Review Ye Banished Privateers – First Night Back In Port

2017 scheint das Jahr zu sein, in dem die Freibeuter auf dem Vormarsch sind: Nicht lange ist es her, dass die Piraten-Power-Metaller Alestorm ihr fünftes und vollauf überzeugendes Album auf große Fahrt geschickt haben, was fast gleichzeitig mit dem Kinostart des fünften „Fluch der Karibik“ – Films erfolgte. Und nun sind es die schwedischen Folk-Piraten YE BANISHED PRIVATEERS, die mit ihrer dritten Langrille „First Night Back In Port“ auf Beutefahrt gehen. Lohnt es sich, bei dieser immerhin 21 Mann und Frau starken Crew anzuheuern?

Im Grunde stellt bereits der Opener „Annabel“ ein Fanal für die eher ernüchternde Antwort auf diese Frage dar. Zu Beginn ist der Song durchaus launig und schafft es, den Zuhörer abzuholen, jedoch stellt sich bereits nach der ersten Minute das Gefühl ein, alles Relevante gehört zu haben, sodass das Interesse verloren geht. Allzu sehr strapazieren YE BANISHED PRIVATEERS das Stilmittel des sogenannten Binnenkehrreims, das Wiederholen eines Verses innerhalb einer Strophe, über – und das nicht nur auf dem ersten Titel der Platte. Die weiblichen Vocals immerhin klingen der Musik angemessen und ansprechend. Wer auch immer jedoch der Auffassung war, dass sich der tiefe und überaus unmelodische männliche Gesang, der uns im zweiten Track „A Night At The Schwarzer Kater“ ereilt, irgendwie gut anhören könnte, hat sich kolossal verkalkuliert. Immerhin finden diese Vocals lediglich in genanntem Song allzu großflächige Anwendung.

Dafür hat „First Night Back In Port“ jedoch mit anderen Problemen zu kämpfen, die die in ihren Ansätzen durchaus Potenzial beinhaltende Musik qualitativ nach unten ziehen. Die Songs leiden oftmals an bereits angedeuteter Gleichförmigkeit und sind daher in den meisten Fällen nur zu Beginn interessant, bevor sie belanglos ins Leere laufen. Die Fülle an Material, mit der YE BANISHED PRIVATEERS ihr drittes Album ausstatten, macht dies nicht besser: Ein Projekt wie dieses benötigt keine 15 Songs, die es zusammen auf eine Spieldauer von etwa 70 Minuten bringen. Und wenn schon die kurzen Lieder ab einem gewissen Punkt in die Belanglosigkeit abdriften, sei jedem, der sich am Ende der Platte wirklich noch mit dem knapp 19-minütigen Song-Monster „Mermaid’s Kiss“ auseinandersetzen will, eine große Tasse Kaffee dazu empfohlen – idealerweise mit einem Schuss Rum versetzt, um die Freibeuter-Atmosphäre zumindest auf diese Weise etwas aufrecht zu erhalten. Denn es dürfte kaum überraschen, dass sich die teilweise wirklich gelungenen und melancholischen Parts, die hörenswert wären, auf Dauer in diesem Ungetüm verlieren.

Musikalisch setzen YE BANISHED PRIVATEERS auf puren Folk und entlocken Instrumenten wie Banjo, Violine oder Sitar durchaus gekonnte Melodien. Leider gibt es zu viele Stellen, an denen diese eher unauffällig im Hintergrund vor sich hin dudeln, anstatt wirklich den Ton anzugeben – in diesen Momenten jeodch, kombiniert mit angezogener Geschwindigkeit in Nummern wie dem Titelsong, „I Dream Of You“ oder „We Are Ye Banished Privateers“ klingt das dritte Album der schwedischen Folker am besten und offenbart doch den einen oder anderen musikalischen Silberstreifen am Horizont.

Insgesamt reicht das jedoch leider nicht, um wirklich zu überzeugen. Ihr Handwerk verstehen YE BANISHED PRIVATEERS durchaus, doch gelingt es ihnen auf „First Night Back In Port“ nur teilweise, damit auch wirklich ansprechendes Material zu kreieren, da auf Dauer zu viel Monotonie in schlichtweg zu viel Musik gesteckt wurde. Hier sinkt viel ungenutztes Potenzial hinunter zum Meeresgrund.

Wertung: 4.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

5 Kommentare zu “Ye Banished Privateers – First Night Back In Port

  1. Wieso alle immer mit dem Märchen der „objektiven“ oder „mit Fakten argumentierten“ Reviews daherkommen, das werde ich nie verstehen. Kritiken waren noch nie in der Geschichte der Kunst 100% objektiv und werden es auch nie sein, weil sie es gar nicht sein müssen und sollen. Keine Ahnung, was für „Fakten“ du hören willst, aber die Beweisführung will ich mal sehen, mit der man unwiderlegbar ein Album bewerten kann. Kritiken sind Empfehlungen, die auf den subjektiven Eindrücken des Kritikers basieren. Das kann auf dem Niveau „Die Musik klingt voll geil/scheiße!“ oder auf dem Niveau, auf dem Pascal hier schreibt, geschehen: nämlich seinen subjektiven Eindruck mit diversen fachbezogenen Argumenten zu erklären. Und dann wird es trotzdem immer noch Leute geben, die das komplett anders sehen, weil das mit jeder Kunstform einfach schlicht so ist. Auch unter Musikwissenschaftlern gibt es zu fast jedem Werk unterschiedliche Ansichten.

    Tipp: Wenn du nur jemanden suchst, der deiner eigenen Meinung zustimmt, damit du dir selber auf die Schulter klopfen kannst, dann such dir am besten jemanden, der viele geschmackliche Gemeinsamkeiten mit dir hat. Das hat dann zwar nichts mit kritischer Auseinandersetzung zu tun, aber dann musst du immerhin nicht aus deiner Komfortzone raus. ;)

  2. Dude know Your business or stop writing reviews. Wtf. Yes there are points of critic but none of them You wrote down Here

    1. Hi Alice!

      Feel free to write a review yourself somewhere, where you mention all the points of critic which seem to be right in your mind – just as I did here.

      And thanks for the advice, it’s good to know that I’m not adapted for writing reviews from your point of view, but: No, I don’t plan to stop writing them ;) But you are neither forced to go along with my opinion concering the record nor to read my reviews anyway.

      Have a nice day!

  3. Du hast keine wirkliche Idee was du da schreibst oder? Also wenn die 4.5/10 Punkte für etwas stehen dann für deine Rezension aber nicht für das Album. Besonders interessant finde ich die stellen an denen du deinen Unmut über das Album dadurch zum Ausdruck bringst dass du einfach schreibst dass es langweilig ist aber dem Leser keine Chance gibst es selbst zu beurteilen in dem du deine eigene Meinung aussenvor lässt und einfach mal Fakten benutzt. Deshalb leider nur 4.5/10 Sternen für dich aber immerhin ist ein silberstreif am Horizont zu Sehen da du wenigstens des Schreibens mächtig bist.

    1. Hallo Asura!

      Deine Sorge darüber, dass ich meine Reviews ideenlos verfasse, tut mir leid, jedoch kann ich sie dir nehmen: Bevor ich eine Platte wie auch immer bewerte, befasse ich mich ausgiebig genug damit, um zu wissen, worüber ich schreibe – so geschah es auch in diesem Fall.
      Ich bin immer offen für konstruktive Kritik an meiner Art des Kritisierens und möchte mich daher für deinen Kommentar bedanken – allerdings machst du es dir etwas einfach, indem du, bewusst oder unbewusst, übergehst, dass ich mit Aspekten wie Gleichförmigkeit der Songs, Überlänge, teilweise den Gesang meine Wertung mit durchaus mehr Argumenten stütze als „das Album ist langweilig“.
      Zudem spielst du der dir sichtlich Unmut bereitenden Wertung noch in die Hände, indem du selbst die von mir genannten, subjektiv (!) so empfundenen Punkte (soviel zur laut dir nicht vorhandenen eigenen Meinung) als Fakten deklarierst. Und inwiefern ich dem Leser keine Chance gebe, es selbst zu beurteilen, weißt du wohl auch besser als ich – ich habe meine Review grade nochmal durchgelesen und die Textstelle, in der ich einem Leser verbiete, sich das Album zu kaufen, es sich anzuhören und es im Gegensatz zu mir richtig gut zu finden, nämlich immer noch nicht entdeckt ;)

      Herzlichen Dank für die positiven Worte in Bezug auf meine Schreibkünste, das weiß ich sehr zu schätzen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert