Konzertbericht: Subway to Sally w/ Lacrimas Profundere

2004-12-28 Bremen, Aladin

Da die sieben Potsdamer sich auf der diesjährigen Wintertournee leider nicht nach Hamburg bequemten, sah ich mich dazu gezwungen, mich samt besserer Hälfte nach Bremen zu begeben um das dortige „Aladin“ zu besuchen, um endlich mal Subway to Sally live zu sehen. Der Laden besticht durch seine gute Raumaufteilung, große Bühne mit Theke und ausgezeichneter Lüftung, nebenan Discoraum mit Tanzfläche und darüber Bar und Sitzgelegenheiten.
Was nicht unbedingt bestach, war die Garderobe. Eine geschlagenene halbe Stunde brauchten wir, um unsere Jacken abzugeben, während die Vorband „Lacrimas Profundere“ bereits ihren doomigen Gothic Rock von der Bühne schüttete. Dementsprechend bekamen wir nicht mehr all zu viel von dieser Truppe mit, die aber auch allgemein nicht unbedingt groß mitriss, ein paar Klatscher waren schon das höchste der Gefühle.

Nun war es Zeit für die Sallys, die sich auch nach kurzer Wartezeit zeigten. Mit „Die Hexe“ wurde ein zugebegen ungewöhnlicher Opener gewählt, was aber die Meute nicht vom Mitsingen abhielt. Das charakteristische „Brennen! Sie soll brennen!“ wurde dabei von gewaltigen Pyroeffekten begleitet, Stimmung kam bei uns sofort auf.
Die Setlist, bestehend aus 19 Stücken plus 6 Zugaben, zog sich durch die gesamte Diskografie der Band mit einem starken Einschlag auf die letzten beiden Alben, von denen allein 11 Songs beigesteuert wurden. Mit Liedern wie „Herbstzeit“, „Sag dem Teufel“ oder dem bereits erwähnten „Die Hexe“ kamen aber auch einige eher seltene Kandidaten der frühen Phase zur Geltung. Untermalt wurde der Reigen von witzigen und bissigen Ansagen des Frontzwergs Eric Fish, der es sich auch nicht nehmen ließ seine (männlichen) Bandmitglieder abzuknutschen.

Für Unterhaltung war gesorgt, den Subway-typischen Rocksongs (z.B. „Falscher Heiland“, „Henkersbraut“, „Mephisto“, „Die Schlacht“), von denen einige durch kurzzeitiges Double-Bass aufgemotzt wurden, standen mehrere Balladen („Kleid aus Rosen“ in der akustischen Version zum Mitsummen; „Herrin des Feuers“) und Interludes („Cromdale“, „Alle, Psallite Cum Luya“, „Horo“) gegenüber. Begleitet wurde die Musik durch Feuer aller Art, ob pompöse Flammen- oder Funkeneffekte oder das imposante Feuerspucken von Eric, Multi-Instrumentalist Bodenski und Gitarrist Simon.
Das Publikum hingegen zeigte sich ein wenig frostig. Bewegung fand so gut wie gar nicht statt, nur Eric ließ sich bei „Grabrede“ von den Massen tragen und beim Rausschmeißer „Arche“ durfte ein Roadie auf einem Brett stehend crowdsufen, was sehr eindrucksvoll den Abend ausklingen ließ. Aber selbst Hüpfgaranten wie „Veitstanz“ oder Nackenbrecher wie „Unsterblich“ animierten die ca. 800 Besucher nicht ernsthaft. Vielmehr beschränkten sich die Bremer und Zugereisten auf mittelmäßiges Mitsingen und gelegentliches Mitklatschen, auch der Subway to Sally-„Schrei!“ erklang nicht sonderlich gewaltig. Die Band zeigte sich davon nicht beeindruckt und demonstrierte sprichwörtliche Spielfreude, Bassist Sugar Ray bangte wie unter Drogen den ganzen Gig durch, Eric hüpfte wie ein Flummi, Drummer David Pätsch ließ ein ums andere mal die Sticks kreisen, Simon wippte mit gewohnt bösartigem Gesichtsausdruck, Bodenski flachste mit dem Publikum und Frau Schmitt sah in ihrem kurzen Kleid wie immer zum Anbeißen aus.

Den Höhepunkt markierte sicherlich das viel geforderte, obligatorische „Julia und die Räuber“, wo Band und Publikum kurz vor Schluss noch einmal ordentlich Kräfte mobilisierten, auch die Subway-Überballade „Kleid aus Rosen“ jagte einem Gänsehaut über den Rücken. Das lahme und übergelobte Publikum verdarb uns dabei nicht die Laune, dazu gelang es dem Siebener viel zu gut durchweg gut zu unterhalten- Die Tatsache, dass sechs (!) Zugaben gegeben wurden, spricht wohl für sich. Subway to Sally wurden somit ihrem Ruf als gewaltige Live-Band gerecht und steigerten die Erwartungshaltung gegenüber dem neuen Album, was Anfang 2005 erscheinen soll.

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