Konzertbericht: Kampfar w/ Elite

2007-02-02 München, Backstage

Es sollte ein elitärer Abend werden, doch wie üblich gibt es selbst zu einem solchen Anlass Komplikationen.
Unter dem Titel „The Black Metal Institution Tour“ beehren am heutigen Abend die gigantischen ELITE und die wiederauferstandenen KAMPFAR das Backstage in der Landeshauptstadt Bayerns. Mit massiver Verspätung kommen wir im Backstage an. Zu Fuß durch München zu laufen ist dann doch was anderes, als gemütlich mit dem Auto fahren zu können. Mal davon abgesehen, dass die Straßen in München immer ihren eigentlichen Platz und die Richtung zu ändern scheinen, sodass man sich selbst mit einer detaillierten Wegbeschreibung hoffnungslos verloren vorkommt.
Vor Ort treffen wir gleich auf den Veranstalter Kamil, der ganz zufrieden mit „seinem“ ersten Gig zu sein scheint. Circa 150 Leute sind anwesend und lauschen gerade der norwegischen Elite ELITE. Die Bad Tölzener Amystery und die Pagan Black Metaller Orlog haben ihre Show bereits beendet. Was erstere betrifft, ist es vermutlich nur halb so wild, da der betrunkene Sänger im Anschluss scherzeshalber den Gruß an uns richtete – den man in Deutschland nicht gerne hört – was allerdings keineswegs spaßig ist.

Und um ganz ehrlich zu sein, hat man sich doch am meisten auf ELITE (endlich in Deutschland!) gefreut, doch sie sind kaum wieder zu erkennen auf der Bühne. Betrunken, betrunkener und am betrunkensten stolzieren sie umher. Sänger Bent lallt und kreischt zugleich, doch es klingt nicht so daneben wie man meinen mag. Trotz seines Alkoholkonsums ist er sichtlich guter Stimmung und greift schwungvoll zum Mikrophon.“Bifrost“ und „Kampen“ heißen die beiden Tonträger der Band, diese sind ordentlich produziert und durchgehend gelungene Werke. Doch wer rechnet mit diesem Vorwissen dann mit einer Band, die sich mit den Schweden Watain vergleichen ließe, nur dass sie betrunken (oder gar besoffen) sind.
Dennoch muss ich ebenfalls sagen, dass Elite eine Atmosphäre erzeugten, wie es nur Musiker können, die zu ihrer Musik stehen. Diverse Gefühlsausbrüche geleitet durch eine Stimme füllen das Münchner Backstage, und die Meute vor der Bühne gibt dies zurück, indem ausreichend gemosht, Bier getrunken und leider auch unpassenderweise gepogt wird. Abschließend zu Elite bleibt nur zu sagen, dass ich sie mir gerne nochmals ansehen werde, wenn sie etwas nüchterner sind…

Eine kurze Pause steht nun an, die wir nutzen, um frische Luft schnappen zu gehen (nebenan findet eine Reggae-Party statt, sodass es einen dann doch nach einem nur kurzen Luftschnappen wieder in die verqualmte Konzerthalle zog).
Etwas bedrückt auf Grund des etwas enttäuschenden Auftritts von Elite, sehen wir nun KAMPFAR entgegen. So lang ist es ja noch gar nicht her, dass Kampfar wieder auf den Beinen sind und mit ihrer aktuellen Scheibe „Kvass“ nach langjähriger Abstinenz zurückgeschlagen und sich erneut einen Platz ganz oben ergattert haben.Die zusammengewürfelte Band positioniert sich auf der Bühne, ein schöner Banner mit Bandlogo und Waldmotiv prangt an der Wand, und zuletzt stöckelt der spindeldürre Sänger Dolk die Trepper hinunter Richtung Bühne. Seine Rippensammlung stellt er selbstbewusst zur Schau und sucht den Kontakt zum Publikum.
Gut gelaunt legen die Nordmänner sich ins Zeug. Kampfar gefallen mir gut, auch wenn ich etwas mehr Tiefgründigkeit erwartet hätte. Es scheint alles eher spaßeshalber gemacht zu werden, als aus purer Leidenschaft. Vielleicht liegt das aber auch einfach nur daran, dass die Platten alle so genial gut sind, und man sich so oder so kaum vorstellen kann, wie man eine solche Art von Musik (gerade bezogen auf das dritte Album „Kvass“) live performen kann.

Dennoch machen Kampfar einen sehr sympathischen Eindruck, Sänger Dolk tobt unentwegt über die Bühne und Bassist Jon Bakker tanzt gebeugt mit seinem Bass. Das nenne ich ein ansehnliches Bassspiel, das zugleich auch zum Schmunzeln anregt!Die Songauswahl ist nicht zu bemängeln; von allen drei Alben werden Stücke gespielt. Der Knüller des Abends ist wie erwartet „Ravenheart“ von der Kvass. Das Publikum singt lauthals mit und kaum ein Kopfhaar wird nicht geschüttelt. Kampfar haben viel Spaß gemacht, ich kann sie jedem ans Herz legen, der in Sachen Ideale nicht ganz so verstockt ist. Die Jungs sorgen definitiv für eine nette Stimmung.

Geschrieben am 2. Februar 2007 von Metal1.info

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