Konzertbericht: Rock Meets Classic

18.01.2010 Philharmonie, München

Drei Musiklegenden vereint auf einer Bühne – zusammen mit einem Orchester. Unter dem Motto „Rock meets Classic“ fand am 18.01.2010 in der Münchener Philharmonie ein Konzert der etwas anderen Art statt. Dan McCafferty von Nazareth, Bobby Kimball von Toto und Lou Gramm von Foreigner haben allesamt Welthits geschrieben und gesungen. In Begleitung des Bohemian Symphony Orchestra Prague (unter der Leitung von Philip Maier) und der eigens für diesen Event gegründeten Rock-meets-Classic-Band ließen die teils etwas betagten Herren ihr musikalisches Erbe noch einmal aufleben. Wer jetzt allerdings drei alternde Rockstars mit schwer angeschlagenen Stimmen erwartet, die zwanghaft versuchen, ihre musikalischen Glanzzeiten noch einmal aufleben zu lassen, wurde an diesem Abend positiv überrascht.

Den Anfang machte Dan McCafferty, der mit einem hervorragenden „Dream on“ begann und sich bis zum Klassiker „Love hurts“ immer weiter steigerte. Der 63-jährige und seine Performance wurden seinem Status als Rocklegende absolut gerecht. Zwar verzichtete er auf Showelemente fast vollständig, doch offenbarte sehr charismatische Charakterzüge und eine immer noch beeindruckende Stimme.
Nach lediglich fünf Songs wurde dann der Künstler gewechselt und Bobby Kimball von Toto nahm nicht nur die Bühne, sondern auch beinahe das gesamte Publikum, für sich ein. Mit einer enorm stimmgewaltigen Darbietung brachte er das Publikum direkt beim ersten Song dazu, sich zu erheben und lauthals mitzusingen oder zumindest mitzuklatschen. Als er schließlich den Welthit „Africa“, gefolgt von „Hold the line“, auspackte, konnte und wollte sich kaum noch jemand auf seinem Sitz halten. Für Musikliebhaber war dies ein Genuss von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Nach einer kurzen Pause betrat Lou Gramm, Gründungsmitglied und Songwriter von Foreigner, die Bühne und begann sofort mit seiner Darbietung. Ob es nun an der Pause oder an der Reihenfolge der Künstler gelegen hat, sei dahingestellt. In jedem Fall gelang es ihm nicht ganz, die Stimmung, wie sie in den ersten beiden Dritteln des Konzerts aufgebaut worden war, zu halten oder gar zu steigern. Trotzdem kann nicht daran gerüttelt werden, dass auch er mit seinen „Babys“ wie „Jukebox Hero“ und „Cold as ice“ eine unter dem Strich starke Darbietung ablieferte.
Ein klassisches Stück, dargeboten allein durch das Bohemian Symphony Orchestra Prague und einen weiteren Song, performt von dem drei Background-Sängerinnen der RMC Band, leiteten zum großen Finale über: Ein Medley, bei dem man versucht hatte, die Stimmen von McCafferty, Kimball und Gramm in einem Lied zu vereinen. Glücklicherweise verzichtete man auf mehrstimmige Experimente, da die Stimmen allesamt sehr individuell sind und dadurch kaum miteinander harmoniert hätten. Für Nostalgiker und jene, die mit den Songs von Nazareth, Toto und Foreigner aufgewachsen sind, war der Anblick der drei Legenden auf einer Bühne – ganz abgesehen vom Song – mit Sicherheit eine Erinnerung für die Ewigkeit.

Nach knappen 20 Stücken, gut zwei Stunden Spielzeit und keinen Zugaben endete das Treffen von Rockmusik und Klassik relativ abrupt. Manch einer wird sich im Nachhinein gefragt haben, wo denn die Klassik geblieben war, da das Orchester leider zwischen den zu lauten E-Gitarren und dem Schlagzeug etwas untergegangen ist. Auch über die Ticketpreise im teilweise dreistelligen Bereich kann man zumindest diskutieren. Qualitätsmäßig waren diese ihren Preis zwar Wert, doch bei der Quantität gab es durchaus noch Potential. Vielleicht beim nächsten Mal mit anderen Künstlern? Das Konzept hat in jedem Fall Zukunft und eine gut besuchte Philharmonie bewies, dass das Publikumsinteresse – zumindest in München – gegeben ist.

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