordeuropäischem Folk hat, ist durchaus offensichtlich, wenn man mit der Musik seiner Black-Metal-Band Winterfylleth vertraut ist. Schon seit 2013 lebt Capp seine Vorliebe für Akustikklänge jedoch auch in einem eigens dazu gegründeten Soloprojekt mit dem Namen WOLCENSMEN aus. Das drei Jahre später erstmals veröffentlichte Debüt „Songs From The Fyrgen“ war zwar bereits nach einem halben Jahr ausverkauft, blieb aber vermutlich aufgrund einer begrenzten Stückzahl ein klassischer Geheimtipp. Mit einem Re-Release über Indie Recordings bekommt WOLCENSMEN nun jedoch die Chance, ein größeres Publikum zu erreichen – zu Recht?

Bei einem erfahrenen Musiker wie Capp darf man wohl mit Fug und Recht einen gewissen Standard voraussetzen, dem es gerecht zu werden gilt. Erfreulicherweise wird man von WOLCENSMEN diesbezüglich kein bisschen enttäuscht. Sämtliche Instrumente, die auf „Songs From The Fyrgen“ zum Einsatz kommen, sind gekonnt arrangiert, eingespielt und produziert. Lediglich für Synthesizer und Flöte hat sich der Brite ein wenig personelle Verstärkung geholt. Erstere wirken im Kontext der sonst so ursprünglichen Instrumentierung zwar ein wenig deplatziert, da sie jedoch ohnehin lediglich auf „Hoofes Upon The Shymmeringe Path“ und auch dort nur in dezenter Weise eingesetzt werden, muss man sich daran nicht allzu sehr stören.

Dasselbe gilt für den kleinen Patzer, den man sich am Anfang der besagten Nummer bei der Produktion der Akustikgitarre geleistet hat. Ansonsten klingt „Songs From The Fyrgen“ aus technischer Sicht hervorragend – eigentlich sogar etwas zu perfekt für den natürlichen Charakter der Musik, was sich insbesondere am etwas zu glatten Gesang bemerkbar macht. Davon abgesehen, dass den Songs von WOLCENSMEN ein spröderer Sound gutgetan hätte, gibt es hier jedoch überhaupt nichts anzuprangern. Man merkt den Stücken deutlich an, dass Capp seinen Ideen freien Lauf gelassen hat.

Während sich die reduzierteren Nummern, in denen das Hauptaugenmerk auf Gesang, Akustikgitarre und Perkussion liegt, praktisch sofort einprägen („Sunne“, „The Mon O‘ Micht“), halten die üppiger ausgestalteten, bis zu zehn Minuten langen Kompositionen allerlei interessante Überraschungen bereit. Insbesondere mit dem aufgrund seiner sanften Flöten an Empyrium erinnernden „Snowfall“ und dem auf halber Strecke in verträumte Ambient-Welten vordringenden „’Neath A Wreath Of Firs“ hat WOLCENSMEN zwei wahrhaft wundersame Klangkunstwerke kreiert.

„Songs From The Fyrgen“ ist nicht unbedingt eine Platte, die den Hörer in jeder Sekunde des Zuhörens vollkommen in ihren Bann zieht und es mangelt ihr ein wenig an den Ecken und Kanten, die an sich die liebenswerte Aufrichtigkeit der Folk-Musik ausmachen. Allerdings hat WOLCENSMEN auf seinem ersten Album eine wunderbare Fülle schöner Einfälle verarbeitet, die hervorragend miteinander harmonieren. Dass WOLCENSMEN dem Gesang, der Akustikgitarre, den Trommeln und Schellen an den passenden Stellen Flöten, Streich- und Blasinstrumente sowie Keyboards zur Seite stellt, sorgt für ein angenehmes Maß an Abwechslung, ohne dass dem Album dabei sein andächtiger Grundton abhanden käme. Es bleibt zu hoffen, dass man in Zukunft noch mehr von Capps Soloprojekt hören wird.

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Wertung: 8 / 10

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