Konzertbericht: Mogwai w/ RM Hubbert

2011-03-07 München, Backstage Werk

Am 07.03. ist es mal nicht das Feierwerk, sondern das Backstage, das mit einer Post Rock-Vollbedienung auftrumpft und um ein wenig mit den Muskeln zu spielen, hat man sich direkt die Genre-Könige geleistet: MOGWAI aus Schottland sind lebende Legenden, an welchen absolut kein Weg vorbei führt, wenn man sich auch nur ansatzweise mit Gitarrenwänden beschäftigt. Das wissen Band und Veranstalter gleichermaßen, mit einem Ticketpreis von 30€ bittet man die Fans doch gut zur Kasse.

Pünktlich um halb neun ist es aber erst RM HUBBERT, der die Bühne betritt. Der mit beeindruckender Körperfülle versehene Landsmann des Hauptacts hockt sich alleine und mit Akustikgitarre auf die Bühne und präsentiert 35 Minuten ebensolcher Musik. Es geht vor allem darum, dem Publikum Songskizzen zu präsentieren, kleine, schöne Ideen, die aber in keinem größeren Kontext stehen. So wird bei den meisten Nummern sowohl auf Struktur als auch auf eingängige Rhythmik verzichtet, was zwar als Konzept sicher nicht falsch ist, auf Dauer aber etwas überfordert, weil im Sound kaum markante Elemente vorhanden sind. Dennoch macht der Mann seine Sache sehr amtlich und ist durch im Wissen getätigte Ansagen, dass ihn Akzentbedingt kaum jemand im Raum verstehen kann, auch sympathisch. Folglich erschließt sich mir nicht so recht, warum es mal wieder selbst in der zweiten Reihe vor der Bühne unmöglich ist dem Auftritt wirklich zu folgen, weil das Publikum zu geschwätzig ist. Wenn man es nicht schafft, der Musik den angemessenen Respekt entgegenzubringen, muss man das dem Künstler nicht zumindest auch noch unter die Nase reiben.

MOGWAI glänzen dann logistisch gesehen nicht besonders, als sie sich geschlagene 40 Minuten Umbaupause einräumen. Sei ihnen eine kleine Fehlfunktion an den Effektpedalen noch verziehen, ist es doch kurios, dass man den Sound aller Instrumente noch mehrfach checken muss, schließlich wurde hier seit dem Soundcheck ja rein gar nichts verändert. Eine knappe Dreiviertelstunde für eigentlich nichts ist doch übertrieben.
Als die Band dann aber doch loslegt, ist man geneigt, diese Querelen zu vergessen, ist das, was hier geboten wird, doch das non-plus-ultra des klassischen Post Rock. Heben sich andere Acts hier oft durch Vermengung des Stils mit Einflüssen aus anderen Musikrichtungen vom Einheitsbrei ab, lösen MOGWAI das Grundproblem der Eintönigkeit und häufigen Belanglosigkeit ihres Genres einfach indem sie ihre Songs auf eine qualitativ völlig abgehobene Ebene hieven. Und das in allen Schattierungen, die der Stil überhaupt bietet: Ob introvertierte Gitarrenklänge, Vocoder-Gesang oder mächtige Soundwände, all dies findet sich hier in Perfektion dargeboten. Nett zu sehen ist auch, dass die Saitenmänner gerne mal Bass und Gitarre tauschen oder sich so neu formieren, sodass plötzlich drei Gitarren und Keyboard oder wahlweise auch drei Gitarren und Bass bespielt werden. Jeder Song bekommt genau die Instrumentierung, die er benötigt und MOGWAI wissen hier sehr genau, was sie tun. Mit einer Stunde und zwanzig Minuten fällt die Spielzeit zwar nicht beeindruckend, aber doch sehr mundgerecht aus, sodass man nach abschließendem Longtrack (der mit etwa fünf Minuten Ausklang vielleicht etwas ZU long geraten ist) noch nicht den Eindruck hat, vom ansonsten auf Dauer doch anstrengenden Instrumental Rock schon genug zu haben. Ein guter Teil dieser Impression mag auch der großartigen Lightshow der Band geschuldet sein – Laufen oftmals kurze Sequenzen über die Leinwand im Hintergrund ab, um die Songs atmosphärisch zu stützten, sind es vor allem die effektiv eingesetzten zusätzlichen Scheinwerfer und Nebelmaschinen, die für viel Abwechslung auf der Bühne sorgen.

Obwohl das Konzert erwartungsgemäß beeindruckend war (für meinen Geschmack wären ein paar mehr Krach-Nummern nicht unpassend gewesen), muss man sich natürlich dennoch die Frage stellen, ob 30€ für eine einzelne Band mit einem einzelnen Musiker als Vorprogramm wirklich nötig sind. So sehr man Metal-Touren hassen mag, die für den selben Preis sechs oder sieben Bands auffahren, die Idee, als Lösung dieses Dilemmas den Preis konstant zu halten und nur die Bandanzahl zu verringern, funktioniert doch nicht so recht. Andererseits wird man die Truppe eben auch nicht mehr viel billiger zu sehen bekommen, insofern muss man wohl in den sauren Apfel beißen, wenn man diese Post Rock-Show par excellence live erleben will.

Publiziert am von Marius Mutz

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