Konzertbericht: Deathtrip 2012 (Bloodsport, Soulbound & Support)

2012-12-28 Rockarena, Limburg an der Lahn

Wie schon in den letzten Jahren findet sich auch 2012 kurz vor Silvester die Limburger Death-Metal-Größe BLOODSPOT ein, um gemeinsam mit einem Quartett anderer Bands aus verwandten Musikgenres mordsmäßig die Löcher aus dem Käse zu rocken. Das sind dieses Jahr neben den Gießenern SPREADING MIASMA und den aus dem Ruhrpott stammenden Old-School-Death-Metallern SABIENDAS auch die regelmäßig im Rhein-Main-Gebiet tourenden Melodic-Death-/Metalcore-Asse von SOULBOUND. Ebenfalls vorab angekündigt waren REPENT, die aufgrund des Ausfalls ihres Schlagzeugers jedoch absagten.

 

Los geht’s also mit SPREADING MIASMA, die schon beim Soundcheck mit technischen Spielereien und abgefahrenen Soli für verblüffte Gesichter sorgen. Der gute Soundcheck dauert dann jedoch deutlich länger als geplant, sodass die Band statt um 20 Uhr erst gegen 20.30 Uhr beginnen kann. Nach einem mit über zwei Minuten übertrieben langen, gesprochenen Intro legt die Band dann los.Wie es sich beim Einspielen gezeigt hat, zaubert die Band sehr technischen Death Metal auf die Bühne, der aufgrund eines etwas undifferenzierten Sounds noch nicht ganz ausgewogen aus den Boxen schallt. Und gleichwohl die einzelnen Bandmitglieder mit ihren instrumentalen Fähigkeiten (unter anderem war ein bundloser Bass mit von der Partie) zu beeindrucken wissen, so scheint das Songmaterial stellenweise noch nicht ganz ausgereift und nicht zielstrebig genug. Für einige sehr gute Momente reicht es aber und so können die Hessen das bis dahin anwesende und mit etwa 20 Leuten noch etwas spärlich bemessene Publikum überzeugen – ein Reinhören in ihre erste, nur noch spärlich vorhandene EP „Illumination“ könnte sich also durchaus lohnen. Nach gut 40 Minuten machen SPREADING MIASMA dann Platz für Soulbound.

Setlist SPREADING MIASMA:
01. Demons of the Past
02. Irate Goddess
03. Analogy of the Cave
04. No Progress
05. The Extinction
06. The Harvest
07. [Unbetitelt]

Die fackeln nach einer ebenfalls längeren Umbaupause nicht lange und legen gleich einen Brecher erster Güteklasse ab, der vor allem die jüngeren Zuschauer in der Menge sofort mitreißt. Die sehr aktiven Gitarristen wirken gut aufgelegt und Sänger Johnny sucht intensiv die Nähe zum Publikum. Die Bielefelder profitieren von einem inzwischen sehr guten Sound, der vor der Bühne sehr klar und gut ausdifferenziert rüberkommt. Die Jungs nutzen den Auftritt, um ihr weiterhin aktuelles Album „Towards The Sky“ zu promoten, das letztes Jahr im März erschienen ist.Neben einer fehlerfreien Performance, die SOULBOUND bieten, ist sich die Band auch um einige Gimmicks nicht zu schade – so werfen die Bandmitglieder anlässlich des Songs „Halloween“ kurzerhand Masken über, um mit einem zwischen komisch und befremdlich anmutenden Outfit den kompletten Song zu performen. Das kommt auch bei der Meute gut an, die jeden der gut zehn Songs frenetisch feiert – nach Ende der Show werden vereinzelte Zugabe-Rufe laut, eine solche kann aber aufgrund des straffen Zeitprogramms nicht in die Tat umgesetzt werden.

Setlist SOULBOUND:
01. Intro
02. Broken Pieces
03. Blind Progress
04. Abyss
05. Curse of Vanity
06. Halloween
07. Break Away
08. Dead Letters
09. Down in Destruction
10. Towards the Sun

Schlagartig wird es mit SABIENDAS um einiges Death-Metal-lastiger, und der Altersdurchschnitt sowohl auf als auch vor der Bühne dürfte mit dem Beginn des Gigs um gut und gerne 20 bis 30 Jahre (no offence intended) gestiegen sein. Gut so, denn was folgt, soll sich als so etwas wie die große Überraschung des Abends entpuppen. Die vier Mannen und die eine Gitarristin hauen von der ersten Minute an eine Old-School-Granate nach der anderen raus – man darf sich durchaus an Bands wie Suffocation und Cannibal Corpse erinnert fühlen. Die Ruhrpottler lassen nichts aus: Temporeiche Blastbeat-Walzen wechseln sich ab mit überragenden Death-Metal-Grooves – gerade die sind es, durch die sich die vorderen Reihen mit immer mehr heftigst headbangenden Menschen füllt, die so eine Gaudi gar nicht erwartet hatten. Sehr viel Laune machen die Ansagen von Sänger Jan, der ganz im Stile einer sehr bekannten amerikanischen Death-Metal-Band stets eine normale Ansprache hält, um dann den Titel ohrenbetäubend ins Mikro zu röhren.
Weiterhin macht die Band fleißig Werbung für ihre am 22.02.2013 erscheinende, neue Platte „Restored To Life“ – O-Ton: „Weltuntergang oder nicht – unser Album kommt.“ Darauf darf man definitiv gespannt sein – ein absolut genialer Auftritt.

Setlist SABIENDAS:
01. Restored To Life
02. Necrophobia
03. Worse Than Death
04. Cheating Death
05. Cabron Hejo De Puta
06. Faces In The Dark
07. Prophets Of Blood
08. Retributionist
09. Zombie Ritual – Death Cover
10. Blood Drenched Rack

Schließlich ist es um 23:45 Uhr schon recht spät, als mit BLOODSPOT endlich die Headliner des Abends die Bühne betreten. Ob die Gitarristen der Band eine Wette verloren oder einfach nur einen sehr eigenen Kleiderstil haben, bleibt zwar verborgen, es ist dennoch sehr lustig anzuschauen, wie die beiden Gitarristen der Band einerseits mit einer bis auf Minirock-Größe abgerissenen beziehungsweise vollständigen, aber komplett zerschnittenen Jeans aufs Parkett steigen. Ist aber auch egal, denn BLOODSPOT sind nicht umsonst eine der Death-Metal-Größen im Rhein-Main-Gebiet (ob man Limburg jetzt dazuzählt, sei mal dahingestellt). Die Setlist setzt sich hauptsächlich aus Songs ihres aktuellen Albums „Embrace The End“ zusammen – richtig so, denn Songs wie „Breathless“, „Answer My Fall“, „Beneath A Burning Sky“ und „Lifeless“ sind allesamt wahnsinnig abgehende Death-/Thrash-Songs, die die richtige Portion Melodie nicht vermissen lassen.Die hämmernden Mosh-Passagen sind genau das Richtige, um das Publikum vollends ausrasten zu lassen. Das Sänger Pete in den Pausen nicht viel dazu tut, um die Stimmung anzuheizen, ist da auch nicht weiter schlimm. Vielmehr schafft er es, das Publikum mit einer gehörigen Portion Selbstironie zum Lachen zu bringen, als er nach ca. 25 Minuten fragt: „Jetzt soll ich sowas sagen wie…HABT IHR NOCH BOCK? Also… HABT IHR NOCH BOCK???“ Schnörkellos und ohne Umschweife rocken sich BLOODSPOT durch 45 Minuten mitreißenden Death/Thrash-Metal und verlassen nach der Zugabe „This Demon“ unter tosendem Applaus, Jubelschreien und weiteren Zugabe-Rufen die Bühne.

Setlist BLOODSPOT:

01. Far From Innocence
02. Breathless
03. Consumed By Hatred
04. Answer My Fall
05. Taste The Cancer
06. „Bloodshed Utopia“ (Arbeitstitel eines brandneuen Songs)
07. „Bazooka“ (Arbeitstitel eines brandneuen Songs)
08. Lifeless Flesh

09. This Demon

Wer an diesem Abend die schlappen 6 € Eintritt bezahlt hat, hat also alles richtig gemacht. Auch die äußeren Umstände stimmen – so gibt es die Getränke in der Rockarena Limburg günstig und ohne nervige Pfandmarken zu erwerben. Der Sound stimmt über weite Strecken des Abends und alle anwesenden Bands haben es geschafft, das Publikum zu überzeugen, wenn nicht zu begeistern – und was will man mehr?

Publiziert am von Pascal Stieler

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