Review Adema – Planets

Das Leben als Mitarbeiter und Redakteur bei Metal1 ist schön. Ich entsinne mich noch sehr genau: Vor zweieinhalb Jahren wusste ich wahrscheinlich noch nicht einmal, was „Promo CD“ im strikten Sinne bedeutet. Da flattert mir doch neulich glatt die Promo-CD des neuen Adema Albums „Planets“ ins Haus. Adema, die sollte man im Grunde eigentlich kennen. Die guten alten New Metal Faxen von jeher. Für die einen oder anderen die „Einstiegsdroge“ schlechthin, für die anderen beweitem nicht so interessant wie für andere. Egal.
Im April soll das bislang dritte Output der kalifornischen Gitarrenhelden die Straße küssen. Und auf so Leuten wie mir lastet jetzt die unendlich schwere Aufgabe, dieses Werk verbraucherfreundlich vorzustellen, ohne auf irgendeine Weise frivol oder anstößig zu klingen oder gar den Hardcore-Fans auf den Schlips zu treten. Eine schier unlösbare Angelegenheit, aber schließlich sind wir ja hier bei Metal1: Geht nicht, gibts nicht! (Zur Vorsicht sollte man hier auf die Ironie hinweisen!).

Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Adema haben ihren Sänger Marky Chavez vor die Tür gesetzt und einen Ersatzmann angeheuert: Luke Caraccioli steht nun an vorderster Front und gibt den Adema-Jungs den Ton an, das es sich gewaschen hat. Und wer von großen Überraschungen ausgeht, wird hier fündig werden. Adema wurden vor fast 5 Jahren neben diversen anderen Trendreitern zu den New Metal Bands der ersten Stunde erkoren. Der angestrebte große „Breakthrough“ ließ sich jedoch nicht wirklich erbringen und auch nach dem zweiten Album-Release und ausgedehnten Touraktivitäten herrschte gähnende Leere in den heimischen Kassen. Nicht, dass Adema für Geld spielen würden, nein nein. Wie kommt man nur darauf? Schließlich hat man nie New Metal gespielt, weiß gar nicht, was dieser Begriff bedeutet und soll auch nie in Verbindung damit gekommen sein. Och nö.

Umso erfreulicher „Planets“. Mit neuem Sänger und neuen Zielen erschufen Adema ein äußerst atmosphärisches und ungewöhnlich rockiges Album. New Metal ist das nicht mehr, höchstens Anleihen. Mehr aber auch nicht. Kein großes Aggro-Getue, keine fiesen Shoutparts – einfach nur kantiger Rock, der häufig Parallelen aus dem metallischen Revier fordert und auch befriedigt wird. „Shoot The Arrows“ eröffnet das neue Adema-Kapitel und verdeutlicht chaotische Verhältnisse, die in jenem Chaosprinzip die Ordnung wiederfindet. Mit Luke scheinen Adema ihren Soundbegleiter für die Ewigkeit gefunden zu haben, denn dessen Stimme ermöglicht Adema einen viel variableren Sound als jemals zuvor. Erstmals traut sich die Band auch an Midtempo-Kracher wie „Tornado“ heran, die auch völlig ohne das latent obszöne seine „Kick Ass“ Qualitäten aufweisen lässt. Irgendwie ist das nicht so recht Adema, es scheint eine andere Band geworden zu sein. Zwar reduzierte sich der einstige Fünfer um einen Gitarristen auf Vier, den Verlust merkt man dem Sound aber keine Sekunde an. So verbiegt sich das Album-Highlight „Planets“ unglaublich wehleidig ins Reich der Gefühle und zelebriert eine Atmosphäre, die in Worten schwer zu erfassen ist. Wahrscheinlich ist es sogar der beste Song, den Adema jemals geschrieben haben. Anhänger der Rockballaden werden hier voll auf ihre Kosten kommen und lassen die CD in Dauer-Rotation im CD-Wechsler.

So schön kann eine Entwicklung ausfallen. Früher hätte man Adema als billigen Abklatsch von Bands wie Korn bezeichnet und sie in der Ecke abgestellt mit der Aufschrift „Berechenbar“. Hätten Adema ein weiteres Album der Sorte „New Metal“ in die Welt gesetzt, wären sie wohl vollständig untergegangen. Eigentlich schade, denn sobald Potenzial richtig eingesetzt wird, kommen durchaus nette Resultate ans Tageslicht. Mit ihrem neuen Sänger und vor allem neuen Sound erstrahlen Adema nun förmlich in all ihrer Vielfalt und präsentieren Kreativität und einzigartige Momente, die den Hörer ins harte Gitarrenlager entführen und zurück in liebliche Melodien bringen. Oder um es in Lukes Worten zu sagen: „Metal meets rock and melodic.“ Prost!

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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