Konzertbericht: Blaze w/ Methusalem, Torian

2005-12-07 Elfenbein, Herford

Blaze Bailey gehörte einstmals zu Iron Maiden, einer der erfolgreichsten Bands der weltweiten Metal-Szene. Mittlerweile wandelt er allerdings auf Solo-Pfaden, gehört allerdings immer noch zu den festen Größen im Metal-Zirkus. Zur Zeit läuft seine Europa-Tour. Und in diesem Zusammenhang hat es ihn auch nach Ostwestfahlen-Lippe verschlagen. Genauer gesagt ins Elfenbein, einer Kneipe im beschaulichen Herford, die über einen Saal verfügt, der hin und wieder auch für Konzerte missbraucht wird.

Den local support an diesem Abend gaben Torian. Die fünf Paderborner hatten lediglich zehn Minuten Zeit für ihren Soundcheck. Dennoch kam der Klang klar und druckvoll aus den Boxen. Für diese Wucht sorgte nicht zuletzt die neue Rythmussektion. Allerdings klang das Quintett heute ungewöhnlich roh und urwüchsig, was vor Allem den Thrash-Granaten der Band gut getan hat. Das Material wurde von den Lokalmatadoren in gewohnt hoher Qualität präsentiert. Sänger Para kann man getrost mit dem Attribut „Rampensau“ titulieren. Für ihn könnte keine Bühne zu groß sein. Die beiden Gitarristen Carl und Alex wirkten hingegen lange nicht so agil. Sie scheinen mit einer großen Bühne wohl noch nicht so recht vertraut zu sein. Zugegebenermaßen ist es auch schwierig sich auf der ganzen Bühne zu bewegen, wenn man noch mit Kabeln arbeiten muss. Da ist es verdammt schwierig, keinen Kabelsalat zu produzieren. Aber immerhin haben die beiden ordentlich ihre Mähne kreisen lassen. Ähnliches gilt auch für den neuen Basser Bengt. Aber das sei ihm verziehen, wenn man bedenkt, dass er eine Muskelzerrung im Anschlagarm hatte. Dafür hat er sich als Torian-Frischling wirklich gut durch seinen dritten Gig mit der Band gebolzt. Ähnliches gilt auch für den neuen Drummer Gonzo, der den Rythmus perfekt getimt vorgegeben und somit für ordentlich Power gesorgt hat. Ein guter Auftritt also. Schade nur, dass zu diesem Zeitpunkt gerade mal 20 Zuschauer den Weg ins Elfenbein gefunden hatten. Immerhin konnten Torian aber wenigstens die Hälfte davon vor die Bühne ziehen und auch den ein oder anderen Applaus einfahren.

Als nächste waren die Niederländer Methusalem an der Reihe. Und die nahmen die Zuschauer mit auf eine musikalische Reise quer durch die Welt: Die doppelläufige Gitarrenarbeit erinnert sehr an die alte britische Schule, das Doublebass-Geballer an deutschen Power-Metal, die penetrante Kreischgesang des Sängers (Könnte ihm mal jemand seine Eier wiedergeben?) an italienischen Power-Metal und die Songtitel und Texte waren so klischeebeladen, dass sie eigentlich nur aus Amerika stammen können. Kleine Kostprobe gefällig? „The Strongest Of Iron, The Hardest Of Rock, The Heaviest Of Metal“. Und mal ganz ehrlich. Jede drittklassige Underground-Kapelle hat heute einen Song namens „Metal Gods“ im Programm….. Immerhin beherrschten die fünf Niederländer aber die Bühne. Es scheint so, als verfügten sie schon über reichliche Live-Erfahrung, denn die Show war zwar keine großartige, brauchte sich aber auch nicht hinter der von größeren und bekannteren Bands zu verstecken. Somit avancierte das Quintett immerhin noch zu einem netten Pausenfüller während die mittlerweile 40 Anwesenden auf Blaze warteten.

Und der muss derbe enttäuscht gewesen sein. Mit Iron Maiden hat er noch vor hundertausenden von Fans gespielt. Als er mit seiner Band die Bühne in Herford betrat hatten sich gerade einmal 50 Leutchen im Elfenbein versammelt. Aber was solls denn? Blaze hat trotzdem alles gegeben. So traten bei dem kleinen Mann mit der großen Stimme ziemlich schnell die ersten Schweißflecken auf seiner fast schon obligatorischen Weste auf. Aber wen wundert das auch? Der gute strotzt trotz seines hohen Alters immer noch so vor Energie. Diese ging dann natürlich auch auf das Publikum über. Da war es plötzlich egal, dass nur so wenige da waren. Es wurde trotzdem gefeiert, gebangt und die Pommesgabel in Höhe gereckt. Aber wen wundert das auch bei einer Setlist, die Granaten wie „Sign Of The Cross“ oder „Soundtrack Of My Life“ beinhaltet. Das das Ganze qualitativ auf hochwertigem Niveau dargeboten wurde brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Blaze Bailey ist halt in der glücklichen Lage, dass sich einige der besten Musiker der Welt darum reißen in seiner Band spielen zu dürfen. Auch die Länge des Konzertes war amtlich. Mehr als zwei Stunden hielt sich der Meister mit seinen Mannen auf der Bühne auf und die Lautstärke war so hoch, dass Anwohner die Polizei verständigt hatten, die darauf achtete, dass der Gig tatsächlich kurz nach Mitternacht zu Ende war.

Insgesamt wars ein schöner Abend. Schnörkelloser Heavy Metal in einem druckvollen Soundgewand. Das hatten die Fans erwartet und das hatten sie auch bekommen. Und zwar von allen drei Bands! Bleibt am Ende lediglich nur noch ein Wermutstropfen: Die Tatsache, dass so wenig Menschen erschienen waren, um den Meister in Aktion zu sehen. Darunter hatte natürlich auch die Stimmung zu leiden. Aber was solls. Blaze ist live trotzdem allemal eine Empfehlung wert.

Geschrieben am 7. Dezember 2005 von Metal1.info

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