Konzertbericht: Boppin‘ B w/ Hellabama Honky Tonks

2012-02-24 Backstage, München

Ganz im Zeichen der flatternden Petticoats und schmalzigen Haartollen, mitreißenden Rhythmen und eventuell der ein oder anderen heißen Sohle auf dem Parkett rockten BOPPIN’B mit den HELLABAMA HONKY TONKS am 24. Februar 2012 gute drei Stunden die Backstage Halle.

Der Beginn des Rock’n’Roll Abends verzögerte sich – beinahe standesgemäß – direkt um ca. 15 Minuten. Dafür eröffneten die HELLABAMA HONKY TONKS aus dem tiefbayerischen Eggenfelden (Daniel Küblböck, wer erinnert sich?) mit einer umso explosiveren Mischung aus Rockabilly, Swing und Country das Spektakel. Die selbsternannten Erfinder des High Octane Hillbilly Rock’n’Rolls (zur Befriedigung der Neugier bezüglich dieses Begriffs wird empfohlen, die Homepage der Band zu checken) verstanden es, viele der anwesenden Beinpaare mit Contrabass, Drums und Gitarre zum Springen oder Tanzen zu bewegen. Fernab abgenudelter Coverversionen ein rundum gelungener Auftakt für ein Konzert, das sich im Laufe des Abends immer mehr steigern sollte. Denn trotz der bemerkenswerten Darbietung der gar nicht so sehr nach Rockabilly aussehenden Jungs war der Unterschied zu den alten Hasen dieses Genres nicht zu leugnen. Während die Darbietung der Honky Tonks das Publikum sanft vorgarte und langsam in Richtung Siedepunkt bewegte, brachten die Aschaffenburger Headliner die Stimmung wenig später endgültig zum Überkochen.

Von der ersten Minute an rockte die liebevoll geschimpfte „Scheißkapelle“ BOPPIN‘ B das gesamte Backstage. Bei den hauptsächlich fetzigen Stücken, hier und da unterbrochen von gefühlvoll gesungenen Balladen, zeigte die bereits seit 1985 bestehende Gruppe ihr Können. Griff Frontmann Michael bei einem der letzten München Konzerte noch nach jedem zweiten Lied zum Kamm um seine Haare wieder in die korrekte Position zu bringen, machte das diesjährige Frisurenchaos auf seinem Kopf die Stimmung nur allzu deutlich: zügellose und ansteckende Energie! Und selbst für BOPPIN‘ B-Neulinge dürfte der ein oder andere Song vertraut geklungen haben, denn neben den selbst komponierten Stücken ihres letzten Albums „B.A.N.G.“ vereinfachten Coverversionen von Roxette, den Scorpions und besonders Sasha das Mitsingen. Und auch hier war für jeden Geschmack etwas dabei: Angefangen von „If You Believe“ über „Winds of Change“ bis hin zu „King Of The Bongo“ deckten die Stücke große Teile der jüngeren Musikgeschichte ab und präsentierten sich ganz im Stil der 50-70er Jahre, angehaucht mit Pop-, Punk-, Ska- und Swing-Elementen. Wie selbstverständlich turnte beinahe die gesamte Besetzung während der Show über die Bühne und vermittelte u.a. dadurch eine unbändige Spielfreude, von der sich andere Musiker nach so vielen Jahren „on the road“ gerne ein Scheibchen abschneiden dürften. Besonders Contrabassspieler Didi sorgte mehrfach für ein Raunen in der Halle, indem er sein Instrument wahlweise über seinem Kopf hielt oder selbst darauf balancierte.
BOPPIN‘ B setzten durch ihre kleinen akrobatischen Meisterleistungen der ganzen Darbietung noch ein weiteres Sahnehäubchen auf, so dass es wohl im gesamten Raum am Ende kaum noch Zweifler gab und jeder von der Energiewelle überrollt und gnadenlos mitgerissen wurde. Jedenfalls sah es sehr danach aus, denn es stand jedem einzelnen Besucher am Ende ins Gesicht geschrieben, dass die lauthals mitgeschmetterten Zeilen „Heute geht’s uns gut, heute ist ein toller Tag“ bei „Ein toller Tag“ aus tiefstem Herzen so gemeint waren und sehnsuchtsvoll nach einer Wiederholung der Zeitreise in die „Golden 50s“ schrien.

Publiziert am von und Uschi Joas

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