Konzertbericht: Viking Warrior Crusade Tour

2006-11-11 Hollfeld, Stadthalle

Wenn es nach dem Hollfelder Stadtrat gegangen wäre, hätte es dieses Konzert der Viking Warrior Crusade Tour, nicht gegeben, da man sich idiotischer Weise und ohne jeglichen ersichtlichen Grund gegen jegliche Metal-Konzerte in Hollfeld ausgesprochen hat. Somit konnte man sich schonmal freuen, dass dieser Konzertabend, bei den zusätzlich zu den normalen Bands der Tour noch Varg, Wolfchant und XIV Dark Centuries spielten, überhaupt stattfinden konnte. Das Konzert der „Ruins of Hope“ Tour der deutschen Thrasher Dew-Scented fiel leider den örtlichen Behörden zum Opfer. Doch genug darüber aufgeregt – kommen wir zum Wesentlichen:

Den Anfang machten die mir nur als Ragnarök 3 – Opener bekannten VARG aus Neustadt bei Coburg und viel hatte ich wirklich nicht erwartet, denn bisher kannte ich sie nur als eher zweitklassige Coverband. Doch bereits vor dem Auftritt fingen sie damit an meinen negativen Ersteindruck zu relativieren, indem sie auf der Bühne einige Fackeln anzündeten, was ein sehr stimmiges Bild ergab. Als dann die ersten Töne erklangen war vor der Bühne leider noch wirklich nichts los, obwohl das was gespielt wurde mir deutlich besser zusagte und ich wirklich positiv überrascht, fast schon verblüfft war. Die doch noch recht junge Band scheint erwachsen geworden zu sein, denn ihr Pagan Metal, der ohne Keyboards auskommt, kann sich auf alle Fälle hören lassen. Als dann auf den Gratis-Met hingewiesen wurde konnte man dann doch recht schnell ein paar Leute dazu bewegen sich vor die Bühne zu bewegen. Hönigwein zieht einfach immer und so gönnte ich mir natürlich auch gleich mal eine ganze Flasche, die leider nur bis nach Wolfchant reichen sollte. Als dann auch noch den „zahlreichen“ Riger-Fans vor der Bühne (= Ich und noch jemand) der Song „Skål“, in Anlehnung an „Auf die Ahnen“ gewidmet wurde, hatten sie natürlich bei mir gewonnen. Riger und Met – Jungs ihr wisst was mich glücklich macht!

Bei WOLFCHANT erwartete ich eigentlich eine deutlich gesteigerte Publikumsresonanz. Der epische Pagan Metal der Südbayern konnte in letzter Zeit doch sehr gute Kritiken für sich verbuchen und auch ihr Auftritt beim Eisenwahn war sehenswert. Doch mit Publikum war zumindest bis zu den drei letzten Bands Helfahrt, Helheim und XIV Dark Centuries nicht viel. Schade, denn an der Band lag es auf keinen Fall. Hier bot man einen routinierten Querschnitt durch das Debütalbum „Bloody Tales From Disgraced Lands“ und ließ es sich auf keinen Fall anmerken, dass die meisten wohl noch ein wenig Met oder Bier zum Aufwärmen gebraucht haben. Highlights waren für mich „Ride To Ruhn“, „The Betrayal“, „Revenge“ und „Praise To All“ mit diesem einfach göttlichen Break. Am Rande sei noch erwähnt, dass Sänger Loki zwischenzeitlich das Mikrophon auseinander genommen hat, bzw das Kabel irgendwie rausgerutscht ist, was zu einer recht hektisch anmutenden, spontanen Bastelaktion auf der Bühne führte. Er hat es aber rechtzeitig bis zum nächsten Vocalpart geschafft das Ding wieder zusammenzusetzen. Abschließend kann man sich nur über das fehlende Publikum beklagen und sich auf weitere Auftritte der Band freuen.

Als Kontrast zu den ganzen paganistischen Klängen kamen mir die nun folgenden Deather PUNISH aus der Schweiz gerade recht. Ihre Herkunft hätten sie eigentlich nichtmal verraten müssen, denn man hörte dies schon recht deutlich beim Soundcheck. Was dann geboten wurde war ordentlicher Death Metal mit nicht sonderlich tiefen Growls, aber der richtigen Geschwindigkeit, der mehr Leute anzog als die beiden ersten Bands und mir für’s erste auf alle Fälle taugte. Zu hören gab’s neben Songs von der aktuellen EP „Four Songs in Morbid Lust“, die bis auf „Hall of Violence“ komplett heruntergezockt wurde, noch eine Vielzahl an Appetithäppchen vom kommenden Album „Dawn of the Martyr“, für das noch ein Label gesucht wird. Live hat sich das ganze schonmal sehr gut angehört und richtig Spaß gemacht. Im Anschluss des Auftritts konnte ich mich noch nett mit Max von Helfahrt unterhalten, der sich das ganze mit samt Freundin und den anderen Bandmitgliedern aus nächster Nähe angesehen hatte und sichtlich erfreut von der Tour berichtete. Leider kam ihm seine nicht ganz billige Flöte in Bamberg abhanden und es bleibt zu hoffen, dass sie wieder aufgetaucht ist.

ATANTAOS aus Jena, die im normalen Tourpaket normalerweise erst nach Helfahrt gespielt haben, waren heute ausnahmsweise vor den Münchnern an der Reihe. Grund hierfür war wohl, dass Ivo, der örtliche Veranstalter, möglichst viele Pagan Metal Bands am Schluss spielen lassen wollte. Die Ostdeutschen ließen sich davon wirklich überhaupt nicht beirren und lieferten richtig geilen Death / Black – Metal mit ordentlichen Thrash-Einschlag. Auch hier ließ man es sich nicht nehmen mit „Imperator Rides Again“, „Greed of Blood“, „Destruction“ und „Reason: Innocence“ jede Menge neue Songs zu spielen. Auch ein Cover der Thrash-Institution Sodom war mit „Outbreak Of Evil“ dabei. Viel der großen Worte braucht man hier kaum zu verlieren, denn auch hier gab’s wenig bis garnichts zu mäkeln. Einzig der Sound hätte vielleicht noch ein wenig druckvoller sein können, war aber im Großen und Ganzen und mit dem Wissen darum, dass es in der Halle nicht viel besser geht, doch in Ordnung.

Trotz der bisher genialen vier Bands, die mir schon ordentlich zusagten freute ich mich jetzt besonders auf meinen persönlichen Headliner HELFAHRT, welche mit ihren Debütalbum „Sturmgewalt“ mich richtig mitreißen konnten und ich ebenfalls schon beim Eisenwahn erleben durfte. Leider gab es diesesmal keine hölzernen Mikrophonständer, doch schon beim Erklingen des wunderschönen Intros „Ein Sturm zieht herbei“ (nachdem es der eigene Soundmann endlich gefunden hatte) merkte ich ein leichtes Kribbeln im Bauch, von dem ich nach den ersten Sekunden bei „Markomannenzorn“ erlöst wurde und es sich in Zufriedenheit verwandelt hatte. HELFAHRT und allen voran Frontmann Max, der sich nach seinem Ausstieg bei Sycronomica komplett auf seine eigene Band konzentrieren kann, legten los als gäbe es kein Morgen. Der eingänge Pagan Metal der Münchner, welcher zum Glück komplett ohne Keyboards auskommt, trifft genau meinen Nerv. Rau, mitreißend und trotzdem eingängig – so muss es sein und, dass Max seinen Gesang auch noch passend mit den richtigen, für manche vielleicht zu theatralischen, Posen untermalt dürfte kein Geheimnis sein. Ebenso wie es auf der „Sturmgewalt“-CD keine Ausfälle gibt, so lieferte dieser Auftritt ausnahmslos Highlights und das schon recht früh gespielte „Lewwer duad üs slaav“, kann man schon jetzt als DEN Klassiker der Band bezeichnen. Schade, dass Max seine Flöte und Maultrommel, wie schon geschrieben, in Bamberg abhanden gekommen ist um das Intro zu spielen, doch das schmälerte die Leistung nur marginal. Es ist eine wahre Freude, wenn man sieht mit welcher Spielfreude und Enthusiasmus die Jungs von HELFAHRT bei der Sache sind und die 45 Minuten Spielzeit vergingen wie im Flug. Natürlich hätte man sich noch etwas mehr Publikumsresonanz gewünscht, die aber schonmal nicht so schlecht war wie bei den ersten Bands, aber auch hier lag es auf keinen Fall an der Band.

Ein ganzes Stück sperriger sollte es nun mit den Headliner der Viking Warriors Crusade Tour HELHEIM zugehen. Nicht zuletzt dann des Albums „The journeys and the experiences of death“ unterstrichen die Norweger ihren Anspruch in der höchsten Liga der heidnisch schwarzmetallischen Klangkunst mitzuspielen und anspruchsvolle, oft schwer zugängliche Kost zu liefern. Für den Beginn hat man sich jedoch mit „Svart Visdom“ ein Stück von der allerersten CD „Jormundgand“ ausgesucht, welche zur Zeit als ReRelease durch Darkessence Records wieder erhältlich ist, und ließ darauf „Odins møy“ folgen. Im Vergleich dazu wirkte das nun folgende „Dead Mans Eyes“ umso sperriger und nur schwer zugänglich. Ich beschränkte mich darauf die Musik einfach nur auf mich wirken zu lassen und freute mich umso mehr über meinen Lieblingssong der Gruppe: „Warlot“. Mit den ersten vier Songs hat man schon einen extrem guten Einblick in die unglaubliche musikalische Vielseitigkeit der Nordmannen gezeigt und es sollte nicht schlechter werden. Die extreme Atmosphäre von Songs wie „Evig“ und „Oaken“ kam wunderbar herüber. Während zuvor bei Atanatos, Punish und Helfahrt jeweils Musiker von Helheim zu kurzen Gastauftritten kamen, so wurde nun der Spieß umgedreht und als allerletzten Song gab es als richtige Überraschung ein Cover des The Animals Songs „House of The Rising Sun“, mit Bjormar am Mikrophon. Eine sehr nette Sache und ich freue mich schon darauf die Norweger nächstes Jahr beim Ragnarök wieder zu sehen.

Als Bonbon gab’s in Hollfeld nicht nur Wolfchant und Varg, sondern auch die mittlerweile zu größerer Bekanntheit gekommenen Thüringer Pagan Metaller XIV DARK CENTURIES. Warum sie anstatt Helheim Headliner waren, weiß ich nicht, jedenfalls beantwortete das mittlerweile doch als solches zu bezeichnende Publikum die Frage dann mit einer ordentlichen Resonanz. Auch wenn mir das neuste Werk „Skithingi“ auf Platte wirklich nicht besonders zusagt, da sich die Songs einfach zu wenig unterscheiden, so wissen XIV DARK CENTURIES live immernoch zu begeistern, auch wenn ich sie nun schon zum dritten Mal innerhalb von nur gut anderthalb Jahren sehen durfte. Der von mir so bezeichnete „Equi-Effekt“ trat jedenfalls nicht ein und man ließ ordentlich die Köpfe kreisen. Zu bemängeln bleibt trotzdem, dass man kaum ältere Stücke gespielt hat, jedoch kommt man natürlich nicht daran vorbei die Bandhymne „Falsche Propheten“ zu spielen. Der Ruf „Nieder mit den Christen Komplott“ sorgt bei mir jedesmal für ein kleines Lächeln im Inneren, auch wenn er noch so profan ist. Obendrein erwischten die Heiden einen wirklich sehr guten Sound, der wenn es nach mir gegangen wäre nur noch ein wenig lauter hätte sein können. Recht lustig anzusehen war auch ein sichtlich Betrunkener, der nach jedem Song „Auf zur Schlacht“ forderte, damit aber noch warten musste, denn zuerst gab es noch von der „Jul“-EP, den gleichnamigen Titeltrack und „Bragarful“, ehe man „Auf zur Schlacht“ als letzten Song des 45-minütigen Sets spielte. Eine Zugabe gabs dann noch, jedoch weiß ich nichtmehr was das genau war. Es sei mir verziehen. Schade, dass es schon so schnell zu Ende gehen musste, denn es war gerade mal kurz vor ein Uhr.

Alles in allem kann man von einem doch gelungenen Konzertabend sprechen. Schade, dass bei Varg und Wolfchant wirklich fast niemand vor der Bühne war, obwohl sie es musikalisch auf jeden Fall verdient hätten. Die „Exoten“ Atanatos und Punish wussten geschickt aufzulockern, denn ein reiner Pagan Metal Abend wäre mir auf jeden Fall zu einseitig gewesen. Bei aller Liebe zu den heidnischen Klängen, kann ich diese auf keinen Fall andauernd anhören und so ist es für mich unverständlich, dass sich manche bei Bands wie Atanatos und Punish aus Protest in die hinterste Ecke verkriechen und am Boden schmollen. Werdet mal ein wenig offener! Helfahrt konnten meinen positiven Eindruck vom Eisenwahn, dem Sturmgewalt-Album und dem Interview mit Max nur noch mehr untermauern und gehören nicht erst seit diesem Auftritt zu einer meiner Lieblingsbands in diesem Sektor. Während Helheim dann eher etwas war um die Atmosphäre der gewaltigen Songsstrukturen auf sich wirken zu lassen, konnten XIV Dark Centuries dann das Publikum endlich vollkommen auftauen. Für zehn Euro Eintritt im Vorverkauf konnte sich das wirklich sehen lassen.

Geschrieben am 11. November 2006 von Metal1.info

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