Interview mit Andrea Haugen von Nebelhexe

Metal1 in Person von Patrick führte ein Interview mit Andrea Haugen, die in diesen Tagen mit „Essensual“ das zweite Album von Nebelhexe veröffentlicht. Sie erzählt einiges über ihre Gedankenwelt und ihre Inspirationen. Leider hat sie es geflissentlich abgelehnt, jegliche kritische Frage zu beantworten. So nimmt sie keine Stellung dazu, ob „Essensual“ auch in ihren Augen nicht die Klasse von „Laguz – Within the Lake“ erreicht. Außerdem ließ sie Fragen unbeantwortet wie „Welche Bedeutung und Kraft haben Runen für dich?“, was insgesamt einen eher fragwürdigen Eindruck zurücklässt. Übrig blieb leider nur etwa die Hälfte des gesamten Interviews.

Grüße dich, Andrea! Wie geht es dir?
– Yepp, ich fühle mich sehr gut.

„Essensual“ soll die Essenz der Empfindens sein. Wie würdest du zuerst einmal das in Worte fassen?
– Stärker als jemals zu vor kommen die Lieder aus meinem Inneren und haben sich selbst gefestigt. Unterbewusst, spontan, magisch und sehr persönlich; das Ganze formt sich zu einem Schema. Meine Musik kommt immer von innen und ich habe einige Songs bereits in meinem Kopf. „Essensual“ sollte nicht speziell nach etwas bestimmtem klingen. Ich experimentierte mit vielen Stilen und einige wurden recht gut, trip-hop-mäßig. Ich bin mir sicher, dass ich damit eine breitere Hörerschaft haben werde. Was ich mag, obwohl die Musik abhebend ist, ist, dass die Lyrics düster sind, was in einem guten Kontrast steht. Mit dem Album versuche ich, verborgene Gefühle, die traurigen und schlechten Dinge, die uns geformt haben, zu erforschen. Dadurch auch uns selbst und damit ebenso „Essensual“. Kunst und Magie sind für mich etwas, mit denen ich die Psyche erforschen und versuchen kann, den Sinn von allem zu erfassen. Das ist leicht gesagt, einfach ist es nicht.

Kann man „Essensual“ ein Konzeptalbum nennen?
– Nicht wirklich, ich hatte kein Konzept, ich wollte nur versuchen, verschiedene Gefühle, Gedanken, Träume, Visionen und persönliche Erfahrungen auszudrücken. Das Ergebnis ist „Essensual“ und ich bin selbst ein wenig von mir selbst überrascht. Aber ich bin sehr zufrieden. Musik ist für mich eine besondere Art mich selbst auszudrücken geworden, es ist eine sehr gute Therapie.

Dein neues Album ist poppiger und leichter zugänglich, finde ich. Wie beurteilst du diese Einschätzung?
– Ich würde nicht poppiger sagen, da ich mit vielen neuen Sounds experimentiert habe und einige Lieder sind gut geworden; sie sind Trip-Hop-artig. Aber ja, das eröffnet mir eine größere Hörerschar, was sicher richtig gut wäre. in Verbindung mit meiner Art zu singen ist es jedoch etwas eher ungewöhnliches. Ich behalte irgendwie immer meine eigene musikalische Identität in der Musik. Musik ist für mich Kunst, Magie; man kann sich selbst sein und wenn das auch andere Menschen anspricht, umso besser.

Oftmals gilt die Formel Poppig = schlecht. Natürlich Blödsinn, denn Popmusik kann sicher auch tiefgründig sein.. Was meinst du, treibt Leute zu diesen Vorurteilen?
– Ja, das ist Irrsinn. Qualitätsmusik ist Qualitätsmusik und es gab eine Menge davon in der Pop-Musik in Vergangenheit bevor Britney Spears, Jennifer Lopez etc. auftauchten. Faithless ist ein Beispiel für guten Pop mit qualitativ hochwertigen Lyrics und Charisma. Schlechte Musik kannst du überall finden, es gibt dämlichen Pop aber auch Leute, die Gothic oder Metal fabrizieren und sich als Musiker fühlen aber schrecklich unoriginell sind. Du findest sowas überall.

Hast du eigentlich Lieblingsinterpreten dieses Genres, die dich vielleicht sogar beeinflusst haben? Neben The Cure, die du ja auf deinem neusten Album covertest.
– Wow, wow, The Cure ist nicht wirklich Pop. Sie sind einer der Pioniere der Gothic-Ära und zwar zusammen mit Siouxie, Sisters, Bauhaus usw. Sie alle haben mich zusammen mit den 80ern stark beeinflusst. New Romantic, New Wave und da dann Bands wie Visage, Soft Cell, Eurythmics, Depeche Mode, Peter Gabriel, Kate Bush etc. Musik mit Gedanken dahinter und interessanten Künstlern war in den Char. Nicht wie heute, wo du all diese Bimbos findest, welche ihren Arsch wie Möchtegern-Pornostars herumwackeln, dämliche Songs singen, die sich nicht selbst erarbeitet haben. Ausstrahlung und Qualität sind heute nicht mehr ausschlaggebend im Pop; es ist das Geld deiner Plattenfirma, welches dich berühmt macht und dieser Umstand ist widerlich.
Als Kind hörte ich 70er, weil meine Eltern das hörten. Einige Lieder aus dieser Zeit inspirierten mich ebenfalls, z.B. „California Dreaming“ von The Mamas and Papas, welches ich immer noch liebe. Oder die BeeGees, Fleetwood Mac, Bowie etc. Von der Musik, die man heute findet, schätze ich Faithless, Moby, Coldplay und Keane. Das Cover ist übrigens „The Figurehead“ von The Cure. Es ist vom Album „Pornography“, eine der besten Platten von ihnen. Ich erinnere mich an das Leben in London, an das Haus besetzen, welches wir samstags auch für Gothic-Partys nutzten. Wenn man dann den dunkelsten und depressivsten Sounds der „Pornography“ lauscht, das war perfekt. Ich habe viele Erinnerungen and The Cure-Stücke. Einige meiner Favoriten sind „Charlotte Sometimes“, „The Top“, „Bird Mad Girl“, „Cold“ und „Empty World“. Ich dachte zuerst daran, „Empty World“ zu covern aber dann entschied ich mich für „The Figurehead“.

Was ist die Intention des Covers?
– Neben cool, künstlerisch und sexy aussehen? Hehe, nun, die Bilder präsentieren eine äußere und eine innere Seite. Das Cover ist glamourös und kalt und mit jedem Bild im Booklet habe ich mehr Farbe in mir, welches innere Gefühle darstellen soll, welche nicht auf der Oberfläche ersichtlich sind; schwer zu erklären.

Trittst du eigentlich live auf? Prinzipiell dürfte solche Musik ja schwer live zu spielen sein, da sie von den Zuschauern fast schon verlangt, eher zuzuhören und zu geniessen, wenn man so will.
– Ich muss noch eine neue Live-Band zusammenstellen, aber ich habe Pläne, bald aufzutreten. Ich spielte viele gute Shows letztes Jahr. Ich scheine es immer zu schaffen, diese starke magische Stimmung herüberzubringen. Eine Menge Leute erzählten mir nach den Shows, dass sie begannen, fremde Emotionen und „Fühlen mit der Erde“ zu spüren.

Nun siehst du im Paganismus mehr als diesen Met-Gröhl-Trend, nämlich etwas weitaus spirituelleres, denke ich. Wie wäre denn deine genaue Sichtweise?
– Ich bin heidnisch und bewusst eine Magierin/Hexe seit vielen Jahren. Auf eine spezielle Art bin ich das schon seit der Zeit als kleines Mädchen. Ich war sehr emotional, hatte intensive Träume und Visionen, war sehr mit der Natur und den Tieren verbunden, interessierte mich stark für alte Kulturen und ich liebte düstere Bilder, Vampire, Geistergeschichten etc. Ich habe mich also nicht geändert :-) . Als ich Anfang 20 war, kam ich richtig in die Mythologie und die Traditionen meiner germanischen Vorfahren hinein und so machte ich es mir zum Ziel, den Leuten die Augen zu öffnen, dass viele der heutigen Rituale von damals herrühren und nicht aus der christlichen Zeit. Hagalaz Runedance war in hohem Maße den nordisch-heidnischen Mysterien und der Göttinenverehrung gewidmet. Darüber schrieb ich „Ancient Fires of Midgard“. Es ist wichtig, den Leuten über das wahre Wesen des Christentums, über die Verbrechen der Kirche und wie sie den Verstand der Menschen mit ihren Dogmen eingrenzen, zu berichten. Paganismus handelt von dem Verstehen der Natur, handelt von dem Verstehen unserer eigenen Natur. Es handelt vom Befreien unseres Verstandes und dem Leben als die Person, welche man wirklich sein möchte.

Ausserdem verbindet man dich gerne mit Wicca-Kulten, den Namen Hexe trägst du gar im Titel. Was ist an dieser Verknüpfung dran?
– Nun, ich bin eine Hexe, also ja, man kann mich mit Wicca in Verbindung bringen. Ich habe Versammlungen mit Wicca-Hexen. Ich persönlich bin individueller und folge meinem eigenen spirituellen Weg, aber ich denke, dass viele Wicca-Hexen das auch so handhaben.

Wieso überhaupt damals die Umbenennung? Ist es, weil Nebelhexe vom Begriff her ein umfassenderes Spektrum greift als ein Name, welcher auf das Nordische ausgerichtet ist? Oder steckt da noch mehr dahinter?
– Hagalaz Runedance war stark an der nordisch-heidnischen Spiritualität ausgerichtet. Ich erforschte alte, nordische Volksmusik, gebrauchte authentische Instrumente wie die norwegische Bag Pipe, Strykelyre (Anm.: Vorgänger der Drehleier) und die Langeleik (einer Harfe ähnlich). Ich beschäftigte mich mit den Mythen und der Weisheit und nach drei Alben hatte ich das Gefühl, die gesamte Sphäre bearbeitet zu haben. Ausserdem beengte die thematische Ausrichtung. Es wurde Zeit, sich weiterzuentwickeln, sowohl musikalisch und lyrisch als auch sprituell. Ich werde damit fortfahren, Musik unter dem Namen Nebelhexe zu veröffentlichen und wenn ich mich dem Mittelalterlichen annähere oder mich einer anderen nordischen Gottheit widme, dann werde ich auch das tun.

Man sagt, dich reizen auch ansonsten tiefgründigere, zumindest nicht oberflächliche Themen. Darum ein kurzes, gerne auch ausführliches Frage-Antwort-Spiel:
Naturmystik:
Das ist in uns und um uns herum, wir sind ein Teil der Naturmystik und es ist an uns, diese zu erforschen und über unsere wahre Gestalt zu lernen
Astralprojektion: Nun, das ist, wenn du deinen Geist an andere Orte wandern lässt. Das tue ich sehr oft ,)
Gefühle und ihre Wahrnehmung: Es ist schön, Tiefgründigkeit und Emotionen zu besitzen, das lässt mich kreativ werden und gibt mir die Fähigkeit, mit der Welt und anderen Lebewesen zu fühlen. Sicher fühle ich dadurch auch den Schmerz, was teilweise eine Last sein kann.
Mythen als Kulturgut: Mythologien sind wichtig für uns um die Mysterien der Natur und innere Qualitäten zu erlernen
Transzendenz: Etwas, was ich jederzeit versuche, zu erreichen
Transzendental: wunderbare Erfahrung
Und abschliessend der fast obligatorische Punkt – Sinn des Lebens: Überleben!!!

Dann war es das. Ich danke dir, Andrea!

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert