Konzertbericht: 10 Jahre Prophecy Production

2006-10-21 Kelterhaus Schorlemer, Zeltingen-Rachtig

Wie einige Monate zuvor von Prophecy Productions angekündigt, findet heute die Konzertnacht auf Grund des 10jährigen Bestehens des deutschen Labels „Prophecy“ statt. Die idyllische „Heimatstadt“ Zeltingen-Rachtig (an der Mosel in der schönen Pfalz) von Prophecy Productions wird heute von Subaudition, Neun Welten, Dornenreich, Klimt 1918, Dark Suns, The Vision Bleak und von Secrets Of The Moon heimgesucht, welche natürlich allesamt beim Label unter Vertrag stehen.
Voller Vorfreude machen wir uns mittags auf den langen Weg und geraten natürlich gleich dreimal in einen Stau. Auf Grund dessen verpassen wir leider Subaudition und Neun Welten.Zweitere hätte ich sehr gerne gesehen, da ich die MiniCD „Valg“ von ihnen seit geraumer Zeit besitze und von jener sehr angetan bin.

Das Kelterhaus Schorlemer, in welchem das Festival stattfindet, ist eher karg und etwas schlicht ausgestattet. Unten eine Art Cafeteria (in der man aber gutes Bier bekommt) und der Backstage-Bereich.Auf den Weg nach oben mache ich mich erst als Dornenreich angekündigt werden. Leider muss ich feststellen, dass der Konzertsaal bestuhlt und bereits bis zum Anschlag gefüllt ist. Die Menge schweigt und lauscht Dornenreich. Die Band sitzt ebenfalls auf Stühlen auf der Bühne und gibt mit einer gewissen Anmut ein Stück nach dem anderen wieder. Leider ist es im Saal äußerst stickig und da ich wegen der Menschenmenge sowieso kaum etwas sehen kann, hält es mich nicht allzu lange oben und ich mache mich wieder auf den Weg ins Erdgeschoss. Die Klänge Dornenreichs sind ja auch von unten zu hören…Es stellt sich heraus, dass Empyrium heute nicht auftreten werden, es wird nur eine „Listening Session“ geben… Daher beschließe ich, mir voerst den Prophecy-Stand genauer anzusehen. An dieser Stelle ein Lob an die Veranstalter; die CD-, LP- und T-Shirt-Preise sind allesamt klasse. Alles für zehn Euro zu haben, sogar der „Carved In Stigmata Wounds“-Longplayer von Secrets Of The Moon.Nachdem die erworbenen Schätze im Auto sicher untergebracht sind, geht es wieder in Richtung Kelterhaus, um sich ein Bier zu genehmigen. Auf einem Tisch in der Cafeteria liegen Poster vom neuen Album „Antithesis“ von SotM (Secrets Of The Moon) aus. Daneben sitzt überraschenderweise die ganze Band und signiert fleißig Poster. Daher ergreife ich die Gelegenheit und spreche Sänger sG (S.Golden) an und frage nach einem Interview. Gar kein Problem laut sG und die Sache ist geritzt.

Nach dem Verspeisen des örtlichen Biers ergreift man doch glatt wieder die Flucht aus der Cafeteria, in welcher man sich nicht besonders wohl fühlt. Überall stehen Stühle und Tische, die Leute sitzen herum und trinken Bier, das Licht ist grell und der ganze Raum wirkt sehr steril. Leider hat nicht einmal jemand daran gedacht, dass man da unten auch einfach eine CD-Anlage hätte aufstellen können… Kurz gesagt: die Atmosphäre macht nichts her und all die Anwesenden stehen entweder betrunken oder gar hilflos herum.
Nun ist es fast sechs Uhr und die Listening Session Empyriums naht und ich wage mich erneut ins 1. OG. Dort wird zu meiner Freude gerade die Bestuhlung abgebaut. Das neue Album von Empyrium läuft, dennoch scheint keiner wirklich zuzuhören. Die Augen der Besucher sind eher auf diejenigen gerichtet, die die Stühle wegrollen und den Saal für die kommenden Bands herrichten. Hm, unter einer Listening Session hat man sich dann doch etwas anderes vorgestellt, nicht so ein Durcheinander. Den Worten und Klängen des „neuen“ Albums lauschen kann man unter solchen Umständen eher nicht. Soviel zu der groß angekündigten „Empyrium-Show“.

Also wieder ab mit mir nach unten, auf zum nächsten Bier. Ich frage mich, wie man zum 10jährigen Jubiläum des Bestehens von Prophecy Productions so unorganisiert sein kann. Was man bisher von den Bands gesehen und gehört hat, überzeugt nicht, und dafür sind die 30 EUR Eintritt an der Abendkasse echt heftig.
Um halb acht sind meine Begleiter und ich bereits angetrunken. Ich kaue nochmals die Fragen durch, die ich SotM gleich stellen werde und mache mich dann auf zum Interview. Doch Sänger und Gitarrist sG ist leider nicht aufzufinden, so werde ich an den Gitarristen A.D. verwiesen, mit dem ich es auch gerne aufnehme. Um viertel vor neun ist das Interview durch, und ich merke, dass ich erfolgreich die Auftritte von Klimt 1918 (was für ein Bandname! Sowas lassen sich wohl nur Italiener einfallen…) und Dark Suns verschlafen habe. Nichtsdestotrotz sehe ich dem Konzert von SotM in freudiger Erwartung entgegen, nun darf ich sie endlich auf der Bühne bewundern. Vorher gehen wir noch ein bisschen Luft an der Mosel schnappen und ich muss sagen, dass Zeltingen-Rachtig ein richtiges kleines und nettes Örtchen ist.
Gegen viertel nach zehn machen wir uns auf die Socken, schnell zurück zum Kelterhaus, sonst verpassen wir auch noch SotM (dann wären wir ja ganz umsonst gekommen). Die Vorbereitungen sind schon getroffen und der Umbau ist fast abgeschlossen. Eine kleine Menschenmenge hat sich bereits vor der Bühne versammelt. Wie froh vermutlich alle Anwesenden sind, dass die Bestuhlung (wer lässt sich sowas nur einfallen, völlig unverständlich für mich) weg ist und man sich wieder die Füße vertreten kann ohne jemandem gleich auf die Füße zu treten.
Der nahende Auftritt der durch und durch genialen deutschen Extreme-Metal-Band Secrets Of The Moon soll der letzte der Tour auf dem deutschem Boden sein. Den gesamten Oktober über waren sie unterwegs mit der französischen Black-Metal-Band Antaeus. Gitarrist A.D. verriet im Interview, dass die Tour bisher sehr gut gelaufen sei und die Reaktionen auf die neue Scheibe „Antithesis“ allesamt positiv ausgefallen seien.

Also darf man gespannt sein; ich bin es sowieso, denn es ist der erste Auftritt von SotM, den ich miterleben kann.
Die roten Samtvorhänge öffnen sich, doch leider gibt es zuerst einen ewig währenden Soundcheck.Doch dann stehen die Jungs aus Osnabrück schon auf der Bühne und geben Vollgas.Sänger sG in der Mitte, bestückt mit Mikro und Klampfe, Bassist und Gitarrist zu seiner Linken und Rechten. Der Drummer versteckt sich hinter seinem Drumkit und man sieht nur sein leuchtendes Haar fliegen, während er fleißig den Takt angibt.
Zu bemängeln ist nicht die musikalische Darbietung von Secrets Of The Moon, sondern wohl eher das Engagement, das die Band vorab beim Biertrinken zeigte. Dennoch ist das nur auf den Gitarristen und Bassisten zu beziehen.

Alles andere läuft ab wie erwartet: genial. SotM geben hauptsächlich Stücke des neuen Albums wieder und ernten dafür viele fliegende Mähnen.“Ordinance“, „Ghost“ und „Seraphim Is Dead“ darf man lauschen und ist gefangen im Bann der Osnabrücker. Wer ihre Musik kennt, kann an dieser Stelle getrost auf die Beschreibung des Zaubers, der beim Zuhören über einen gelegt wird, verzichten. Zu meiner Freude werden ebenfalls einige Stücke von der durch und durch komplexen Platte „Carved In Stigmata Wounds“ gespielt. Eigentlich bleibt sonst nicht viel zum Auftritt Secret Of The Moons zu sagen, es war eine lohnenswerte und erfolgreiche Darbietung.

Geschlagene 40 Minuten später stürmen dann The Vision Bleak die Bühne, welche wir uns dann aber nicht mehr bis zum Ende ansehen, da wir noch einen langen Heimweg gen Süden vor uns haben…Abschließend sollte noch gesagt sein, dass die Bandauswahl gelungen war, an dieser Stelle betrifft das besonders SotM, Dornenreich und Neun Welten. Empyrium wären sicherlich auch wundervoll gewesen, nur mit einer „Listening Session“ kann wohl in einer Konzertnacht niemand etwas anfangen. Aus organisatorischer Sicht war das Spektakel auch in Ordnung, auch wenn es an Gemütlichkeit mangelte… doch dies ist unter anderem auch auf das gemischte Publikum zurückzuführen. Wer fühlt sich in einer Horde von Black Metallern, Gothics und Neofolkloristen schon besonders geborgen?

14:20 – 14:55 SUBAUDITION
15:30 – 16:05 NEUN WELTEN
16:40 – 17:35 DORNENREICH
Pause (mit EMPYRIUM Listening Session)

20:00 – 20:40 KLIMT 1918
21:15 – 21:55 DARK SUNS
22:30 – 23:15 SECRETS OF THE MOON
23:50 – 00:55 THE VISION BLEAK

Geschrieben am 21. Oktober 2006 von Metal1.info

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