Konzertbericht: The Devil’s Blood w/ Attic

20122-12-04 München, Backstage


Wer inmitten von Lichterketten, Christkindlmärkten und Weihnachtsshoppingangeboten jetzt schon genug von Besinnlichkeit hat, der hat heute die Möglichkeit im Münchner Backstage dem Bösen zu frönen. Alles andere als eine stade Zeit versprechen THE DEVIL’S BLOOD auf ihrer aktuellen „Everlasting Saturnalia Tour“. Mit mitreißendem Psychedelic-Hard-Rock zocken die Niederländer aus Eindhoven schon seit ein paar Jahren ganz oben an der Spitze jeglicher Okkult-Rock-Wellen. Mit im Gepäck ist die Newcomer-Band ATTIC aus Gelsenkirchen, die mit ihrem Demo Aufsehen erregt hat und mit „The Invocation“ auch schon ihr Debütalbum in den Startlöchern hat.


Den Anhängern des traditionellen 80er Jahre Metal ist der Name womöglich bereits bekannt, denn ATTIC konnten den Titel „Demo des Monats“ in der RockHard gewinnen und haben schon auf Festivals, wie dem kultigen Headbangers Open Air gespielt. Ihre Musik ist, genau wie die von Portrait oder In Solitude, tief im US-Metal bzw. der NWoBHM verwurzelt. Die Jungs spielen also genau das, worauf sie Bock haben.
Im Hintergrund hängt das Backdrop des neuen Albums, Kerzen flackern und Totenschädel zieren die Verstärker. Leichenblass geschminkt, betreten die Jungs – allesamt in Lederjacken – die Bühne und präsentieren als Erstes den „The Invocation“-Opener „Funeral In The Woods“. Markenzeichen der Band ist der Gesang von Meister Cagliostro. Auch ohne Blick auf den Mercyful-Fate-Backpatch des Sängers ist sofort klar, wer hier Pate steht: King Diamond mit seinem schrillen Grusel-Falsettgesang. Einige im Publikum, die noch nichts von der Band gehört haben, reiben sich verwundert die Augen. Doch an dieser Stelle ein großes Kompliment: Das ist aller erste Sahne und bringt frischen Wind in die deutsche Heavy-Metal-Szene. Weil der Mischer nicht seinen besten Tag, übertönt der viel zu laute Bass sowohl die „normalen“ Gesangspassagen des Sängers als auch die Leadgitarre. Schade, so gehen die tollen Riffs und Soli leider unter. Das Quartett auf der Bühne gibt trotzdem Gas: Hier ist Bewegung im Spiel, die Jungs posen (ohne lächerlich zu wirken) und strotzen vor Spielfreude. Die Ansagen zwischen Songs wirken noch etwas steif, aber das sei einer so jungen Truppe verziehen. Eine Dreiviertelstunde lang gibt’s fast alle Songs vom Album zu hören. Den Namen ATTIC sollten alle Oldschoolmaniacs auf dem Zettel behalten – Potenzial ist mehr als vorhanden.

Setlist:
01. Funeral In The Woods
02. Evil Inheritance
03. Join The Coven
04. Satan‘s Bride
05. Edlyn
06. Ghost Of The Orphanage
07. The Invocation
08. The Headless Horsemen


Die Umbaupause zieht sich ein wenig, wenn aber dafür in der Zwischenzeit Songs wie „Freezing Moon“ oder „Carnal Malefactor“ von Deathspell Omega laufen, macht das natürlich gar nichts. Auf der Stage wird in der Zwischenzeit der Banner gewechselt und Kerzen werden angezündet, während sich die Musiker von THE DEVIL‘S BLOOD Backstage ordentlich Tierblut über die Rübe kippen.
Dementsprechend verschmiert kommt die Gruppe auf die Bühne – die Männer allesamt oberkörperfrei. Mit ausgestreckten Armen steht Sängerin Farida an ihrem Mikrophon, als ob sie irgendwelche übersinnlichen Botschaften empfange. Die Band selbst sieht ihre Auftritte als Rituale, denn sie behauptet, von Satan besessen zu sein, während sie spielt. Aus meiner Sicht scheinen die Musiker aber ganz bei Sinnen zu sein, denn die Performance, die sie hier abliefern, ist wirklich atemberaubend. Der Sound ist druckvoll und perfekt abgemischt. Die drei Gitarren klingen zusammen natürlich richtig fett. Am vorderen Bühnenrand steht die Truppe aufgereiht und bewegt sich so gut wie nie. Nur Sängerin Farida zündelt ab und zu mit Räucherstäbchen, was für angenehme Düfte in der Halle sorgt. Auf technisch allerhöchstem Niveau zeigen sich die Gitarristen, vor allem bei abgefeierten Songs wie „Come, Reap“, welchen die Band um einige Minuten ausbaut, um dabei in psychedelische Soli abzuschweifen. Bandchef Selim gönnt sich noch mal eine Extraladung Blut und blickt wirklich Furcht einflößend drein. Auch ohne viel Stageacting schaffen THE DEVIL‘S BLOOD eine mitreißende Atmosphäre, wodurch die Menge vor der Bühne richtig gut mitgeht. Das letzte Stück des Abends ist der Super-Mega-Ohrwurm „Christ Or Cocaine“, den die komplette Halle abfeiert. Die Band scheint gar nicht mehr aufhören zu wollen, denn auch den Song ziehen sie um Längen hinaus. Als es dann doch so weit ist, jubelt das Publikum was das Zeug hält – zu Recht. Ohne Worte verlässt die Band die Bühne und sofort ertönt Musik vom Band. Die Schlangen am Merchandise Stand halten sich so lange, dass sogar die Securities die Letzten nach draußen schicken, bevor sie überhaupt noch in Ruhe einkaufen können. Egal – nach so einem starken Konzert, bleibt nur zu hoffen, dass die Holländer bald wieder in München zu Gast sein werden.

Setlist:
01. House Of 10,000 Voices
02. The Graveyard Shuffle
03. On The Wings Of Gloria
04. The Time Of No Time
05. The Anti-Kosmik Magick
06. Rake Your Nails Across The Firmament
07. She
08. Come, Reap
09. Christ Or Cocaine

Publiziert am von Michael

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