Interview mit Valtias von ArthemesiA

Ganze acht Jahre brauchte die (in mehrerlei Hinsicht) vom Schicksal gebeutelte finnische Black Metal Band ARTHEMESIA, um den Nachfolger zu ihrem 2001er Album „Devs – Iratvs“ rauszubringen, jetzt erschien der Langspieler „a.O.a.“ über das Label Spikefarm Records. Anlässlich des Releases unterhielten wir uns mit Sänger Alpha Valtias Mustatuuli über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft und touchierten dabei Themengebiete wie horrende eBay-Preise, „plastifizierten Scheiß Metal“ und erfuhren nebenbei noch, dass Satelliten wohl in direktem Zusammenhang mit Halluzinogenen stehen.

English original…

Hy lieber Interviewpartner (ich weiß leider nicht, wer beantworten wird, also stell dich gerne unseren Lesern vor), sei mir gegrüßt und vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit für dieses Interview nehmen konntest. Wie geht’s dir und wie geht’s dem Rest von ArthemesiA?
Grüße, ich, Valtias, werde die Fragen beantworten. Mir geht’s zur Zeit ganz gut und dem Rest der Band auch.

Eure zweite CD „a.O.a.“ kommt ja bald über Spikefarm raus. Wie geht’s euch im Augenblick, wie sehnsüchtig erwartet ihr die Veröffentlichung?
Sie ist schon draußen! Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz sicher, was ich darüber denken soll. Ich habe keine Ahnung, wie die Leute uns willkommen heißen werden, weil unsere Musik immerhin ein paar drastische Veränderungen durchgemacht hat. Ich hab da nach dieser langen Zeit ein wenig gemischte Gefühle.

Seit euer letztes Album, „Devs – Iratvs“, veröffentlicht wurde, ist ziemlich viel Zeit ins Land gegangen. Kannst du uns bitte erzählen, was in den acht Jahren mit ArthemesiA los war.
Ziemlich viel, ehrlich gesagt. Wir haben versucht herauszufinden, ob wir immer noch bei Karmageddon Media unter Vertrag waren, während fast alle anderen Bands aus deren Roster versucht haben, einen neuen Deal zu bekommen. Natürlich hat Mikael [Omega Sanctum – Gitarrist, Bassist und Keyboarder] in der Zeit neue Songs geschrieben. Meggadeath ist Mitglied in einigen anderen Bands. Und, naja, man kann sich schon denken, dass wir nach all diesen unglücklichen Geschehnissen eine kurze Pause eingelegt haben. Wir haben nur versucht, unsere Kräfte zu erneuern.

Leider ist es heutzutage kaum noch möglich eine Kopie von „Devs – Iratvs“ in die Finger zu bekommen (ich hab letztens versucht eine über eBay zu kaufen, aber der Preis ging bis 122.50$ hoch und das war dann doch etwas viel). Glücklicherweise ist (oder war?) es möglich einige der Songs legal von eurer Homepage herunter zu laden, aber gut… In meinem Review zum neuen Album hab ich ein wenig spekuliert, wieso es so schwer ist die CD zu bekommen, aber ich denke du solltest es ja am Besten wissen, also erzähl uns doch, wieso wird „Devs – Iratvs“ zu so horrenden Preisen gehandelt?
Naja, sie ist ziemlich selten, weil nur 2000 Kopien gepresst wurden, ehe Native North Records bankrott gegangen ist. Und wow, die Leute zahlen mittlerweile solche Summen dafür? Unglaublich krank! Ich hatte echt keine Ahnung.

Denkst du, dass die zunehmende Popularität von Jari Mäenpää (der, wenn ich micht nicht täusche, auf „Devs – Iratvs“ Gitarre gespielt hat) etwas damit zu tun hat?
Das kann natürlich ein Grund sein. Die Leute warten auf das neue Wintersun Album und jetzt haben sie rausgefunden, dass Jari bei „Devs – Iratvs“ dabei war. Es gibt wenigstens ein paar songs, die er geschrieben hat und ein paar unglaubliche Soli von ihm.

Okay, lass uns über das neue Album „a.O.a.“ reden. Soweit der Promozettel es verriet, steht Alpha – Omega – Alpha für einen Neuanfang nach dem Ende. Kannst du das Konzept dahinter mal kurz für unsere Leser erklären?
Es gibt eine häufige satanische These, die besagt „Kreation durch Zerstörung“. Also steht der Titel für Anfang – Ende – Anfang. Es bedeutet, dass wir unser ganzes Konzept für „a.O.a.“ erneuern mussten, wie mussten noch mal von vorne anfangen, um etwas Neues zu erschaffen, wir mussten alles, was von der Vergangenheit noch übrig war, zerstören. Ob nun physische oder metaphysische Zerstörung, wir mussten das durchmachen.

Warum habt ihr euch für diesen Titel für das zweite Album entschieden? Ist der zweite ArthemesiA Langspieler vielleicht eine Art Neubeginn?
Ja, das ist genau das, was wir ausdrücken wollte. Wir hatten so viel Pech mit Labels, dem Line-Up und so weiter, dass wir uns entschieden haben, noch mal ganz neu anfangen.

Wie zufrieden seid ihr selbst mit eurer zweiten CD? Gibt es etwas, wovon ihr euch gewünscht hättet, dass es besser wird?
Wir sind extrem zufrieden mit „a.O.a.“. Natürlich gibt es ein paar Sachen, die man anders hätte machen können oder die ganz anders hätten klingen können. Zum Beispiel gibt es diese Glocken bei „Patheme“, ich wollte, dass sie viel elektrischer klingen, wie so 70er Jahre Electro Zeug. Aber nachdem ich diese Glocken gehört habe, dachte ich, dass sie besser zur Atmosphäre des Songs passen. Ein paar kleine Dinge hier und da, aber größtenteils sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Verglichen mit „Devs – Iratvs“, welches ist deiner Meinung nach das besser Album?
Natürlich „a.O.a.“! „Devs – Iratvs“ ist eine Compilation von Songs von verschiedenen Songwritern über einen sehr langen Zeitraum, also ist es kein „ganzes“ Album. So wie „a.O.a.“ ein komplett durchdachtes Album ist. Es gibt kein „außenseitiges“ Element darin. Ich denke es ist so wesentlich einfacher, weil wir nur einen Songwriter haben und ich und Meggadeath nur unsere Kommentare und Ideen an Mikael weitergeben. Auf diese Art und Weise fühlt sich das Album „voller“ an.

Ich bin noch nicht auf so viele Reviews zu „a.O.a.“ gestoßen, nur ein Typ bei den Metal Archives, der 60% gegeben hat, und dann noch ein deutsches Review mit einer Wertung von 7/10. Vielleicht weißt du ja mehr, wie fiel die Raktion der Presse gegenüber eurem neuen Album bis jetzt aus?
Sie ist etwas gespalten. Manche Leute hassen es und manche verehren es einfach nur. Der Durchschnitt der Wertungen dürfte im Augenblick bei 7-8/10 Punkten liegen. Es gab ein paar Reviews (die auf raubkopierten Versionen basierten), deren Schreiber keine Ahnung hatten, worum es bei uns geht. Die haben einfach nur gedacht, dass wir zu langsam oder zu weich oder was auch immer sind. Und de facto wollten wir eun Album machen, das man emotional Fühlen kann, ein Album, das Gedanken und Gefühle hervorrufen kann.
Wir wussten aber, dass das passieren würde, weil man sich wirklich auf die CD konzentrieren muss, um die Gefühle da raus zu bekommen. Du musst sie dir einfach anhören, du kannst nicht nebenbei noch irgend etwas anderes machen.

Nachdem ich mir ein paar Songs von „Devs – Iratvs“ angehört habe („Ancestor of Magick“ ist übrigens einer der großartigten Songs, die ich kenne), war ich etwas überrascht zu sehen, dass die Songs auf „a.O.a.“ so lang ausfielen, vor allem da die Musik auf „Devs – Iratvs“ eher kompakt war. War es schwer so lange Songs zu schreiben?
Ehrlich gesagt nein. Diese Songs sind einfach so geworden. Naja, sie haben sich sogar zu noch längeren Versionen entwickelt, nachdem wir die Demo-Aufnahmen gemacht hatten, da haben wir nämlich gemerkt, dass wir hier und da noch ein bißchen was besser machen können. Plötzlich hatten wir 50 Minuten Musik in fünf Songs. Das hat uns ein wenig überrascht, weil wir eigentlich schon geplant hatten, noch einen sechsten zu machen.

Meiner Meinung nach ist eine der beeindruckendsten Eigenschaften von „a.O.a.“ die dichte Atmosphäre. Die ist nämlich sehr abwechslungsreich, mal eher mystisch, manchmal naturverbunden, manchmal episch, aber es passt alles sehr gut zusammen. Wo habt ihr die Inspiration für diese Atmosphäre her und wie schreibt man solche Songs, die so gut zusammen passen, obwohl sie so unterschiedlich sind?
Wie gesagt, Mikael schreibt die ganze Musik, also ist das wohl der Hauptgrund. Und wir haben diesen finnischen Ambient-Künstler no Xivic gefragt, ob er uns ein wenig Ambience macht. Also wurden die ganzen Ambient-Parts tatsächlich von einem Außenstehenden geschrieben und auf diese Art und Weise konnten wir die Songs damit quasi zusammenbinden. Mit kleineren Ambient-Parts im Hintergrund, die die einzelnen Songs zusammenkleben. Es gibt auf der ganzen CD wirklich nur ein paar wenige Momente der Ruhe.

Ich habe auch angemerkt, dass die Art und Weise, wie ihr in euren Songs Spannung aufbaut, außergewöhnlich ist. Wenn man „Patheme“ mal als Beispiel nimmt, es gibt da diesen ruhigen Part, der eine Menge Spannung aufbaut, die dann auf einen Schlag gelöst wird, als dieser bösartige Schrei und alle anderen Instrumente wieder reinkommen. Es ist nicht so, als ob ihr das Rad neu erfinden würdet, aber es funktioniert einfach so verdammt gut. Das bringt mich zu der Frage, wie wichtig eigentlich Innovationen für euch sind. Wenn ihr es euch aussuchen könntet, entweder etwas völlig neues zu machen oder einer doch eher bekannten Formel zu folgen, aber diese zu perfektionieren, was davon würde besser zu ArthemesiA passen?
Wir drei sind ziemlich besessen von Musik, also gibt es nur eine einzige definitive Antwort: Wir würden liebend gern etwas völlig neues erschaffen. Perfektionismus war bei uns noch nie wirklich ein Thema, wir kennen unsere Grenzen und wir müssen nicht versuchen, sie auszuleiern. Wir mögen es sogar, ein paar Fehler und diese winzigen Ecken und Kanten in unserer Musik zu haben. Es macht die ganze Sache wesentlich lebhafter. Wir wollen unsere Musik absolut nicht aufpolieren. Wenn es gut klingt – sogar mit den kleinen Fehlern darin – dann benutzen wir es irgendwie.
Wenn du mal an die ganze Metal-Szene von heute denkst, naja, die ganzen Veröffentlichungen sind fast alle zu glatt poliert und zu überproduziert. Ich hasse das. Ich mag meinen Metal roh und mit Ecken und Kanten. Hör dir einfach mal ein paar Sachen aus den 80ern an und vergleich sie mit heutigem „plastifizierten“ Scheiß Metal… das ist einfach falsch. Es hat keine Seele mehr. Die Leute wollen, dass die Songs im MP3 Format auf ihren teuren iPods gut klingen. Blah, das hasse ich! Heutzutage gefallen mir so bands wie Nifelheim, Flame, Summoning und so. Die haben immer noch Ecken und Kanten in ihrer Musik. Die spielen extrem gut, aber sie kümmern sich einfach nicht darum, wie ihre Veröffentlichungen auf einem iPod oder so klingen.

Naja, es ist ja nicht so, dass eure Musik keine Innovationen hätte, davon gibt’s sogar eine ganze Menge. Was mir am Meisten gefiel, war der Saxophon-Part bei „Liber Omega“. Um mal ganz blöd zu fragen, wie kommt man auf die Idee ein Saxophon in einem Black Metal Song zu benutzen?
Hehe, ursprünglich sollte es eine Posaune werden, aber wir konnten niemanden auftreiben, der Posaune spielen kann. Dann hab ich mich daran erinnert, dass ich einen Saxophonisten kannte, also hab ich Mikael gesagt, dass ich ihn fragen kann, ob er den Part nicht einspielen will. Er sagte ja. Und so sind wir zu dem Saxophon-Part gekommen. Obwohl Mikael da dann noch ein wenig dran herum feilen musste, weil ein Saxophon ein „intimeres“ Instrument ist. Jetzt erinnert es mich ein wenig an einen Twin Peaks Jazz Song, hehe.

Zufällig hab ich das letzte Nachtmystium-Album („Assassins: Black Meddle Part 1“) gehört und die hatten bei einem Song auch ein Saxophon… Habt ihr das Album auch gehört und hat euch das vielleicht inspiriert?
Ich hab nur ein paar Songs von dem Album gehört. Aber da hab ich kein Saxophon gehört. Es gab ein paar andere Bands vor uns, Carpathian Forest zum Beispiel, die ein Saxophon mit Black Metal vermischt haben.

Ich weiß, es mag schwer sein eine definitive Antwort darauf zu geben, aber: Haben ArthemesiA jetzt ihren Stil gefunden? Werden wir in Zukunft mehr Musik im Stil von „a.O.a.“ von euch hören oder wollt ihr versuchen, euch immer weiter zu entwickeln?
Wir entwickeln uns immer weiter. Du musst nur darauf warten, was in Zukunft kommt, weil wir schon über neues Material gesprochen und darüber, wie wir wollen, dass es sich anhört. Ich will aber noch nicht ins Detail gehen.

Okay, ich bin nunmal ein Kritiker, also muss ich dich jetzt auch mit meiner negativen Kritik bezüglich „a.O.a.“ konfrontieren. Tatsächlich gab es eine Sache, die ich an dem Album nicht so mochte. Es ist bei „Patheme“ bei etwa 4:40, das erste Mal, dass du „In the Forest“ schreist. Es klingt ein wenig fehl am Platz, wenn du mich fragst. Der Rest der CD ist einfach nur unglaublich. Kmomentiere das gerne.
Es ist nicht wirklich fehl am Platz, es hat nur ein anderes Timing. Es ist dasselbe Timing wie die restlichen Gesangslinien, aber der Part ist ein wenig doomish, deswegen klingt es vielleicht so, als ob es ein wenig zu spät käme.

Lass uns mal über die Zukunft sprechen… Ich weiß nicht, ob ihr schon mal live gespielt habt, also… habt ihr? Und wollt ihr es in Zukunft tun?
Wir suchen im Augenblick nach Mitgliedern, um live zu spielen, also schauen wir mal, was sich da in Zukunft ergibt. Jedenfalls werden die Live-Versionen der Songs anders klingen.

Auf eurer Myspace-Seite steht, dass ihr im Augenblick zu dritt seid, du, Mikael Omega Sanctum und Omega Meggadeath. Wird das in Zukunft so bleiben oder habt ihr vielleicht vor, das tatsächliche Line-Up in Zukunft zu vergrößern?
Ich kann’s ehrlich gesagt noch nicht wirklich beantworten, bei der Suche nach neuen Live-Mitgliedern schauen wir natürlich auch nach festen Mitgliedern. Aber wir wissen, dass wir auch so, wie es im Augenblick ist, eine CD aufnehmen können, also wer weiß?

Wie ich gelesen habe, hattet ihr in der Vergangenheit ein paar Probleme mit euren Plattenfirmen, vor Allem mit Hammerheart Records. Wie läuft die Arbeit mit Spinefarm/Spikefarm? Denkst du, dass diese Zusammenarbeit produktiver werden wird?
Ja, auf jeden Fall. Wir kennen die Leute, die hinter Spikefarm und Spinefarm stehen und wir können einfach deren Büro stürmen, wenn was schief geht, hehe. Deren Büro ist hier in Helsinki und wir leben auch hier, deswegen verläuft die Kommunikation wesentlich einfacher.

Arbeitet ihr schon an neuem Material? Wann können wir das nächste Album erwarten? (Hoffentlich nicht wieder in acht Jahren. ;-))
Hehe, ja, wir arbeiten schon an neuem Material. Wir haben uns selbst schon so eine Art Deadline auferlegt. Zwei Jahre. Also hoffen wir, dass wir das nächste Album 2011AB oder so herausbringen können.

Gibt es Pläne die Songs, die ihr für Demos und Promo-CDs aufgenommen habt, für die breite Masse zu veröffentlichen? Das würde ich gern mal hören.
Nein, nicht wirklich. Fast alles davon war mit Drumcomputern und solchem Scheiß gemacht, also sind wir der Ansicht, dass das keinem guten Zweck dienen würde. Und das Material ist sowieso überholt.

Wo wir schon von Re-Releases reden… Bitte sagt mir, dass es einen von „Devs – Iratvs“ geben wird. Ich würde alles für eine Kopie des Albums geben, aber ich kann’s mir noch nicht leisten. ;-)
Wir hoffen, dass wir „Devs – Iratvs“ eines Tages neu auflegen können. Wir haben schon ein bißchen mit Frode, dem Besitzer von Native Nort Records, darüber geredet.

Okay, ich bin durch mit meinen Fragen. Traditionell beenden wir ein Interview bei Metal1 immer mit einem kleinen Brainstorming. Antworte einfach das Erste, was dir in den Sinn kommt, wenn du die folgenden Begriffe hörst:

Magick? – Sex.
Wintersun? – Freundschaft.
Lovecraft? – Genie.
Satteliten? – Halluzinogene.
Gefängnis? – Krieg.
Metal1.info? – Muss mir die Seite mal anschauen.

Okay, das war’s, es war mir eine Ehre, dieses Interview machen zu dürfen. Ich wünsch euch viel Erfolg in der Zukunft und vor Allem mit „a.O.a.“, das ist eine absolut geniale CD, danke auch dafür. Die letzten Worte gehören dir, gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Hört mal auf www.myspace.com/patheme in die Songs rein. Und wenn euch gefällt, was ihr hört, dann kauft die CD. Rege Luciferi!

Geschrieben am von Metal1.info

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