Konzertbericht: Krakfest 2005

2005-04-02 Trier, Exil

 

An einem sonnigen Freitag, einem der ersten des Jahres, lud das Trierer Exil mal wieder alle Metalheads aus der Gegend ein um sich ein Metalspektakel zu Gemüte zu führen. Jedoch war dies nicht irgendein Konzert sondern die 2005er Auflage des Krakfests welches über zwei Tage verteilt, den 22. und 23. April, das volle Programm für Hardcore und Metaljünger bot. Da für mich jedoch vor allem der erste Tag interessant war und ich am Samstag sowieso verhindert war, entschied ich mich mit ein paar Kollegen für einen Besuch am Freitag.

Nach einigen Bieren machten wir uns auf den Weg ins große Exil wo die Japanischen Kampfhörspiele gerade ihr Set eröffnet hatten. Wir schauten uns die Show aus der hinteren Reihe auf und es wurde sofort offensichtlich dass Jaka sich durch vermehrtes Auftreten im Trierer Raum bereits eine feste Fanbase erspielt haben. Und das nicht zu Unrecht, denn die Jungs kamen druckvoller als auf so manche ihrer Platten rüber und hielten die Menge zudem mit sehr sympathischen Ansagen bei Laune. Der Mix aus Grindcore und Death Metal sowie typischem Jaka, ich nenne es mal „Gequäke“ kann sicherlich nicht jeden überzeugen, ist aber sehr kurzweilig und war dementsprechend leider schon schnell vorüber, jedoch nicht bevor noch mal alle Leute dazu ermuntert wurden beim letzen Song die Bühne zu entern. Anschließend besorgte ich mir noch schnell ein Leng Tch’e Shirt bevor auch diese Sickos schon ihre Show starteten.
Bei Leng Tch’e handelt es sich um eine belgische Grindcore-Band die jedoch nie wie viele Mitstreiter des Genres einfach nur rumrumpeln sondern nach jeder Prügelattacke das Material mit punkig rockenden Teilen auflockert und somit nicht nur den ganz Harten im Garten gefallen dürfte. Gegründet wurde die Band von Aborted-Frontman Svencho der hier jedoch hinterm Schlagzeug seine Arbeit verrichtet. Auch Leng Tch’e wurde vom Publikum begeistert empfangen und hatten sichtlich Spaß. Das gipfelte darin dass Sänger Boris mir ein Lied des neuen Albums widmete, da ich in der ersten Reihe mit meinem Leng Tch’e wohl sehr fleißig die Rübe schüttelte. Doch auch dieser Gig war nach 30 Minuten zu Ende und da mich die nachfolgenden Black Friday 29 nicht sonderlich interessierten machten wir uns auf den Weg zu McDoof um uns für das nachfolgende Gewitter zu wappnen.

Denn danach betraten Aborted die kleine Bühne des Kellergewölbes und legten alles erwartungsgemäß alles in Schutt und Asche. Im Exil war buchstäblich die Hölle los und das gipfelte darin dass mir durch heftiges Bangen sogar eine Kontaklinse aus dem Auge flog. So kanns gehen. Und wenns am schönsten ist macht einem der Promoter einen Strich durch die Rechung. Nach bestenfalls 30 Minuten mussten die Belgier bereits die Bühne verlassen und auch das Flehen der Fans nach einer Zugabe wurde nicht erhört. Aborted waren für mich, wie auch für die meisten anderen Besucher, die Band des Abends und bekam demenstprechend die größte Publikumsresonanz.

Genau ein Bierchen hatten wir Zeit bis auch schon die Schweizer Hardcorewalze Cataract zum Sturm blies. Da ich die Jungs bereits vor einem halben Jahr gesehen habe, wusste ich worauf ich mich einstellen konnte. Nämlich auf extrem aggressiven Harcore, gespickt mit brutal präzisen Riffsalven die Hanneman und King bekanntlich alle Ehre machen könnten. Und wie nicht anders zu erwarten enterten die Hardcorler den Moshpit und schraubten die Brutalität nach oben, was dazu führte dass schlussendlich nur noch drei Typen da ihre Kicks und Floorpunches praktizierten und die restlichen Besucher darum einen großen Kreis bildeten. Nein so muss das nicht sein, aber man ist es mittlerweile gewöhnt. Den Spaß am Konzert schmälerte das aber zu keiner Sekunde und so durfte man sich vornehmlichen an den Songs des neuen Albums „With Triumph Comes Loss“ erfreuen.

Modern Life Is War habe ich mir dann nicht mehr angesehen sondern die Pause dazu genutzt um ein paar Worte mit Sven von Aborted/Leng Tch’e und Boris von Leng Tch’e zu wechseln.
Das letzte Doppel eröffneten Hatesphere und diese Jungs sind einfach nur cool wie Sau, allen voran Fronter Jakob Bredahl. Der Typ hat nicht irgendeinen Auftritt, nein kommt einfach mal so während seine Kollegen schon das Intro spielen durch das Publikum vor die Bühne trinkt im Publikum sein Bier leer und klettert dann rauf zu den anderen um den Opener „Deathtrip“ zu röhren. Und das ist noch nicht alles nein, der Typ rotzt auf die Bühne und hat nachher die Spucke an seinem ganzen T-Shirt und noch im Mund hängen und entschuldigt sich mit einem kurzen: „I’m sorry, I’m messy“. Und Leute ich kann euch sagen soviel Spucke habe ich noch nie gesehen. Später erzählt er dann noch folgendes (O-Ton): „The next song is about fistfucking. Fistfucking 500 dead people. Have you ever seen a fistfucking porn? No? Oh you have to see one, especially anal fistfucking movies. They are awesome. AWESOME!” Ohne Kommentar, aber wie er es rübergebracht hat war es einfach nur zum Brüllen. Das Publikum ging gut mit, allerdings ging ihm und mit so langsam die Puste aus. Trotzdem schienen Hatesphere Spaß zu haben und boten eine professionelle und gelassene Show, die wohl auf die unzähligen Auftritte der letzten Monate zurückzuführen ist. Die Dänen sind definitiv eine Bank und auf dem Sprung nach ganz oben.

Dann leerte sich der Saal merklich, was aber weniger an den nachfolgenden The Great Deceiver lag sondern an der späten Uhrzeit, immerhin war es bereits kurz vor 2 Uhr morgens. Die Jungs um Tomas Lindberg boten eine energiegeladene und professionelle Show, insbesondere der Bassist war cool und lässig as fuck. Auch der Tompa machte seine Sache sehr gut, denn er ging sichtlich in dem Soundmaterial auf, aber was erwartet man von einem Mann der bereits dermaßen lange im Business ist? Nach ungefähr 45 Minuten ist dann aber auch Schicht im Schacht, denn das Publikum ist gerade noch fit genug um die Äuglein offen zu halten, von der mickrigen Anzahl der verbliebenen Besucher rede ich gar nicht erst. Aber auch mir war es Recht so. Und wenn man dann am nächsten Morgen aufwacht mit Muskelkater galore und Piepsen in den Ohren weiß man, es hat Spaß gemacht. Nächstes Jahr gerne wieder.

Billing (Headliner zuerst):

The Great Deceiver
Hatesphere
Modern Life Is War
Cataract
Aborted
Black Friday 29
Leng Tch’e
Japanische Kampfhörpsiele
Malkovich
Totalt Javla Mörker

Geschrieben am 2. April 2005 von Metal1.info

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