Konzertbericht: Shamrock Clash (Fiddler’s Green w/ Mr. Irish Bastard)

2008-04-11 München, Backstage-Werk

Das Shamrock Clash war genau das, woran man bei irischer Musik und diesem Festival-Titel als erstes denkt. Fast 4 Stunden lang heizten 3 Bands dem begeisterten und kunterbunt gemischten Münchner Publikum mit punkig-irischen Klängen mächtig ein. Den Anfang machen die mir bis dato unbekannten Jungs von Blood Or Whiskey, die ihrem Namen direkt einmal alle Ehre machten, als der Sänger mit einer Wiskeyflasche in der Hand die Bühne betrat. Für ein in Deutschland unbeschriebenes Blatt boten die Männer mit weiblicher Unterstützung an der Tin Whistle einen durchaus guten Auftritt. Der überwiegende Teil des Publikums schien dies ebenfalls so zu sehen, denn bereits nach kurzer Zeit kam ordentlich Stimmung ins Backstage Werk. Wieder einmal zeigte sich, dass es nicht unbedingt komplizierte Choreographien sein müssen, um ein Publikum zu animieren, sondern dass ein „Hey, hey, hey“ in diversen Abwandlungen meistens genauso zweckmäßig ist. Nach 40 Minuten neigte sich ein kurzweiliger Auftritt schließlich dem Ende, wobei wieder einmal schnell die Vor- und Nachteile der irischen Musik deutlich wurden: Wenn man grundsätzlich Gefallen an diesen Klängen findet, fallen die Unterschiede der einzelnen Bands nicht so sehr ins Gewicht und man kann sich grundsätzlich leichter auf die einzelnen Stilausprägungen einlassen, ohne direkt mit einer absoluten Katastrophe konfrontiert zu werden. Dachte ich zumindest…

… bis Mr. Irish Bastard die Bühne betraten. Zwar impliziert der Name eine einzelne Person, doch die Bühne betraten dann deren 6. Leider artete der Auftritt schnell in ein unverständliches Gebrüll mit unterlegter Melodie aus, so dass wohl größtenteils die Leute im Mosh Pit Spaß hatten, die sich nicht groß am Sound und der völlig indiskutablen Leistung des „Sängers“ störten. Stimmungshits würde man die Musik neudeutsch wohl am ehesten nennen – den Ballermann der Irland-Fans, wobei die irischen Elemente in meinen Augen eine reine Zugabe waren, um sich von anderen Metalbands abzuheben. Einige politische Statements gegen George Bush vermengten sich schließlich mit der Liebe zu Alkohol, Zigaretten und besonders dem Münchner Oktoberfest zu einem Gesamtbild, welches mir persönlich nicht gefiel. Grundsätzlich verfügt die Band meiner Meinung nach nicht über ein sympathisches Erscheinungsbild. Einzig und allein ein paar einprägsame Refrains blieben bei mir hängen, bevor wieder nach gut 40 Minuten Schluss war. Rund bei der Hälfte des Auftritts kam es mir so vor, als ob auch ein Großteil der Anwesenden genug vom immer ähnlichen Aufbau der Lieder hatte und die Stimmung etwas abflachte. Gegen Ende wurde dies aber kurzzeitig besser.

Danach war es Zeit für Fiddler’s Green. Die Umbauzeiten waren kurz gehalten, so dass die Pausen zwischen den einzelnen Bands zwar willkommen, aber nie zu lang gerieten. Das letzte Mal sah ich die Fiddlers bei ihrem bis dato schlechtesten Auftritt auf dem Schlosshof Festival 2007 in Höchstadt, bei dem ich all die Spielfreude vermisst habe, die Albi und Co. ansonsten so auszeichnet. Zum Glück war es an diesem Abend anders, was vielleicht auch am Münchner Publikum lag, welches die Erlangener so lange feierte, bis diese sich zu spontanen Zugaben auf Zuruf („Blarney Roses!“) bereit erklärten. Die Setliste gefiel mir auch direkt ungleich besser als beim letzten Mal, obwohl oder gerade weil 11 Lieder vom letzten Album dabei waren. Von den Klassikern fehlte mir lediglich „Tarry Trousers“, sonst war von „Queen of Argyll“ bis zu „Mary Mack“ und „The Crawl“ sowie „Girls Along The Road“ alles dabei. Auf die Liveumsetzung meines persönlichen Lieblingsstücks vom letzten Album („Into Your Mind“) war ich sehr gespannt und letztendlich wurde ich nicht enttäuscht. Einzig und allein Albis neues BD/SM/Cleavage-mäßiges Outfit gefiel mir so rein gar nicht. Doch zum Glück legte er dieses auf Dauer ab. Im ersten Drittel ihres Auftritts präsentierten die Fiddlers 2 neue Songs vom kommenden Album, welches Ende des Jahres erscheinen wird. „Highland Road“ entpuppte sich dabei als echter Kracher, der konsequent den sehr guten Weg von „U drive me mad“ fortführt. Im Gegensatz zum letzten Mal wirkten die Choreographien und Einlagen mit dem Publikum bei „Rocky Road to Dublin“ und „Donkey Riding“ nicht erzwungen, sondern waren absolut passend und trugen zum sehr gelungenen Auftritt bei, welcher durch Situationskomik vereinzelt noch aufgelockert wurde. Bei „Shut up and dance“ wurden schließlich sogar spontan einige Fans mit dem passenden Schriftzug auf ihren Shirts auf die Bühne geholt, ebenso wie traditional am Ende beim oben bereits angesprochenen „Blarney Roses“. Nach 90 Minuten ging ein enorm unterhaltsamer und abwechslungsreicher Auftritt zu Ende und in dieser Form schaue ich mir die Jungs gerne wieder öfters an, zumal Pats Ansagen endlich verständlich geworden sind und er nicht mehr versucht, zwangsläufig witzig zu sein. Insgesamt kann man wohl endgültig behaupten, dass er sich nun vollständig in die Band eingelebt hat und es nicht mehr so offensichtlich ist, dass er viel später als der Rest zu den Fiddlers dazu stieß.

Grundsätzlich war ich vom Backstage Werk als Location sehr positiv überrascht. Von allen Seiten hatten man eine wunderbare Sicht auf die Bühne, sowohl im Sitzen als auch im Stehen – was denkbar selten in Deutschland ist. Kurze Ausflüge nach draußen war ebenfalls problemlos möglich. Einzig und allein an der Akustik sollte man noch feilen, denn die Songtexte verstand man nur bruchstückweise und meistens ergab sich aus den ganzen Instrumenten lediglich ein einziger Brei mit dominierendem Schlagzeug und Bass.

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