Konzertbericht: 2. Ritter in München

2008-04-25 Olympiapark Süd, München

Das 2. Ritter in München stand eigentlich unter einem guten Stern: Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr wurde der Markt auf ganze 10 Tage am Stück ausgedehnt und das Rahmenprogramm u.a. um eine Gothic-Night mit Umbra et Imago als Hauptattraktion erweitert. Für alle Mittelalter-Fans sollte es an allen Tagen von 10 bis ca. 22 Uhr Lagerleben, viele verschiedene Künstler und ein abwechslungsreiches kulinarisches Rahmenprogramm geben. Soweit die Planung. Leider sah die Praxis etwas anders aus. Denn im Gegensatz zu 2007 hatte man 2008 schwere Probleme mit dem Wetter. Mehrfach musste das Gelände auf Grund von Hagel-, Gewitter- und Regenschauern geräumt werden, so dass die 2. Hexennacht trotz Ausweichtermin letztendlich komplett gestrichen wurde. Die Open-Air-Konzerte einiger Künstler wie z.B. Qntal wurden kurzerhand in ein Zelt verlegt, wobei der eigentliche Zeitplan nicht gehalten werden konnte und die Besucherzahlen wahrscheinlich hinter den Erwartungen zurück blieben. Das Tollwood-Gelände stellte wieder einmal seine Regenuntauglichkeit unter Beweis, denn ein Mittelaltermarkt mit tiefen Pfützen, wenig Publikum und eher mies gelaunten Schaustellern macht einfach keinen Spaß. Grundsätzlich sollte man für eine eventuelle Fortsetzung im nächsten Jahr wieder auf die Wochenenden ausweichen, denn diese waren trotz des manchmal suboptimalen Wetters gut besucht und machten teilweise richtig Spaß.
Dabei schafften es Feuerschwanz mit Prinz Richard Hodenherz als Neuzugang an der Flöte trotz ihrer stimmungsvollen Lieder wie „Met und Miezen“ und viel Interaktion mit dem Publikum überraschenderweise nicht, die Menge großartig mitzureißen, während Nachtwindheim mit ihrem eher traditionellen Programm ihren positiven Eindruck vom letzten Jahr noch einmal unterstrichen. Mit den viel gepriesenen „Spilleut‘ der Ewigkeit“ namens Furunkulus konnte ich bei meinen ersten Live-Eindrücken jedoch wenig anfangen. Zu wenig Eigenständigkeit und kaum vorhandene Ausstrahlung sorgten bei mir relativ schnell dafür, dass ich das Interesse an der Musik verlor. Auf Dauer wird es nervtötend, einfach eine Reihe von ähnlichen Liedern mit kurzen Pausen dazwischen zu hören. Aus meinen Augen wäre es wünschenswert, im nächsten Jahr eine Band wie Saltatio Mortis zu sehen, die in der Lage ist, stimmungsvolle Marktmusik mit Situationskomik zu verbinden. Denn genau diese Kombination sieht man auf den Märkten viel zu selten. Viele Musiker beschränken sich zu sehr auf ihr Programm und werden dadurch für den Gelegenheitshörer schnell eintönig. Außerdem merkte man desöfteren, wie positiv das Publikum auf Künstler reagierte, die vom „Standardprogramm“ abwichen und sich somit ihre Zuschauer buchstäblich erspielten.Lobend erwähnen sollte man in jedem Fall noch den Bandcontest zwischen verschiedenen Nachwuchsbands. Die Teilnehmer waren Cumulo Nimbus, Wargsang, Feuerseele, Zwielicht, Vroudenspiel, Heiter bis Folkig, Minnedorn, Oilensanc, Nobody Knows, Spielleut Cantoris und Totus Gaudeo. Solche Veranstaltungen finden leider viel zu selten bis gar nicht statt, was wohl einerseits mit der zu oft verbreitenden Masse statt Klasse bei mittelalterlichen Bands zu tun hat. Trotzdem verdienen einige von ihnen durchaus eine Bühne, um ihre Interpretationen und Innovationen zu präsentieren. Leider konnte ich dem Contest aus beruflichen Gründen nicht beiwohnen, doch Totus Gaudeo gingen als Sieger hervor. Sollte eine der oben genannten Bands diesen Text hier lesen, können sich die Verantwortlichen gerne mit mir in Verbindung zusetzen. Eventuell lässt sich etwas machen.
Von den etwas bekannteren Bands, die bereits abseits des Contests eine der drei Bühnen bespielten, gefielen mir besonders die Spielleyt Ragnaroek mit ihrem sympathischen Frontmann und ihre Interpretationen der traditionellen Stücke Herr Mannelig und Bärentanz. Scarazula und die Mundräuber trafen meinen Geschmack hingegen gar nicht. Erstere sind meiner Meinung nach zu klischeebeladen und kommen nicht über den musikalischen Durchschnitt hinaus, während zweitere diese Form von Musik zu sehr ins Lächerliche ziehen. Da hilft auch der bayerische Charme des Sängers und ein relativ hübsches weibliches Bandmitglied nichts. Leider habe ich am ersten Wochenende ebenfalls aus beruflichen Gründen das Konzert von Schelmish verpasst, welches ich zu gern gesehen hätte, da Dextro und seine Band in neuer Besetzung mit Sicherheit ein Vorbild für andere Bands abgegeben haben, sowohl im Hinblick auf musikalische Qualität als auch Unterhaltungswert.
Pill und Pankratz zeigten sich wie im Vorjahr als perfekte Moderatoren der abendlichen Veranstaltungen, während Gaukler Fleatpit und das Fakirduo Raftan das nicht-musikalische Programm wunderbar ergänzten, da sie selbst für „mittelalterunkundige“ Besucher unterhaltsam und/oder witzig sind. Beide hatten mir im letzten Jahr gefehlt. Leider trat das Fakirduo nicht bei den Abendveranstaltungen auf, so dass die Besucher auf die spektakuläre Feuershow verzichten mussten. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass 2009 das musikalische Programm um solche Hochkaräter bereichert wird.
Allerdings gibt es derzeit berechtigte Zweifel an einer Fortsetzung, denn durch das Wetter werden die Besucherzahlen deutlich niedriger als erwartet ausfallen. Auf der offiziellen Homepage wird bereits nach einem Investor gesucht und man darf gespannt sein, ob und wie sich die Ritter in München im nächsten Jahr in München präsentieren. Ein Verlust wäre diese Veranstaltung in jedem Fall, besonders für Familien mit Kindern.Außerdem lassen sich viele noch zu sehr vom optischen Eindruck der kunterbunten Künstler leiten und verpassen so nicht nur gemütliche Abende bei Met und Knoblauchbrot, sondern auch wirklich unterhaltsame Komiker, die in dieser Form selbst das deutsche Unterhaltungsprogramm am Abend wieder erträglich machen würden. Bei den Bands sollte auch für jeden etwas dabei sein, denn die Bandbreite reicht von ganz traditionell (Scarazula, etc.), über ein wenig traditional (Spielleyt Ragnaroek, etc.) hin zu modern mit einigen traditionellen Elementen (Schelmish, etc.).

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