Konzertbericht: Ultima Ratio 2006

2006-05-06 Krefeld, Kulturfabrik

Am 06.05.2006 war es soweit, das Ultima Ratio bat zum zweiten Mal zum Tanze. Dort angekommen, gestaltete sich der Tanz jedoch etwas schwierig, sah man sich schon von weitem der Masse von Leuten gegenüber stehen, die allesamt noch eine der 150 übrig gebliebenen Karten ergattern wollten und das, obwohl die erste Band Steelpreacher bereits fast fertig war. Also machten sich die Redakteure Patrick und Hendrik auf den Weg zum vorderen Teil der Meute, man war ja schließlich von der Presse. Ohne entsprechende Ausweise dauerte es jedoch länger, als erhofft und so waren wir nach Gerangel und Gedrängel erst im Inneren der KuFa, als Varg bereits mitten im Auftritt waren. Übrigens lichteten sich die wartenden Reihen auch später kaum, was auf die Organisation zurückzuführen ist. Es kann kaum sein, dass es Ewigkeiten dauert, die Leute hereinzulassen und dass man bei knapp 700 wartenden Leuten nur einen einzigen Mann als Bändchenknipser anstellt. Schließlich hat man das Geld für alle Bands gezahlt.

Zu Steelpreacher können wir aus genannten Gründen nichts sagen, können damit jedoch durchaus leben. Auch Minjar ist uns aus gegebenen Umständen entgangen.

VARG lieferten alles in allem ihr wohl typisches Programm ab: Sie coverten bekannte Songs. Das klang zwar schon etwas besser, als die Hörproben auf ihrer Netzseite, jedoch bekamen wir den Eindruck, als wären genug Menschen dessen überdrüssig und bekamen auch die Bestätigung. Im Laufe des Tages unterhielt man sich mit verschiedenen Leuten und alle waren eher der Meinung, Varg wären überflüssig gewesen. Am Schluss feierte man den scheinbar schon bekannt gewesenen Ragnarok-Gewinner bei einem Saufspiel. Alles in allem belanglos bei dem ohnehin schon großen Aufgebot an Bands.

Nach diesen drei Eröffnungsbands kam nun die erste „richtige“ Gruppe auf die Bühne, THRUDVANGAR. Die Jungs spielten vor allem bekannte Stücke aus ihrem aktuellen Silberling „Ahnenthron“, welche allesamt sehr gut beim Publikum ankamen und die Stimmung langsam aber sicher aufheizten. Lieder, wie „Kampf des Lebens“ oder „Einherjer“ wurden von der Menge mitgegrölt und zu „Piraten des Nordens“ die Fäuste in die Luft gerissen. Auch wir ließen es uns nicht nehmen, das ein oder andere Mal mitzusingen. Zuletzt gab man noch eine Kostprobe vom kommenden Album „Walhall“ zum Besten. Man kann sagen, dass das neue Material sich kompositorisch verbessert hat, wirkte das Lied doch besonders vom Keyboard her ausgefeilter. Die Menge jedoch wollte sich mit dem neuen Liedgut nicht so recht anfreunden und es wurde nicht so begeistert aufgenommen, wie die altbekannten Stücke. Alles in allem ein sehr kraftvoller Auftritt der Sachsen, zumal Frontsau Matze auf der Bühne ein wirkliches Tier am Gesang ist.

Setlist:
Kampf des Lebens
Ahnenthron
Die Drachen und der Runenstein
Einherjer
Piraten des Nordens
Walhalla

Nach diesem ersten zufrieden stellenden Auftritt begaben wir uns in den Merchandise-Bereich, zwecks Überblickgewinnung über Tonträger und Kleidung. Nach kurzem Aufenthalt und ein paar Notizen, hörten wir, dass es offensichtlich weiterging. Da nun Ordoerir spielen sollten beeilten wir uns, in die Halle zu kommen. Dort wurden wir bitter enttäuscht. Nicht weil Odroerir nicht spielten, sondern vielmehr aufgrund der Künstler, die nun auf der Bühne standen. Weil die Mitglieder Odroerir’s in einen Stau verwickelt waren, sind kurzfristig AASKEREIA eingesprungen, was sicher zu loben ist. Trotz dieses Einsatzes wurde ihnen jedoch die Spielzeit von ursprünglich angedachten 45 Minuten radikal gekürzt. Grim und seine Mitstreiter lieferten dennoch eine sehr emotionale, kraftvolle Bühnenpräsenz und erzeugten eine dichte Atmosphäre, auch bedingt durch den einzigartigen Gesang, der in der Halle einfach herrlich wirkte. Als Grim dann auch noch lautstark „AASKEREIA!“ ankündigte und das herrliche Akustikintro begann, war die Stimmung in der Halle beinahe greifbar. Dennoch kann man Aaskereia als Fehlbesetzung des Abends nennen, da sie absolut nicht in das „Pagan“-Schema passen und die meisten Besucher, die wegen Equilibrium oder Ensiferum da waren, kaum etwas mit Aaskereia’s ehrlicher Musik anzufangen wissen dürften. Dies schien Eihwaz ähnlich zu sehen und beförderte einen scheinbar störenden „Stagediver“ wunderbar per Fußtritt zurück in die Menge – Großartig. Auch ist die Tageszeit sicherlich nicht die richtige für derartige Musik gewesen. Für mich jedoch einer der und für Patrick vermutlich sogar der Höhepunkt des Abends.

Setlist:
Erkenntnis
Die Flöten des Pan
Gedanken
Mit Raben und Wölfen
Aaskereia
Der stille Schrei

Dem Stau offenbar erfolgreich entkommen, waren nun ODROERIR an der Reihe. Traditionell in Gewandung gehüllt und mit riesigen Trinkhörnern gerüstet, enterten die Thüringer die Bühne. Flix und Ralf, die zusätzlich bei Menhir mit streiten, spielen mit fünf weiteren Musikern eine eher ruhigere und, im Gegensatz zu Menhir, weniger kriegerische Variante des „Pagan“ Metals. Das Gespann lieferte eine ausgewogene Mischung aus Liedern der beiden Alben „Lasset Euch sagen…“ und „Götterlieder“ ab, von denen das erste Werk noch wesentlich rauer und ungeschliffener ist und das zweite schon fast als Balladen-Album bezeichnet werden kann. Leider wurden die wirklich langen Stücke nicht gespielt, was angesichts der Spielzeit natürlich auch verständlich ist. Besonders „Skirnirs Fahrt“ haben wir schmerzlich vermisst. Insgesamt wurde eine wirklich schöne und überzeugende Live-Leistung dargeboten und Odroerir wissen die Stimmung ihrer Musik auch auf der Bühne einzufangen und umzusetzen. Besonders die neue Sängerin Natalie schien emotional voll und ganz in ihrem Auftritt aufzugehen. Das alles kam auch relativ gut beim Publikum an, das sogleich eine Zugabe forderte und mit „Zur Taverne“ belohnt wurde. Im Gegensatz zu einigen Stimmen, die mir sagten, sie hätten den Auftritt „langweilig“ und „öde“ gefunden, waren die beiden Schreiberlinge durchaus angetan. Es muss ja schließlich nicht immer „Auf die Fresse“ sein.

Setlist:
Wanenkrieg
Odroerir
Menosgada
Zwergenschmiede
Iring

Zur Taverne

Die Ränge frei für die Ruhrpott-Wikinger! BLACK MESSIAH aus Gelsenkirchen kamen einfach nur gut bei der anwesenden Meute an. Sie wurden bejubelt und gefeiert, die Anwesenden feierten mit, sangen mit und tranken natürlich auch mit. Das gespielte Material war eine ausgewogene Mischung aus den beiden Alben „Oath of a Warrior“ und „Sceptre of Knowledge“. Hierbei hat man auch eindeutig gemerkt, wie ungeschliffen die Stücke auf der ersten Scheibe noch sind, im direkten Vergleich konnten die „Oath of a Warrior“ Lieder eindeutig mehr überzeugen. So führten Stücke, wie „Riding the Drakkar“, „Blutsbruder“ oder das famose „Christenfeind“ beim Publikum unweigerlich zu massivem Headbangen. Auch das ein oder andere neue Stück wurde dargeboten, so beispielsweise das „Sauflied“, welches die Masse begeistert aufnahm und gleich dem Titel Taten folgen ließ, der Honigwein floss in Strömen. Eine weitere neue Nummer stellte „Irminsul“ dar. Gen Ende dann, nach lautstarken Forderungen: Moskau! Der Saal geriet komplett in Ekstase, alles grölte, tanzte und sang mit, absolut grandios!
Es bleibt noch zu sagen, dass Zagan die Violine, im Vergleich zum ersten Ultima Ratio, erstaunlich oft und wesentlich versierter spielte, was alle Beteiligten gut aufnahmen.

Setlist:
Blutsbruder
Bury the Lambs of Christ
Of Myths and Legends
Setting Sail / Riding the Drakkar
Old Gods
Sauflied
Christenfeind
Irminsul

Moskau

Ich meine mich zu erinnern, dass nun die groß angekündigte und von vielen wohl auch heiß ersehnte „Wikinger Stripperin“ an der Reihe war. Davon erfuhren wir jedoch, wie schon von den Setlist-Änderungen erst im Nachhinein, da diese Information wohl nur in der Halle verbreitet wurde. Solche Schwierigkeiten sollte man beim nächsten Mal natürlich ändern. Anhand diverser Erzählungen und des später auftauchenden Videos im Netz, wurde jedoch eh klar, dass das ganze eine ziemliche Enttäuschung war, da man einfach eine beliebige Disco-Stripperin in ein Frau Antje-Kostüm gezwängt hatte und die Gute offensichtlich keinen Bezug zu der Musik und zu der gesamten Umgebung hatte. Wem es jedoch gefallen haben dürfte, ist der von Ihr Auserwählte, den sie auf die Bühne zog und nach allen Regeln der Kunst becircte und umgarnte.

Nach dem weiblichen Interludium sollten nun wieder Herren der Schöpfung die Bühne betreten, um genau zu sein, die Mannen von Equilibrium. Doch auch die waren unglücklicherweise in einen Stau geraten, so dass sie mit STORMWARRIOR den Platz tauschten. Auch hier wieder ein Lob für den Einsatz. So richtig in das Festivalschema gepasst haben die Jungs allerdings nicht. Die Hamburger spielen weder Viking- noch Pagan- geschweige denn Black Metal, sondern feinsten Speed Metal, Power Metal, Traditionellen Meta, wie ihr es nennen wollt. Vergleiche würde ich am ehesten zu den alten Helloween oder vielleicht Paragon ziehen. Klasse melodien, meist im höheren Tempo angesiedelte Songs und eine wirklich kraftvolle, charismatische Stimme bilden das musikalische Gerüst für Texte rund um Odin, Walhalla, Schlachten und vor allem um die Essenz des Heavy Metal. Die Lyrik dürfte dann wohl auch der Grund für die Einladung sein. Die Reihen hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon stark gelichtet, dafür zelebrierten die Anwesenden den Auftritt umso mehr. Vor allem die Kuttenträger und „langjährigen“ Metaller feierten die Jungs ordentlich ab und ließen bei Krachern wie „Valhalla“, „Lindisfarne“ oder „The Axewielder“ die Haare und den Nacken kreisen. Der Klang war bei Stormwarrior verdammt druckvoll, was die Wirkung der Lieder natürlich noch mal verstärkte. Nach endlosen, fordernden „Zugabe!“- und „Stormwarrior!“- Rufen gab es dann mit dem Namen gebenden Titel auch noch eine Zugabe und die Meute verabschiedete die Nordlichter unter tosendem Beifall. Starker Auftritt.

Setlist:
Sign of the Warlorde
Heavy Metal Fire
The Axewielder
Valhalla
Thunderer
Lindisfarne
Iron Prayers
Bounde by the Oathe

Stormwarrior

„WOTAN!!“ – So begann schmetternd der Auftritt von XIV DARK CENTURIES, einer der vielen Formationen aus Thuringia an diesem Abend. Auch sie kamen in traditionellem Gewand und mit großen Trinkhörnern auf die Bretter und legten sofort los. Patrick und ich haben die Herren bereits beim ersten UR gesehen und schon da konnten sie voll überzeugen. Diesmal ging man sogar mit noch mehr Spielfreude und Selbstbewusstsein ans Werk. Frontmann Michel ist ein sympathischer Kerl, der die Menge stets gut um Griff hat und zu begeistern, anzuspornen und mitzureißen versteht. Die Jungs spielten sich quer durch die beiden Alben „Dunkle Jahrhunderte“ und „Den Ahnen zum Gruße…“, sowie die 2005er Mcd „Jul“ durch. Von dieser konnte schon letztes Jahr vor allem das Stück „Bragarful“ begeistern und auch dieses Jahr stimmte die Meute euphorisch in den klaren „Wotaaan“-Choral ein. Leider wurde der auftritt der Centuries enorm gekürzt, was das Publikum sofort negativ beantwortete. Verständlich, es war immerhin schon die zweite Kapelle, denen das Set beschnitten wurde. Und leider auch nicht die letzte…

Setlist:
Tanz der Schwerter
Unseren Ahnen zum Gruße
Als das Opferfeuer brannt
Teutonentanz
Falsche Propheten
Bragarful
Valpurga
Auf zur Schlacht

Nun war es Zeit für die verspätet angerückten Münchener, EQUILIBRIUM. Zu deren Auftritt können wir jedoch nichts sagen, da uns die Band nicht wirklich interessierte. Fernab von dem ganzen Hype um die Bayern, machten sich die Autoren also auf, endlich was zwischen die Zähne zu bekommen, da der Pommes-Stand ja bereits nach den ersten paar Stunden nichts mehr zu bieten hatte. Nach einer ungefähren Wegbeschreibung machten wir uns per Pedes auf den Weg und hatten es nicht wirklich schwer, das Lokal zu finden, schienen doch einige Idioten mit dem Sinn und Zweck eines Mülleimers nicht vertraut zu sein. Pizzakartons pflasterten unseren Weg… Bei der Pizzeria angekommen, waren wir natürlich, erwartungsgemäß, nicht die einzigen. So hieß es also lange warten. Also nutzten wir die Zeit, uns mit anderen Anwesenden zu unterhalten, wobei sich herausstellte dass, augrund der Überdrüssigkeit, nicht nur wir Equilibrium’s Auftritt als Gelegenheit für eine Pause wahrnahmen. Nach 20 Minuten waren die Pizzen endlich fertig und man genoss sie auf dem Bordstein zwischen anderen Festivalbesuchern, der Sängerin von Odroerir und dem Basser von Stormwarrior. Da ich mich wohl in meiner Aufnahmekapazität etwas verkalkuliert hatte und auch Patrick mehr als satt war, bot ich, auf dem Rückweg in die Pizzeria den Rest meiner Pizza den anwesenden Odroerir-Mitgliedern an, die, noch immer gewandet, Cola schlürfend am Tisch standen und das Angebot dankend annahmen. Offenbar schon weitreichend dem Alkohol zugetan, erteilte uns Stickel zusätzlich eine Lektion in Sachen Italienischer Folklore – und wie sie aus seiner Sicht zu klingen hat – und spannte uns sogleich in ein kleines Liedchen ein „Okay, hört zu… Ich singe: „Italiano, Italianooo, Ooohohoooo“ und ihr dann im Rhythmus dazu „Jooo Jooo Jooo“ „

Ein prüfender Blick auf die Uhr verriet: Man war massig im Verzug, sowohl die gesamte Festival-Zeitplanung als auch wir durch unseren kleinen Aufenthalt in der Gastronomie. Wir kamen jedoch noch rechtzeitig an um MENHIR sehen zu können, für mich persönlich einer der Gründe, warum ich erschienen war. Wir waren sogar viel zu früh da, denn uns strömten grade erst die Massen der Equilibrium-Jünger entgegen. Umso besser. Es war wieder enorm leer vor der Bühne geworden, als die Thüringer langsam die Bühne betraten. Das Publikum wirkte mittlerweile ziemlich erschöpft und ausgelaugt und viele saßen entweder auf dem Boden, dem Bühnenrand oder den Boxen. Der recht langwierige Soundcheck machte außerdem das Warten nicht unbedingt leichter. Irgendwann trat Sänger Heiko dann ans Mikrofon und begrüßte die Menge mit „Joa, meine Gitarre ist hin, wer von Euch hat meine Autoschlüssel?“ Dies heiterte die Stimmung wenigstens ein bisschen auf und nachdem eine neue Gitarre bereitstand ging es dann auch endlich los. Eingeleitet wurde das Set mit „Einherjer“ von der Thuringia Scheibe, ein eher gemächlicher Einstieg. Dannach folgte sofort „Wotans Runenlied“, was mir eh schon seit der Anreise als Ohrwurm im Kopf herumschwirrte. Eine der großartigsten Hymne der Männer und ich ließ es mir nicht nehmen, beim Chorus kräftig mitzusingen. Nach diesem Epos folgte sofort ein weiteres meiner Lieblingsstücke, der Namensgeber „Menhir“. Ich kann nur sagen, dass eine absolut magische Atmosphäre herrschte, die mich absolut in ihren Bann zog. Neben einem neuen Stück, Kriegers Gesicht (Ulfhednar) kündigte Heiko als siebtes ein Stück an „was einige vielleicht schon vom letzten Ragnarok Festival kennen!“ Ganz klar, nun durfte man endlich in den Genuss des neuen Stückes „Hildebrandslied“ von der gleichnamigen bald erscheinenden Langrille kommen. Großartig! Absolute Gänsehautstimmung. Nachdem die Menge nun deutlich Zugaben forderte, machte der Veranstalter klar, dass dies nicht drin sei. Die Jungs stimmten trotz alledem Ziuwari an, begleitet von Begeisterung des Publikums, doch ihnen wurde schlicht der Saft abgedreht. Absolut unangebracht! Ich war nicht der einzige der das so sah, die Menge quittierte diese Frechheit mit Buh-Rufen und Pfiffen. Danach entstand eine Art Stimmenchor-Gewirr, bestehend aus fordernden „Menhir!“ Menhir!“ Rufen, „Scheiß Veranstalter!“ Schelten und lautstarken Pfiffen. Dazu gesellte sich das Geschrei einer kleineren Riger-Division direkt hinter mir, die frenetisch „Rrrrrriger!“ krächzten.

Setlist:
Einherjer
Wotans Runenlied
Menhir
Die Kelten
Gesicht des Kriegers (Ulfhednar)
Das verborgene Reich
Hildebrandslied
Ziuwari (abgewürgt)

Schon wieder Thüringer! Das Fünfer-Gespann war neben Menhir eigentlich der Hauptgrund für meinen Besuch und so freute ich mich nun natürlich ganz besonders. Nicht nur dass RIGER meiner Ansicht nach absolut genial sind, es ist einfach verdammt schwer sie mal außerhalb Thüringens live zu erwischen. Nach einem Soundcheck in ähnlichen Längen-Regionen, wie denen von Menhir, ertönten für den Riger-Anhänger wohlbekannte Klänge. Der Prolog der Hamingja-Scheibe erklang und die Mannen plus Gitarristin Nicola machten sich bereit für die bevorstehende Schlacht. Nach dem letzten Ton des Einklangs folgte jedoch nicht, wie ich aufgrund des Intros erwartet hätte, Krieg sondern Im Grau’n der Nächte, somit also ein eher stampfender, als rasender Beginn, aber mindestens genauso machtvoll. Frontmann Ingo hatte die Meute gut im Griff und auch der Rest der Horde trat spielsicher und selbstbewusst auf. Als nächstes folgten der Eingangssong des letzten Albums, „Zunft der Lügner“ und „Schöpfer der Hetze“, zwei deutliche Kriegserklärungen, beide sehr kraftvoll vorgetragen. Der Gesang wechselte, wie bei Riger üblich, immer wieder zwischen eher hohem Krächzgesang und tiefen Death Metal Growls Dieser klingt jedoch live um einiges mächtiger. Nun kündigte Ingo das Stück an, auf das vermutlich alle gewartet haben. Bei „Auf die Ahnen“, quasi dem Vorzeige-Hit der Bande, schien die Meute auf einmal wieder wach zu werden und alle grölten „Auf auf, es gilt dem Rausch zu verfall’n!“ und „Auf die Ahnen!“ und setzten das auch gleich in die Tat um. Stampfend folgten Homo Decadencia und, wieder vom aktuellen Album, „Eisenhagel“, bevor mit Brandschiff wieder ein Trinklied angestimmt wurde. Auch hier feierten alle Besucher ordentlich mit. Als letztes gab es noch das Titellied des dritten Album, „Des Blutes Stimme“. Mit diesem genialen Stück endete das Konzert dann leider auch schon, das Set von Riger wurde radikal gekürzt. Trotzdem absolut famos und definitiv mein Höhepunkt des Abends!

Setlist:
Prolog
Im Grau’n der Nächte
Zunft der Lügner
Schöpfer der Hetze
Auf die Ahnen
Homo Decadencia
Eisenhagel
Brandschiff
Des Blutes Stimme

Es ist mittlerweile ungefähr halb Eins, als ENSIFERUM, die neuen Chartstürmer aus Finnland, die Bühne besteigen. Auch wenn sie für viele vermutlich einer der Gründe waren, das UR II zu besuchen ist die Stimmung mittlerweile, verständlicherweise, schon ziemlich am Ende. Alle wirken sehr müde und geschafft und auch die Band scheint an diesem Abend nicht grade vor Kraft zu strotzen. Sie spielen hauptsächlich Stücke der aktuellen „Dragonheads“-EP, die sowieso schon mit geteilten Meinungen aufgenommen wurde und nun live nicht grade für Begeisterungsstürme sorgte. Vom Debütalbum wurden einzig „Hero in a Dream“ und „Guardians of Fate“ gespielt, von „Iron“ immerhin 3 Stücke. Kracher wie „Little Dreamer“, „Treacherous Gods“ oder „Token of Time“ fehlten nicht nur in meinen Augen, auch die Menge wirkte sehr ernüchtert. Nach ziemlich genau einer Stunde wurde jedoch auch Ensiferum’s Set radikal geschnitten. Als die Finnen, unter Zugaberufen ein weiteres Mal auf die Bühne stapfen wollten, um zwei Zugaben zu geben, fingen die Herren der Technik noch während des Spielens prompt an, der Band das Equipment abzubauen. Keine wirklich schöne Geste, was man sowohl Publikum als auch den Künstlern anmerken konnte. Verständlicherweise.

Setlist:
Kalevala Melody
White Storm
Tale of Revenge
Dragonheads
Guardians of Fate
Warrior’s Quest
Hero in a Dream
LAI LAI HEI!
Into Hiding (Amorphis Cover)
Into Battle

Es dürfte mittlerweile ein oder zwei Uhr in der Früh’ sein. Mein geschätzter Kollege hat den Ort aufgrund von Unwohlsein verlassen und ich begebe mich zurück in die Halle. Auch ich bin mittlerweile verdammt müde und befinde mich irgendwo zwischen sehr betrunken und langsam wieder nüchtern, aber dennoch freue ich mich darauf, wie ANCIENT RITES live wirken. Ich kannte bisher, um ehrlich zu sein, nur sehr wenig von den Herren und war deswegen umso gespannter.
Nun hatte sich allerdings im Laufe des Festivalabends ein kleines Malheur ereignet. Im Namen des Rites’schen Managers wurde angekündigt, dass die Band aufgrund der enormen Verspätung nicht spielen würde. Daraufhin stellte der Veranstalter das Publikum vor die Wahl: Entweder es werden alle folgenden Setlisten um 20 Minuten gekürzt, oder Ancient Rites entfallen komplett. Die Menge entschied sich eindeutig dafür, dass die ursprünglichen Headliner nach Hause fahren sollen. Nicht zuletzt ergab sich diese Entscheidung wohl, weil es so schien, als hätten Ancient Rites selbst hochmütig entschieden, nicht mehr spielen zu wollen, so dass sie es sich mit den meisten verscherzt hatten. Dieses Missverständnis klärte sich jedoch im Nachhinein auf. Jedenfalls trat der Veranstalter wenige Minuten nach dieser Abstimmung erneut auf die Bühne, um einen Rückzieher zu machen und zu erklären, dass Ancient Rites doch spielen würden. Davon war das Publikum, dank der vorigen Erklärung, natürlich nicht sehr begeistert und so hatten die meisten eh kein Interesse mehr an dem Auftritt.
Trotz all diesem Ärger gab es allerdings immer noch eine kleine, eingeschworene Fangemeinde, die sich die letzte Show nicht entgehen lassen wollte. Wenn ich mich richtig erinnere, waren es vielleicht noch 50 Mann. Ob es um diese Zeit und grade nach den Problemen noch nötig war, unbedingt die eigene Bühnendeko aufzubauen, sei mal dahingestellt…

Jedenfalls haben die Männer noch eine richtig geile Show hingelegt. Mit einem wirklich großen Liedaufgebot quer durch ihre Diskographie und einer deutliche ausgeprägten Spielfreude haben sie im Handumdrehen die Herzen der Fans (zurück)gewonnen. Es herrschte eine absolut ausgelassene Stimmung und bei Krachern, wie „Mother Europe“, „Götterdämmerung“ oder dem Stampfer „Invictus“ von der neuen Scheibe, bangte und feierte die winzige Schar aufs euphorischste. Besonders erwähnenswert ist auch die kleine Gruppe, die etwas abseits stand und die Ostflander’sche Fahne schwenkte, um Ihre Helden zu unterstützen. Als Gunther dann zum Finale „Victory or Valhalla“ ansagte, gaben beide Parteien noch mal alles und rockten sich gegenseitig. Unter Zugaberufen und „We! Want! More!” Chören entschied sich die Band für eine Zugabe. Es wurde sehr still, der Frontmann trat ans Mikro und flüsterte schon fast „Every one of You ony has got one…“ und natürlich war es klar, wie das Publikum antworten sollte. „Fatherland!“ schallte es zurück. Dieses Stück ist meiner Ansicht nach neben „Mother Europe“ Ancient Rites’ absolutes Glanzstück und live klang es gleich noch mal so genial. Als dann irgendwann das Publikum ganz ohne Gunther den Chorus sang und nachher ein treuer Fan, mit dem ich mich zuvor ein wenig unterhalten hatte, sich mal eben das Mikro krallte und eine Strophe komplett alleine sang, war klar es hat sich definitiv gelohnt, dass Ancient Rites noch aufgespielt haben! Die Fans waren sichtlich geschafft und die Band ging abgekämpft aber mit einem Lächeln auf den Gesichtern von der Bühne. Sehr geile Show zu später Stunde!

Setlist:
Crusade (Intro)
Templar
Mother Europe
Götterdämmerung
Invictus
And the Horns called for War
Thermopylae
Aris
Rubicon
Blood of Christ
Longing for the Ancient Kingdom
Mithras
Victory or Valhalla

Fatherland

Um drei Uhr in der Früh ging es dann langsam aber sicher Richtung Bahnhof, nur um erschrecken feststellen zu dürfen, dass der erste Zug Richtung Heimat so gegen halb sieben, sieben kam. Es bot sich aber eh ein recht interessantes Bild im Krefelder Bahnhof. Zwischen ein und zwei Dutzend Besucher saßen bzw. lagen im ganzen Bahnhof verteilt, offensichtlich auch alle bis zum nächsten Zug verharrend und unterhielten sich, hatten laute Musik an oder versuchten schlicht zu schlafen. Also suchte ich mir ein bequemes Plätzchen und bekam auch alsbald Gesellschaft. Zum Glück hatte diese ein Paar Boxen mit ordentlicher Musik dabei, so dass man bald ins Gespräch kam und um sechs den ersten Kaffee vom nahe gelegenen Bäcker zusammen zu sich nahm. Hier nutzte ich auch die Gunst der Stunde und warb zwei neue Leser für Metal1 ;-) Langsam lichtete sich alsbald das Feld und alle rollten in verschiedene Richtungen gen Heimat. Hierbei hatte ich auch die Freude, eines der Forenmitglieder persönlich kennen zu lernen.

Insgesamt ein sehr schöner Tag und ein gelungenes Festival. Da ehrliche Kritik jedoch besser ist, als ein umfassendes Lob: Zunächst einmal sind drei Eröffnungsband unserer Ansicht nach zuviel. Zwei würden absolut reichen. So würde auch der Tag etwas kürzer, was für einige sicherlich auch angenehmer ist. Außerdem geht eine kleine Schelte an den Organisator. Es kann nicht sein, dass mittags schon keine Pommes mehr vorhanden sind. Es ist eine relativ einfache Rechnung: 1100 Besucher passen rein, dann muss man auch in etwa so viele Portionen einkalkulieren. Sicher essen manche keine Pommes, dafür andere wieder zwei, drei Portionen, so dass es über den Daumen passen dürfte. Ebenso ungünstig war es, den Essensstand abends schon abzubauen, so dass alle zu den umliegenden Gastronomietempeln wandern. Kann ja auch nicht im Sinne des Veranstalters sein, wenn das ganze Geld dort hineinfließt. Zu guter Letzt ist die Zeitplanung sehr unglücklich verlaufen. Zwei Stunden Verzug sind klar zuviel, da müsste ein großzügigerer Zeitplan aufgestellt werden Die Kürzungen der Auftrittszeiten und die Zugabenverbote wirkten auch eher kontraproduktiv, denn so sind die Fans enttäuscht und das fällt negativ auf den Veranstalter zurück. Auch muss eine andere Möglichkeit der „Durchsage“ gefunden werden, da eine große Anzahl der Besucher nicht einmal mitbekommen hat, wenn sich in der „Running Order“ etwas geändert hatte. Natürlich darf es nicht so enden wie bei Riger, wo eine Flasche nach dem Veranstalter geworfen wurde. Es braucht nicht zu diskutiert werden, dass das vollkommen dämlich und unangebracht ist.

Bei aller Kritik muss man jedoch auch eingestehen, dass das Ultima Ratio bisher noch ein sehr junges Festival ist und dafür, dass dies erst die zweite Ausgabe war, insgesamt recht ordentlich verlaufen ist. Es gab keine großen Probleme, keine gewalttätigen Auseinandersetzungen oder sonstige Probleme und es hat alles in allem Spaß gemacht, was ein Festival hauptsächlich bieten sollte. Außerdem läuft bei Festivals dieser Größenordnung eigentlich nie alles glatt, irgendwas geht immer schief.
Alles in allem kann ich also behaupten, wenn die Veranstalter die oben genannten kleinen Schwächen beseitigt, bin ich beim Ultima Ratio III auf jeden Fall wieder dabei!

Persönliche Bilanz:
– 16 Stunden Festival am Stück
– viele Liter Bier und Honigwein
– Ankunft daheim um 9 Uhr morgens
– Keinen Kater am nächsten Morgen
– Ein paar schöne Fotos
– ein verlorener Mp3 Spieler

Geschrieben am 6. Mai 2006 von Metal1.info

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