Konzertbericht: Fiddler’s Green w/ Punch N Judy

2012-01-19 Spectrum, Augsburg

Auch 2012 ziehen Fiddler’s Green mit ihrem Erfolgsalbum „Wall Of Folk“ im Gepäck quer durch die Bundesrepublik. Nach dem Gastspiel in München im November kehrten die Wahliren wie jedes Jahr im Januar zurück in den Süden und schlugen im Augsburger Spectrum auf. Trotz widriger Soundumstände bewiesen Albi, Pat und Co. erneut, dass sie mit ihrer Musik momentan jeden Club ordentlich durchschütteln können.

Im Vorprogramm hieß es aber zunächst: Punch on! Denn PUNCH N JUDY eröffneten den Konzertabend mit imposantem Crossover-Folk. Dieser wurde sogar konzeptionell und thematisch passend verpackt, so dass Sänger Sascha mehrfach sein Outfit wechselte und u.a. als Pirat vor die Menge trat. Zwar dauerte es, bis das Schwabenland auf Touren kam, doch besonders als PUNCH N JUDY am Ende ihren „Koboldkönig“ anstimmten und Tobi von Fiddler’s Green als Gastmusiker begrüßten, hatten sie das gut gefüllte Spectrum überzeugt. Die ersten Reihen tanzten und feierten, so dass schließlich auch Sascha mit den Fans das Tanzbein schwang, bevor der Auftritt nach rund 45 Minuten so endete wie er begann – mit dem etwas außer Mode gekommenen Robot-Dance. Umso angesagter war die Musik von PUNCH N JUDY, die es in dieser Frische gerne weit öfters im Folkbereich geben dürfte.

Nach kurzer Umbauphase wurde prompt die „Wall of Folk“ in Augsburg errichtet – FIDDLER’SGREEN eröffneten ihr Set wie schon im Vorjahr mit dem Titeltrack ihres neuen Albums. Das noch schnellere Traditional „P Stands For Paddy“ sowie das etwas rock-poppigere „Country Of Plenty“ waren die logische Fortsetzung vom bereits etablierten Live-Set und trotz eines größtenteils fragwürdigen Soundkleids hatte das Augsburger Publikum mächtig Spaß am Irish Independent Speedfolk, der besonders seit dem letzten Studiowerk seinen Namen wieder richtig verdient hat. Konsequenterweise enthielt die Songauswahl u.a. mit „Queen Of Argyll“, „Days Of Yore“ und „Lanigan’s Ball“ auch einige Klassiker aus der Zeit, als der Speedfolk sozusagen laufen lernte und verschiedene Interpretationen von traditionellen Stücken gewagt wurden. Selbst auf „Wall of Folk“ finden sich mit „Irish Rover“ und „Dirty Old Town“ noch zwei aufgemotzte Traditionals, die es sogar in das Liveprogramm geschafft haben und dort nicht nur als Kontrast zum Party & Tanz-Marathon ihre Daseinsberechtigung haben.

Im wieder stark irisch geprägten Folkkorsett scheinen sich die Fiddlers mit ihren Kompositionen augenblicklich pudelwohl zu fühlen und gemessen an den Reaktionen in Augsburg ist die derzeitige Ausrichtung der Bühnenveteranen in allen Bundesländern (und schätzungsweise auch darüber hinaus) ein Konzept mit Zukunft. Dass selbst die letzten, punkigeren Jahre manch Gutes mit sich brachten, zeigten wiederum exemplarisch das wie immer akrobatisch vorgetragene „The Night That Pat Murphy Died“ und die Beleidigungshymne „Bugger Off“ nebst erhobenen Mittelfingern auf bzw. vor der Bühne. Die gesunde Mischung aus Sauf-, Rauf- und Trinkliedern kristallierte sich als irisches Erfolgskonzept der Gegenwart heraus. Wie universell einsetzbar dieses Konzept ist, bewiesen FIDDLER’S GREEN wiederum mit der Fußballhymne „Fields Of Green / Nie zu spät“.
Dass dabei dennoch genügend Raum und Platz für Traditionelles und nachdenkliche Momente bleibt, zeigte erneut Albis „Lost To The Moon“ im Singer/Songwriter-Stil, als der gesamte Saal in andächtiger Stile lauschte. Der Abwechslungsreichstem regierte weiter: Einige Songs danach fand sich wiederum das gesamte Sextett im Zuschauerraum ein, um zusammen mit ihren Fans zu „Star Of The County Down“ beschwingt zu feiern. Wenig später wurde schließlich die schwäbische Wall Of Folk bei „Rocky Road To Dublin“ errichte, wobei die von Pat geforderten möglichst zahlreichen sexuellen Kontakte beim Tausch der Seiten glücklicherweise ausblieben.
Dies war aber beinahe schon alles, was an diesem Abend zu kurz kam: FIDDLER’S GREEN spielten mit einer Urgewalt und Spielfreude gegen die im Spectrum meist ungünstigen Umstände an und schafften es so, wieder einmal ein extrem starkes Folkrockkonzert auf die Beine zu stellen. Wer es in Augsburg verpasst hat, kann die Jungs dieses Jahr u.a. noch beim Irish Summer zusammen mit Corvus Corax in Wertingen sehen oder auf dem alljährlichen Veldensteiner Festival als Hauptact neben Schandmaul.

Publiziert am von und Uschi Joas

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