Interview mit Oliver von Sycronomica

Im Interview lest ihr hier Oliver von der deutschen Formation Sycronomica, die mit ihrem Debut „Paths“ mal eben ein Hammeralbum abgelegt haben.

Grüß dich, Oliver. Mit „Paths“ habt ihr nun euer exzellentes Debüt unter Vertrag bei Black Attakk herausgebracht. Seid ihr mit dem Erfolg und dem Werk allgemein zufrieden, oder hättet ihr mehr erwartet?
Hallo! Natürlich sind wir zufrieden. Als wir Ende 2003 mit den Studiovorbereitungen begonnen haben, hatten wir ursprünglich ganz andere Erwartungen. Bei uns stellte sich damals die Frage, ob wir nach der langen Existenz der Band auf Amateur-Niveau weitermachen wollen oder die ganze Sache ernster angehen. Erster Schritt war eine gute Produktion des ersten Albums, ohne jetzt von vorne herein auf einen Deal zu spekulieren. Im Studio hat sich dann die ganze Produktion immer weiter entwickelt und wir haben gesehen, das man da mehr draus machen kann. So haben wir immer wieder unser eigentliches Studiobudget aufgestockt und das Ergebnis kann sich letztendlich für ein Debut sehen lassen, denke ich. Hier muss ich noch erwähnen, das wir in Seref Alexander von den Helion Studios in München mittlerweile nicht nur einen guten Produzenten gefunden haben, sondern auch einen richtig guten Freund, von dem wir viel lernen konnten.
Bezüglich des Erfolges sind wir ziemlich zufrieden. Durch unser Label haben wir die Möglichkeit, unsere Material einem breiteren Publikum vorstellen zu können. Die Reaktionen waren bis jetzt hauptsächlich sehr positiv, was uns natürlich besonders freut.

Ihr seid gerade von eurer (verständlicherweise) eher kleineren Tour durch Bayern zurückgekehrt. Wie war die Stimmung und Resonanz auf den Gigs?
Dazu muss ich sagen, das die Tour schon vor dem Deal geplant wurde und unsere gesamte CD-Produktion auf die Termine im November fixiert war. Da jeder von uns entweder berufstätig oder studierend ist, können wir im Moment Konzerte nur am Wochenende planen. Darum war die Tour ursprünglich auf 6 Konzerte (2 fielen ja leider aus!) begrenzt. Trotzdem hat es richtig Spaß gemacht und die Reaktionen waren schon sehr beeindruckend. Gerade unser Abschluß-Gig in München war von der Stimmung und den Leuten her traumhaft.

Die einzelnen Stücke sind ja über einen sehr langen Zeitraum entstanden. Ist „Paths“ nur eine Art Best-Of über all diese Jahre, oder hatte ihr Grundsätzlich neue Ideen für ein Album?
Best-Of ist gut gesagt, aber irgendwie stimmt das auch. Da es sich schließlich um unser erstes Album handelt, wollten wir einen Querschnitt aus dem bisherigen Schaffen von uns wiederspiegeln. Dazu gehören auch ältere Songs, die wir nicht verleugnen wollen, weil wir sie auch heute noch zum Teil live spielen. Trotzdem denke ich, das der Altersunterschied nicht so wirklich gravierend ist. Zur Zeit basteln wir schon am Material für ein neues Album. Hier wird das Ergebnis bestimmt homogener werden.

Im Songwriting zeichnet sich stellenweise ja auch ein recht starker Kontrast ab. Habt ihr grundlegende Messages, die ihr konstant an den Mann bringen wollt, oder bindet ihr euch nicht an ein einziges Thema?
Wir binden uns nicht wirklich an ein einzelnes Thema, sonst würde man sich ja selber einschränken, wenn man nicht gerade ein Konzept-Album machen will. Im Groben entsteht bei uns die Musik zuerst. Im Anschluß versuchen wir die Emotionen auf uns wirken zu lassen, um dem Song mit dem darauffolgenden Text zu komplettieren. So entstehen die verschiedensten Messages oder Geschichten (Man muss ja nicht immer lehren wollen, sonder kann auch „nur“ erzählen!)

Wie handhabt ihr das Songwriting? Ist bei euch eine Person für alles zuständig, oder tragt ihr Ideen zusammen?
Hauptsongwriter kann man bei uns unseren Keyboarder Florian nennen. Er studiert Musik, spielt diverse Instumente und hat Musik einfach im Blut. So kommen also Grundideen und Elemente hauptsächlich von ihm, werden vom Rest der Band aufgenommen und zusammen arrangiert und zusammengefügt. Natürlich fließen hier auch Ideen der Anderen mit ein, so das zum Schluß ein gesunder Konsens entsteht.

Was hat die Band nach den enormen Line-Up Problemen zwischen 1999 und 2000 motiviert weiterzumachen? Dachtet ihr Zeitweise an eine komplette Auflösung?
Hier ist es für mich schwer zu antworten, da ich selber einer von denjenigen war, die das neue Line-Up komplettiert haben. Vor dieser Zeit hatten einige der Musiker ihren eigentlichen Musikgeschmack noch nicht wirklich ausgeprägt, auch aufgrund des Alters – drum die vielen Wechsel in der Besetzung! Zum Teil wurde von den verbliebenen Gründungsmitgliedern sogar ein Drumcomputer zu Hilfe genommen, um irgendwie weiter machen zu können. Im Jahr 2000 wurde dann erst mit Michi und mir, später mit Max das neue Line-Up gefestigt. Mittlerweile sind wir zu sechst, da wir uns Mitte diesen Jahres durch Jo an der zweiten Gitarre verstärkt haben.

Wie wichtig denkt ihr ist es, den alten Idolen wie zum Beispiel Bathory, Darkthrone und Konsorten zu huldigen? Ist für euch Eigenständigkeit wichtiger oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe von Musikern? Von welchen Bands/Musikern wurdet ihr stark beeinflusst?
Mmmmhhh! Schon wieder so ne kritische Frage. Das ist bei uns unterschiedlich. Michi, Max und ich sehen uns schon eher der alten und ursprünglichen Art des Black Metal durchaus hingezogen, wobei man das natürlich auch mit Vorsicht genießen muss. Nicht alles, was damals in Skandinavien abging, kann ich unterschreiben. Musikalisch gesehen sind das die Roots, die auch bei uns zu finden sind. Chris, Florian und Jo haben nicht soviel mit dem Old-School Black Metal zu tun, aber trotzdem auch Ihre persönlichen Meinungen zu diesem Thema. Sycronomica kommt eher aus der Katatonia, Limbonic Art, Borknagar und der alten Samael und Borgir Ecke. Das sind so die Stile, die uns hauptsächlich beeinflussen, unsere Interpretation von melodischem Black Metal zu machen.

Allgemein bezogen, wie sieht euer „Toleranzbereich“ in Sachen Musikgeschmack aus? Gibt es für euch da Grenzen? Was hört ihr zum Beispiel alles in eurer Freizeit?
Musik sollte keine Grenzen haben, weil alles beeinflussen oder gefallen kann und das jeder für sich selber herausfinden sollte. Natürlich ist der Metal in jeglicher Form die Grundmusikrichtung bei uns allen. Trotzdem haben wir auch Jazz, Klassik oder Rock-Hörer unter uns. Ich bin zum Beispiel ein bekennender Fan von Mark Knopfler und höre gerne die alten Dire Straits-Platten.

Denkst du, es ist für die Hörer und Fans wichtig sich alleine mit der Musik zu identifizieren, oder auch mit den Musikern selbst? Würdest du beispielsweise mit der Tatsache zurechtkommen, dass der Frontmann deiner Lieblingsband eine rechte Einstellung hegt?
Ursprünglich finde ich, das Musik von vorne herein nicht politisch oder radikal sein sollte. Wenn Leute gewisse extreme Meinungen vertreten, dann ist das ihre Sache. In dem Moment, indem die Musik dazu verwendet wird, diese Meinung zu streuen und zu fördern, ist bei mir Schluss. Ich habe keinen Bock auf eine Band, die mit erhobenen rechten Arm auf die Bühne kommt oder entsprechende Aussagen tätigt!. Da gehe ich, egal wie gut die Musik ist oder nicht! Identifizieren kann ich mich mit der einen oder anderen Person schon, aber nur in musikalischer Weise, z.B. durch Melodien oder Texte. Persönlich lernt man diejenigen Leute meist eh nur oberflächlich kennen, wenn überhaupt. Drum findet bei mir eine Identifikation nur auf dem musikalischen Wege statt.

Was denkst du über Dinge wie Satanismus oder Nationalsozialismus, die sich heutzutage im Black Metal immer mehr ausbreiten und über die (Black) Metal Szene allgemein?
Wir persönlich distanzieren uns von vorne herein von Satanismus oder jeglicher Art von Rechtsextremismus und Radikalismus in unserem Wirken. Wie eben schon gesagt, hat bei uns politisches und religiöses keinen Platz. Wir wollen durch unsere Musik auffallen, und nicht durch Theater. Leider gibt es immer mehr Bands, die genau dieses Theater veranstalten, um ein paar mehr CDs absetzten zu können, bzw. um sich interessant zu machen. Die Medien tragen da auch Ihren Teil dazu bei. Leider verkauft sich sowas mittlerweile auch richtig gut. Musikalisch ist der Black Metal für mich in zwei Lager gespalten, wie ich immer sage. Die Old-Schooler und Elite Black Metaller, und diejenigen, die auch die Entwicklung von Black Metal verstanden haben und akzeptieren. Leider sind einige Anhänger der alten Black Metal Schule sehr engstirnig und voreingenommen, was zum Beispiel die Verwendung von Keyboards oder Frauengesang angeht. Trotzdem dürfen Sie die Entwicklung nicht verleugnen, die auch der Black Metal durchmacht. Jeder schimpft heute über Kommerzmusik von Bands wie Dimmu Borgir oder Cradle of Filth, ohne zu merken, das Emperor (RIP), Enslaved oder gerade auch Samael eine ähnliche Entwicklung durchgemacht haben.

Aus aktuellem Anlass: Denkst du, es wird sich durchsetzen, CDs in 3 Varianten (9,99€ ohne Booklet, 12,99€ normale Version, 16,99€ mit diversem Bonusmaterial) zu verkaufen, wie es BMG jüngst begann zu tun und glaubst du, dass es Sinn macht, so gegen Raubkopierer vorzugehen?
Ich denke nicht, das sich 3 Varianten durchsetzten! Dann müsste ja jeder Plattenladen seine Verkaufsfläche verdreifachen, um das gesamte Sortiment anbieten zu können. In der Hinsicht ist der Heavy Metal noch der gesündeste Musikzweig unter allen, weil hier Originale noch Ihren Wert haben. Bestes Beispiel USA! Der komplette Musikmarkt geht verkaufstechnisch durch Raubkopien etc. den Bach runter, nur beim Heavy Metal stieg der Absatz an regulär verkauften Einheiten. Ich will keine gebrannten CDs in meiner Sammlung haben, damit kannst du mich jagen. Für mich spielt auch das Booklet eine Rolle bei einer CD, um die Musik interpretieren zu können. Also will ich in Zukunft ne komplette CD haben und keinen Baukasten!

Wie sieht die Zukunft aus? Was erwartet uns sowohl Studio- als auch livetechnisch?
In erster Linie sind wir in der nächsten Zeit relativ häufig live präsent, u.a mit Acts wie Enslaved, Pyogenesis, Red Harvest, Cryptic Wintermoon, Equilibrium etc. Ebenso stehen einige Sommerfestivals an, die gerade verhandelt werden. Parallel feilen wir bereits an neuem Material für den „Paths“ Nachfolger, den wir gerne Ende des Jahres studiotechnisch in Angriff nehmen würden.

Zum Schluss noch das klassische Brainstorming. Was asoziierst du mit folgenden Begriffen?
Nu Metal:

Einstiegsmucke für viele werdende Metaller, drum durchaus wichtig. Mir persönlich gibt Nu-Metal nicht viel.

USA:
Eine große Nation mit vielen Menschen, die von Ihrer Regierung dumm gehalten wird!

Alkohol:
Wichtiger Bestandteil des Heavy Metal. Stell dir mal nen Black Metaller mit dem Glas Milch auf nem Konzert vor!!!!! Prost!

Underground:
Viel Potenzial, viel Schrott, aber unabkömmlich und freizeitgestaltend!

Religion:
Wer’s braucht! Ich bin mein eigener Gott und bete mich selber an! Manchmal spiele ich auch an mir rum, aber das ist ein anderes Thema!!!!!

Varg Vikernes:
Einstiges musikalisches Genie, das durchgedreht ist und mittlerweile belanglos. (Drehen wir uns um die transzendentale Säule unserer Singularität! Wer macht mit?)

Musik:
Wichtigster immaterieller Lebensinhalt!

MP3/Filesharing:
Mach ich nicht!

Metal1.info:
Haben bei Euch eines der ausführlichsten und besten Reviews bekommen. Danke!

Dann vielen Dank für das Interview und an dieser Stelle das letzte Wort an dich.
Ebenso danke für das Interview und den Support. Wir würden uns freuen, den einen oder anderen Metal1-Leser bei einem unserer Konzerte zu treffen. Schaut doch mal auf unserer Homepage unter www.sycronomica.de vorbei und hinterlasst Eure Meinung über unsere Musik im Gästebuch.
KEEP THE TORCH BURNING!

Geschrieben am von Metal1.info

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