Konzertbericht: Boppin‘ B w/ Hank Cash

2009-02-28 Backstage, München

Boppin‘ B, die selbsternannte Mutter aller Scheißkapellen, gastierte Ende Februar im Münchner Backstage. Als Vorband hatte man sich für diesen Abend die aus dem norddeutschen Raum stammenden Hank Cash (mit Betonung auf Cash!) eingeladen.

Diese eröffneten nach gut halbstündiger Verspätung gegen 20.30 Uhr den Konzertabend mit Johnny Cash’s „Folsom Prison Blues“. Damit war der Name direkt Programm und ein Hauch von Johnny begleitete den gesamten knapp 35-minütigen Auftritt. Neben weiteren Cash-Klassikern wie „Get Rhythm“ gab es auch Coverversionen von Hank Williams jr. (wobei mir „A Country Boy Can Survive“ fehlte) sowie vereinzelt ein paar selbst geschriebene Songs, von denen ich mir persönlich mehr gewünscht hätte.
Eine mehr oder minder straighte Coverversion von „Blitzkrieg Bop“ als „Blotzkrieg Bip“ an den Mann bzw. die Frau zu bringen war zwar einerseits dreist, andererseits durchaus unterhaltsam. Leider konnte man die Ansagen des charismatischen Sängers nur sehr schlecht verstehen, so dass einige Gags und kurze Stories auf der Strecke blieben.
Als Vorband gingen die 3 Jungs insgesamt trotz mangelndem Abwechslungsreichtum und reichlich bekannter bzw. ausgelutschter Coverversionen vollends in Ordnung. Die gegen Ende überdurchschnittlich gefüllte Halle dankte es mit verhältnismäßig viel Applaus und „Zugaben!“-Sprechchören, welche jedoch unbeantwortet blieben.

Nach quasi nicht vorhandener Umbauphase enterten die Jungs von Boppin‘ B die Bühne. Ihre Bekanntheit dürften sie wohl in erster Linie Sasha alias Dick Brave verdanken, der sie nicht nur als Support für seine Tour engagierte, sondern ihnen auch gestattete, seine Songs im typischen Boppin‘ B-Style zu covern. Diesen Stil könnte am Besten als Crossover zwischen Rockabilly, Ska und Punk mit vereinzelten Blechblaseinlagen bezeichnen.
Dass es sich bei der Band um absolute Vollprofis handelt, wurde von Anfang an deutlich. Hank Cash wurden bereits bei den ersten Songs mächtig in den Schatten gestellt und so begannen im gesamten Backstage die Hüften zu kreisen und die gegelten Haartollen zu schaukeln. Aufgelockert wurde die Gute-Laune-Musik durch vereinzelte akrobatische Einlagen der Mitglieder (siehe Fotogalerie am Ende dieses Berichts) und kollektive Massenbeschimpfungen der inzwischen noch etwas besser besuchten Halle. Ein herzliches „Do you feel alright?“ der Band wurde dabei durch das Publikum standesgemäß mit „Scheißkapelle“ erwidert. Hatte für mich als Neuling durchaus Stil – und es blieb vor allem hängen, genau wie einige der Songs.
Die Setliste beinhaltete an diesem Abend neben den obligatorischen Sasha-Coversongs wie „If you believe“, auch einige eigene Stücke der Jungs wie z.B. ihren meiner Meinung nach besten Song „Ein toller Tag“.
Vom neuesten Album „Rock’n’Roll Radio“ gab es noch neu aufbereitete, sehr unterhaltsame Versionen der Songs „King of the Bongo“ und „Hand in Hand“. Die beste Coverversion sparten sich Boppin‘ B mit „Winds Of Change“ allerdings bis zum Ende auf. Das schlug meiner Meinung nach sogar das Original. Vor diesem Song hatte das Konzert sein einziges kurzes Tief mit 2 bis 3 weniger originellen Stücken bzw. Darbietungen. Nach ca. 90 Minuten folgten schließlich als Rausschmeißer noch der 2. „Blitzkrieg Bop“ des Abends sowie einige weitere Zugaben.Durch die Party, die direkt im Anschluss an das Konzert stattfand, hatte sich die Halle gegen Ende noch mehr gefüllt und auch die unplanmäßigen Besucher wirkten durchaus angetan von der größtenteils unbekannten Musik.
Musikliebhaber, die halbwegs offen und affin für diese Form von Musik sind, werden bei einem Boppin‘ B-Konzert die Beine nicht still halten können. Dazu ist die Musik live (und leider nur bedingt auf CD) zu mitreißend, einladend und verführerisch. Natürlich darf man sich keine stimmungstechnischen Highlights erwarten und auch keine monumentalen Songs, aber für einen gelungenen Abend in lockerer Atmosphäre als Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag fallen mir nur wenig bessere Alternativen ein.
Einzig Michael als Frontmann könnte seltener zu seinem Kamm an der Kette greifen, um dieses Klischee nicht zu häufig zu bedienen. Ansonsten kann es nur heißen: Roll your hair, shake your hips und ein herzliches SCHEISSKAPELLE!

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