Interview mit Philipp von Burden Of Grief

Vor ihrem Auftritt beim Benefiz-Festival „Metal For Mercy“ am 14. März 2007 konnten wir mit BURDEN OF GRIEF-Gitarrist Philipp über das neue Album „Death End Road“ und mehr sprechen.

Hi Philipp, wie geht es Dir heute abend?
Mir geht es eigentlich ganz gut, ich finde es nur unglaublich warm da oben drin. Den ersten Sommertag (Mitte April!) merkt man vor allem in der Halle (aus eigener Erfahrung: oh, ja!, Anm. d. Verf.).

Euer Name ist mir seit geraumer Zeit bekannt, dennoch ist “Death End Road” mein erster Vollkontakt mit Euch. Erzähle mir doch – und auch den Lesern – ein bisschen über Eure Historie, Ihr seid ja jetzt schon eine ziemliche Weile aktiv.
Gegründet haben wir uns 1994, aber von der damaligen Besetzung sind mittlerweile nur noch Mike (Hüllmann, Gesang – Anm. d. Verf.) und ich dabei. Das waren immer so die üblichen Gründe, weswegen man Besetzungswechsel macht. So richtig ernsthaft verfolgen wir BURDEN OF GRIEF etwa seit dem Jahr 2000, als wir unsere erste CD „Haunting Requiems“ rausgebracht haben, weitere Platten folgten 2001 und 2004, bis wir 2007 eben „Death End Road“ veröffentlicht haben.

Wie schon angesprochen, habt Ihr jüngst Euer neues Album „Death End Road“ auf den Markt geworfen. Seid Ihr, mit ein bisschen Abstand, zufrieden mit Eurem Werk oder gibt es da Dinge, die Ihr beim nächsten Mal besser machen wollt? Stichworte wären Songwriting und Produktion
Es gibt ja immer Sachen, die man besser machen kann oder zumindest besser machen will. Vom Songwriting bin ich nach wie vor 100%ig zufrieden, vom Sound her hast Du meistens nicht das Geld und die zeitlichen Bedingungen, um so aufzunehmen, wie Du gerne würdest. Da gibt es noch oben wohl nie Grenzen, glaube ich…ich denke zwar, dass es der beste Sound ist, den wir bisher hatten, aber es geht auf jeden Fall auch noch deutlich besser.

Wie sind die bisherigen Reaktionen von Presse und Fans?
Die waren eigentlich gut, ich hör‘ natürlich schon öfter, dass das neue Album jetzt etwas moderner und grooviger klingt als die alten Platten, was in erster Linie wohl mit dem Wechsel am Schlagzeug zu tun hat. Der Sebastian ist jünger und spielt einen ganz anderen Stil als der alte Schlagzeuger, was sich deutlich in den Songs niedergeschlagen hat. Manche bemängeln, dass wir moderner und kommerzieller geworden sind, andere finden aber, dass das Songwriting dadurch noch mehr gewonnen hat.

Hat sich an der Herangehensweise gegenüber den letzten CDs irgendetwas geändert? Ich kann mir vorstellen, dass Ihr inzwischen durchaus andere Möglichkeiten habt als noch vor 5 oder 6 Jahren.
Das Songwriting hat sich in den Jahren nicht wirklich verändert, es war bei dieser Platte so, dass ich so um 80-85 % der Songs geschrieben habe, während die vorletzte Platte noch zu einem Großteil von unserem damaligen Gitarristen stammte. So ist es vielleicht ein kleiner Unterschied dahingehend, welche Leute hinter der Musik stehen. Die Art des Schreibens hat sich auch nur minimal geändert, inzwischen bereiten wir vielleicht etwas mehr zu Hause am Rechner vor, das spart einfach viel Zeit im Proberaum, aber ich denke, dass das heutzutage wohl fast jede Band so macht.

Wie läuft das Songwriting bei Euch generell? Arbeitet Ihr da alle zusammen dran oder bringen ein oder zwei Mitglieder die Songs quasi fertig mit in den Proberaum?
In der Regel bereite ich die meisten Sachen zu Hause vor, wir schicken uns dann im Vorfeld schon einzelne Aufnahmen hin und her. Das war diesmal besonders gut, weil wir nicht so viel Zeit hatten, der Studiotermin stand fest, wir hatten nur noch wenige Wochen Zeit, mussten aber noch diverse Songs schreiben. Wenn wir uns dann zum Proben getroffen haben, wusste eigentlich schon jeder, worum es geht.

Seid Ihr eigentlich noch eine richtige „Proberaum-Band“ oder nutzt Ihr die moderne Technik auch hierfür?
Ja, wir treffen uns schon jede Woche regelmäßig zum Proben. Ich habe mal in einem Blind Guardian-Interview gelesen, dass sie als Band nie proben würden. Das wäre definitiv nichts für uns, während des Songwriting-Prozesses proben wir sicher ein bis zweimal pro Woche.

Wie sieht es textlich bei Euch aus? Im Death Metal ist es ja nicht ungewöhnlich, auch mal durchaus anspruchsvolle Lyrik zu verwenden. Wovon handeln sie bei Euch?
Die Texte schreibt alle der Mike, das ist das Einzige, wo ich überhaupt nichts mit zu tun habe. So weit ich weiß ist die Bandbreite seiner Texte doch recht hoch. Manche handeln von rein fiktiven Dingen, manches ist wiederum reell. Die Inspirationen kommen von vielen Seiten, Filme, Bücher…Die Texte sind Mike und uns allen schon wichtig, aber nicht unbedingt etwas furchtbar Besonderes. Man könnte vielleicht noch anfügen, dass der Song immer vor dem Text fertig ist und daher Mike’s Aufgabe auch darin besteht, die Stimmung des Liedes im Text umzusetzen. „The Killer In Me“ ist beispielsweise ziemlich aggressiv und entsprechend fiel dann auch der Text aus.

Mal zurück zum heutigen Abend. Welche Songs speziell vom neuen Album bekommen wir denn zu hören? Ich nehme mal an, dass Ihr zwei Wochen nach dem Release einiges spielen werdet…
Es ist ja so, dass wir seit der letzten Platte drei neue Leute in der Band haben, im letzten Jahr haben wir aus dem Grund auch nur ein Konzert gespielt, sozusagen zum „Warmmachen“. Mit der neuen Besetzung haben wir das alte Material auch nie so wirklich gespielt, weil wir uns im ganzen letzten Jahr auf die neue Platte konzentriert haben. Da dies auch die Songs sind, die während dieser Periode entstanden, werden wir auch hauptsächlich diese Songs eben von der neuen Platte spielen.

Früher habt Ihr immer auch „Master Of Puppets“ von Metallica gespielt und ward damit auch auf dem „The Four Horsemen“-Sampler vertreten. Ich persönlich halte den Song für sehr geil, eines meiner Lieblingsstücke von Metallica. Sind Hetfield und Co eine große Inspiration für Euch (gewesen)?
(zeigt ein Damage Inc.-Tattoo, Anm. d. Verf.) Ich kenne niemanden, der so großer Metallica-Fan ist wie ich. Seit mittlerweile 19 Jahren ist Metallica das Größte für mich, sie sind nicht nur meine absolute Lieblingsband, sondern vor allem im Bereich Songwriting ein riesiger Einfluss für mich. Viele Leute glauben das gar nicht so, die meinen immer, In Flames und Konsorten wären unsere größten Inspirationsquellen, aber das stimmt gar nicht. Diese Vergleiche gibt es zwar immer wieder, vor allem in Richtung Sound, ich kann aber nur sagen, dass ich überhaupt kein In Flames höre.

Wie hat sich in Eurer Wahrnehmung die (Death- ) Metalszene in den letzten Jahren verändert?
Hmm, das ist schwer zu sagen, ich weiß gar nicht, ob sie sich überhaupt so richtig verändert hat. Klar, vieles ist moderner geworden, viele jüngere Bands, die heute auf den Markt kommen, verwenden derartige Elemente in ihrer Musik, man siehe nur den Metalcore-Hype, der aus den USA herübergeschwappt kommt und viele junge Musiker stark beeinflusst. Durch das Internet ist vieles einfacher geworden, früher schickte man einen Brief, der nach Asien oder so ein paar Wochen unterwegs war, heute schreibt man eine E-Mail und hat zwei Minuten später die Antwort. Rein musikalisch hat sich da gar nicht so viel getan, auch wenn viele sagen, dass der „Old-School-Death-Metal“ ziemlich out ist, aber ich bin auf so vielen Konzerten und auf jedem gibt es mindestens eine solche Band, gerade, was den Underground betrifft.

Sind In Flames und so eigentlich Inspiration für Euch? Ich finde zwar, dass Ihr durchaus anders klingt, Ähnlichkeiten sind aber auch nicht ganz zu verleugnen.
Ich kann da jetzt nur für mich sprechen: ich höre kein In Flames, also ist gerade diese Band auch kein Einfluss für mich. Ich mag die Band einfach nicht. Soilwork oder Arch Enemy hingegen mag ich schon, gegen den Schweden-Metal habe ich also nichts.

Wie beurteilt Ihr die Entwicklung dieser schwedischen „Legenden“? Ich persönlich muss sagen, dass ich gerade In Flames inzwischen sehr langweilig finde.
Das ist vermutlich das Problem, was beinahe jede Band hat, die einen Stil entscheidend geprägt hat. Sobald Du irgendwas nur ein kleines bisschen anders machst, gefällt es vielen Leuten nicht mehr.

Seht Ihr Euch selber eigentlich noch als Death-Metal-Band? Nach dem Hören von „Death End Road“ meinten einige Freunde zu mir, dass sich das eher wie Hardcore anhören würde.
Ich höre da viele verschiedene Meinungen. Ich selber sehe BURDEN OF GRIEF nicht zwangsläufig als Death-Metal-Band an. Das hören zwar die Deather unter unseren Fans nicht so gerne, es ist einfach so, sobald Du harte Riffs mit Melodien und heiserem Gesang paarst, wirst Du in diese In Flames-Schubalde gesteckt, sobald Du Thrash-Metal spielst, findest Du Dich in der Bay-Area wieder, Power Metal ist gleich Helloween. Und irgendwann stört so etwas, wenn man immer und immer wieder mit diesen Bands verglichen wird. Wer uns nur mit In Flames vergleicht, hat die Platte nicht richtig gehört, da gibt es Bands, die viel mehr nach In Flames klingen als wir.

Ihr spielt auch auf größeren Festivals wie dem Eisenwahn; mögt Ihr es lieber “groß” oder eher “kuschelig“ wie bei MfM?
Ach, das steht und fällt mit dem Publikum. Wenn Du vor einer großen Menge stehst und die Leute haben die Hände in den Taschen ist es sicher weniger cool, als wenn Du in einem ganz kleinen Club spielst, wo alle richtig mitgehen. Wenn ich sehe, dass die Leute Spaß haben und mitgehen, dann ist ein Gig für mich gut. Vom Spielen an sich ist natürlich eine große Bühne immer geiler, weil man mehr Platz und meistens auch den besseren Sound hat.

Zum Schluss noch ein bisschen „Neue Medien“. Wie wichtig ist für eine Band wie BURDEN OF GRIEF das Internet? Auf Eure MySpace-Seite weist Ihr ja auf Eurer Homepage hin.
Ich finde es schon sehr wichtig, man kommt leichter mit anderen Bands in Kontakt, ebenso mit Konzertveranstaltern und so. Früher war dies viel schwieriger.

Ist das Internet denn Fluch oder Segen? Immerhin schaden illegale Downloads gerade etwas kleineren Bands wie Euch ganz massiv.
Auch das ist schwer zu sagen, ich glaube nicht, dass es der Download ist, der uns schadet, sondern vielmehr, dass es heute so leicht ist, CDs zu brennen. Früher hat man sich eine CD auf Kassette überspielt und hatte einen miesen Sound, also haben sich die Leute doch irgendwie die CD beschafft. Das ist heute eben nicht mehr nötig. Ebenso haben die Kids heute nicht mehr sehr viel Geld, so dass sie sich nur die Topacts leisten. Unsere CD kam in einem Monat raus mit Megadeth, Disbelief, Machine Head und Shadows Fall, da ist es klar, welche CD die Leute sich kaufen. Und im nächsten haben Dich alle schon wieder vergessen. Klar, das ist scheiße, aber damit haben wir letztlich alle zu kämpfen.

Was sind Eure Zukunftspläne? Einige Festivals stehen ja an, wie sieht es mit einer Tour aus?
Wir hatten mal wieder einige auch sehr interessante Tourangebote, aber wie es aussieht, werden wir es mal wieder nicht schaffen, alle gleichzeitig Urlaub zu bekommen, so dass es ziemlich schwierig wird. Immerhin haben wir erstaunlich viele Auslandskonzerte an Land ziehen können, was für uns besonders deshalb gut ist, weil wir in Deutschland wohl schon in jedem Club gespielt haben. Unter anderem spielen wir in Slowenien und in Estland.

Wann können sich die Fans auf eine neue Platte freuen (ich weiß, Ihr habt gerade erst released, aber dennoch)?
Wir haben gerade im Auto darüber gesprochen. Wie es aussieht, werden wir nicht vor Winter anfangen, neue Songs zu schreiben. Vor Anfang 2009 dürfte nicht viel möglich sein, Hauptsache, es dauert nicht wieder so lange wie beim letzten Mal.

Sprechen wir mal kurz eure Labelgeschichte an. Ihr wart früher doch mal bei Nuclear Blast…
…nein, nicht ganz. Unsere erste CD kam über Grind Syndicate Media raus, das ist eine Art Sublabel von Nuclear Blast, welches der Andi Siry, der A&R-Manager von Nuclear Blast, betrieben hat. Dort hatte er Bands unter Vertrag, die er für unterstützenswert erachtet hat. Er hat dann versucht, diese Bands auf seinem Label ein bisschen zu puschen, um sie dann an ein größeres Label weiterzureichen. Wir haben daraufhin zwei CD über Massacre veröffentlicht. Inzwischen gibt es das Label aber, glaube ich, nicht mehr.

Bevor ich Euch in den Abend entlasse, müsst Ihr Euch natürlich noch dem gehassliebten Metal1-Worchtspiel stellen. Ohne groß nachzudenken: was fällt Euch zu den folgenden Begriffen ein?
Himmel und Erde: Black Sabbath (interessant, ich meinte eigentlich dieses widerliche hessische Essen aus Blutwurst; Anm. d. Verf.)
Roland Koch: ich bin doch auch nur zugezogener Hesse :D
Fußball: das letzte Spiel, was ich gesehen habe, war bei der EM 1996
Metal For Mercy: kann ich noch nicht soviel zu sagen…die Idee dahinter ist auf jeden Fall klasse
Urlaub 2007: maximal das Metalcamp in Slowenien, mehr ist nicht drin
Metal1.info: schaue ich mir gleich Anfang der Woche anschauen

Bleibt mir nur noch, Euch viel Spaß und Erfolg bei Eurem Auftritt zu wünschen. Danke für das Interview, die letzten Fragen gehören ganz obligatorisch Euch.
Ich hoffe, Euren Lesern gefällt das Album und sie lassen sich nicht von den In Flames-Vergleichen abschrecken. Bis bald.

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert