Review XIV Dark Centuries – Skithingi

Nach „…den Ahnen zum Gruße“ und einer hervorragenden „Jul“-EP steht nun das zweite Langeisen der Thüringer Heidenmetaller XIV DARK CENTURIES ins Haus. Die Erwartungen waren durch die erwähnte EP groß, und auch starke Liveauftritte schürten die Vorfreude auf „Skithingi“. Angekündigt wurde die Scheibe im Vorfeld als Album „mit verstärktem Einsatz von folkloristischen Elementen und klarem Gesang“. Und man sollte Recht behalten.
Ein Blick ins Booklet offenbart, dass die Thüringer sich lyrisch mehr mit ihrer Landesgeschichte denn mit Mythologie ihrer Ahnen befassen, was historisch interessierte Menschen wie mich natürlich freut. Hinzu kommt eine Karte, die die erwähnten Orte mit ihren altertümlichen Namen zwischen den Flüssen „Albis“, „Sal“, „Unstrod“ und „Menos“ aufzeigt. Sehr schöne Dreingabe!

„Skithingi“ beginnt, quasi reziprok zum Debüt, mit einem Intro namens „Südwärts“, das natlos in den ersten Song „Toringi“ übergeht. Klar stechen alle bekannten XIV-Trademarks heraus: Markiger Klargesang, fauchende Erzählerstimme, gallopierendes Drumming und Ohrwurm-Leads bis zum Umfallen. Man höre schon Stimmen, die die raue Produktion des Erstlings wiederhaben wollen und den sauberen Klang von „Skithingi“ verdammen, aber auch ein bandeigenes Studio macht eben Fortschritte. Zum epischen Klangbild passt der Ton jedenfalls hervorragend. Auf das mächtige „Louvia – Die ewigen Wälder“ folgt mit „Thing“ ein anfangs eher ruhiger Track, der mit Flötenklängen das „Jul“-Feeling voll erwischt. Das rockende „Skiltfolk“ zitiert den ersten Merseburger Zauberspruch, „Bardensang – Eschenhain“ ist ein rein akustisches Zwischenspiel mit viel Folklore. Ansonsten beruhen die meisten Stücke auf dem bewährten Konzept: sanftes Intro, epischer Gesang, später treibendes Getrommel und singende Leadgitarren, gepaart mit Growls und gelegentlichem Klargesang. Das funktioniert gut, fördert aber nicht gerade den Wiedererkennungswert der einzelnen Songs. Mal geht es, wie bei „Silbermährn“, düsterer zu Werke, dazwischen wird noch ein zweiter Merseburger Zauberspruch („Bardensang – Balderes Uolon“) eingestreut. Herausragen können aus der Masse „Toringi“, Ahnenland“ und allenfalls noch der Titelsong. Kleine Klugscheißung des Geschichsstudenten: Mit „Skithingi“ ist die Gemeinde „Burgscheidungen“ gemeint, wo Thüringens König Herminafried im Jahre 531 eine Niederlage gegen ein Franken- und Sachsenheer erfuhr.

Ansonsten haben wir hier einen Haufen feiner Lieder, deren Couleur mir schon auf „Jul“ gut gefiel. Schade ist allerdings, dass die Abwechslung etwas fehlt. Ein etwas längerer Song oder ein stimmungs- und tempomäßig variierender Track wäre sicher nicht verkehrt gewesen. Dafür haben wir zu den herrlichen Gitarrenläufen, die sich rasch festsetzen, noch wirklich schöne Folk-Parts und auch der zugenommene Klargesang lässt sich gut hören. Wer „Jul“ mochte, wird auch an „Skithingi“ seine helle Freude haben.

Wertung: 8 / 10

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