Konzertbericht: Chris de Burgh

25.05.2017 München, Philharmonie

Chris de BurghZwei Jahre ist es her, da nahm CHRIS DE BURGH in der Münchner Philharmonie zwischenzeitlich auf einem Sessel Platz und sprach über den Respekt gegenüber alten Leuten. Knapp zwei Jahre später kehrt der alte Mann mit dem unvergleichlichen Schmelz in der Stimme zurück: Der Sessel ist einer Rock-Show gewichen und wenn der Ausnahmesänger kurzzeitig Platz nimmt, dann nur an seinem Piano. Mit knapp 70 Jahren zelebriert der in Buenos Aires geborene Ire aber nicht nur die ruhigen Töne.

„A Better World“ heißt sein letztes Ouevre, das er im September 2016 unter’s Volk gebracht hat. Die Edellocation im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt ist allerdings sicher nicht wegen der neuen Stücke fast ausverkauft. Zu unrecht denn nach stehenden Ovationen zu Beginn und dem Einstieg „Hope In The Human Heart“ eröffnet CHRIS DE BURGH den Konzertabend genau wie seine letzte CD mit „Bethlehem“. Das geht direkt gut ins Ohr und offenbart, wie anschmiegsam die Stimme der Rocklegende auch im fortgeschrittenen Alter noch ist. „A Better World“ ist nicht zum Strecken der Setliste und zum Überleiten auf die Klassiker gut. Wer den Briten vorschnell auf „Lady In Red“ reduziert, begeht einen folgenschweren Fehler, denn in den folgenden rund zwei Stunden und 30 Minuten Nettospielzeit rockt der dreifache Familienvater die Philharmonie ordentlich und erweist sich als Mann mit klaren Botschaften sowie viel natürlichem Charme. „Restaurantdeutsch“ spricht er nach eigener Aussage – und zählt einige Beispiele auf: von „Spargel“ über „Pils“ und andere Speisen, die er mit Deutschland verbindet. Auch an Anekdoten aus der bayerischen Landeshauptstadt fehlt es nicht: Eine junge Dame sei heute zu ihm gekommen, als er am Karlsplatz unterwegs gewesen ist. Sie fragte nach einem Foto, er legte ihren Arm um sie – dann kam ihr Freund und meinte, er soll doch bitte ein Bild von den beiden vor dem Brunnen knipsen.

Dabei erweckt CHRIS DE BURGH nie den Anschein einer trainierten Marionette oder wie ein Rockstar auf Autopilot. „A Better World“ sei es, was die Menschen heute mehr denn je bräuchten, sagt er mit tagesaktuellem Bezug auf die Attentate in Manchester. Politische Botschaften sind ihm nicht fremd: Wenn er sie nicht offen ausspricht, dann vertont er sie wie im neuen „Homeland“ oder setzt er sich ans Klavier und covert spontan „Let It Be“ von den Beatles. Es folgen „Where Peaceful Waters Flow“ und sein Anti-Kriegssong „Borderline“. Stimmungsvoll und gleichzeitig thematisch passend. In ersten Hälfte gibt es bereits „Ship to Shore“ sowie den reisenden Astronauten in „A Spaceman Came Travelling“. Beides wird begeistert aufgenommen vom durchaus etwas älteren Publikum, das sich früh von den Sitzen erhebt, aber erst spät den Bühnenrand erobert. Dafür wird DE BURGH vom ersten Song an mit Geschenken geradezu überhäuft, für die er sich artig und persönlich bedankt. Die zweite Hälfte beginnt er mit einem Akustik-Set, aus dem besonders „Moonlight And Vodka“ sowie das bereits erwähnte Beatles-Cover hervorstechen. Seine Hommage an Russland kommt wie das perfekte Lied für den Eurovision Song Contest daher – melodiös, charmant und ungemein eingängig.

„Lady In Red“ ist nicht der erwartete Rausschmeißer, sondern ein besonderer Teil im letzten Drittel: CHRIS DE BURGH nimmt kurzentschlossen die Beine in die Hand und macht sich auf den Weg zu seinen Anhängern, allen voran den Rollstuhlfahrern. Geduldig schüttelt er Hände, umarmt und lässt sich sogar einige Selfies mit einem Lächeln über sich ergehen. Das passt zu seiner Einladung an alle Gäste, so viele Fotos zu machen wie sie wollen und auf ihre eigene Weise Spaß zu haben. DE BURGH holt das Publikum ganz nah zu sich und lässt es ganz nah an sich heran. Vier hervorragende Musiker hat er im Schlepptau, sein Schlagzeuger stammt aus Österreich und seine Technik-Crew aus Augsburg. In 35 Jahren hätte er nie mit besseren Leuten gearbeitet, sagt er. Auch das wirkt glaubwürdig. Der hervorragende Klang wird unterstützt von einer illuminierten Rose im Hintergrund, die einerseits das Cover von „A Better World“ ziert und andererseits den Abend über in den verschiedensten Farben erstrahlt.

Als sich das Konzert langsam dem Ende neigt, covert DE BURGH „Africa“ von Toto, löst die letzten Leinen mit „Don’t Pay The Ferryman“ und gipfelt in „High On Emotion“. Als Zugabe gibt es noch „Go Where Your Heart Believes“ – mit dem Zusatz, dass diese Prämisse für alle Menschen gelten sollte. CHRIS DE BURGH erscheint dabei wie jemand, der genau das vorlebt.

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Ein Kommentar zu “Chris de Burgh

  1. Dieser Konzertrückblick spricht mir aus dem Herzen. Ich durfte ihn am 17.05 diesen Jahres zu meinem Geburtstag in Leipzig erleben. Einzigartig, unfassbar.

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