Interview mit Daylight Dies

DAYLIGHT DIES aus North Carolina veröffentlichen am 13. März in Europa ihr zweites Album „Dismantling Devotion“. Die Band erzählt unserem Redakteur Jay über das neue Album, mögliche Touren und vieles weiteres.

English original…

Hallo Leute! Zuerst möchte ich euch zu euerem neuen Album „Dismantling Devotion“ gratulieren, es ist einfach umwerfend geworden! Wie läufts bei euch?
Vielen Dank für die schmeichelhaften Komplimente und das Interview!

Die geniale Zusammensetzung aus Death Metal, Doom Metal und großartigen Melodien machen Daylight Dies zu etwas Einzigartigem. Bitte erzähl unseren Lesern etwas über euere Karriere und wie ein paar Kerle aus unterschiedlicher Herkunft ein derartiges Stück Kunst erschaffen können.
Barre Gambling und ich haben die Band 1996 gegründet, aber zwischendurch waren wir bis Ende 1999 oder Anfang 2000 nicht aktiv. Wir haben Anfang 2000 eine Demo namens „Idle“ aufgenommen, die von Tribunal Records veröffentlicht wurde und uns zu unserem Debütalbum „No Reply“ und dem Vertrag mit Relapse Records im Jahr 2002 geführt hat. Kürzlich haben wir bei Candlelight unterschrieben, die unser neues Album „Dismantling Devotion“ in diesem Monat veröffentlich werden (13.3.06, Anm. d.R.).

Barre und ich spielen bereits zusammen, seit wir 15 waren… Und es hat nicht lange gedauert, bis wir wussten, in welche musikalische Richtung wir gehen wollten. Wir konnten uns schon immer für emotionalen und melodischen Metal begeistern, vor allem, wenn er melancholischer und depressiver Natur ist. Solche Musik kann dich verfolgen und einfach nur schön sein. Wir haben immer versucht, uns auf diese Weise auszudrücken. Wir hatten Glück, dass wir Egan, Nathan und Charley dabei haben, die mit ähnlichen musikalischen Vorstellungen ihr Talent in die Musik mit einbringen.

Haben die geografischen Differenzen der Band eher geholfen oder sie gehindert?
Wir konnten dadurch musikalisch reifen, im Endeffekt hat es also vermutlich die Qualität unserer Songs erhöht.

2004 hast du Nathan Ellis in die Band geholt und Guthrie Iddings musste gehen. Waren da persönliche Gründe im Spiel oder passt Nathan einfach besser zu euch?
Guthrie ging weg, weil er in Kalifornien zur Schule gehen wollte. Wir wussten, dass es passieren könnte, wir wussen nur nicht wann. Glücklicherweise waren wir schon länger mit Nathan befreunet und seit einiger Zeit wussen wir auch, dass es ein sehr talentierter Sänger ist. Wir wussen, wenn er zu uns kommt, haben wir einen fantastischen Ersatz gefunden, was er auf „Dismantling Devotion“ auch eindrucksvoll bewiesen hat.

Wie läuft bei euch das Songwriting? Wer schreibt die ganzen Sachen und wir können wir uns den Ablauf vorstellen?
Barre steuert das meiste der Gitarren bei, ich selbst habe aber auch einige Gitarrenparts für das neue Album geschrieben. Egan schreibt seine eigenen Basslinien und Nathan seine eigenen Texte. Barre, Egan und ich setzen das alles bei den Proben zusammen. Normalerweise nehmen Barre oder ich einige Ideen auf unseren Computern auf und verteilen das dann innerhalb der restlichen Band. Die, die „den Test bestehen“, nehmen wir zum Proben mit und sehen, was die gesamte Band daraus machen kann. Möglicherweise finden wir da einen gemeinsamen Nenner zwischen vielen Ideen und Vorschlägen, und das ist dann bei uns der Anfang der Entstehung eines Songs. Dann verbessern wir das natürlich noch Monate später, wir werfen etwas raus und bringen neues hinein… Bis wir gezwungen sind, damit aufzuhören und aufzunehmen.

In eueren Texten spielen Trauer, Enttäuschung und Selbstzerstörung eine entscheidende Rolle. Bezieht ihr euch dabei auf geschehene Situationen?
All unsere Texte sind zu 100% ehrlich und aufrichtig. Nichts ist konstruiert. Es gibt im täglichen Leben genug schlimmes und dramatisches und es gibt ja auch noch Gedanken, auf die man zurückgreifen kann. Auf „Dismantling Devotion“ drehen sich die Texte vor allem um den Zerfall von Beziehungen – etwas, zu dem jeder eine Verbindung hat.

Ihr wurdet oft mit Opeth und Katatonia verglichen. Wie denkt ihr darüber?
Das sind beides unglaubliche Band und sie haben uns stark beeinflusst. Aber ich finde, wenn jemand nach Parallelen sucht, kann man auch Einflüsse von Death, frühen Sentenced, frühen Paradise Lost, Anathema und so weiter raushören. Wir haben wirklich ein sehr breitgefächertes Einflussfeld, dabei auch viele Nicht-Metal-Bands wie This Empty Flows, Fields Of The Nephilim oder The Cure. Aber Vergleiche sind immer ein fauler Weg, eine Band zu beschreiben. Ich denke, unsere eigenen Ausdrucksweisen von Emotionen sowie ausgewählte Einflüsse von Bands machen Daylight Dies aus.

Dem Doom Metal widerfährt momentan ein Boom. Was denkst du über diesen Trend?
Wenn Doom Metal boomt, dann ist das bisher wirklich vollkommen an uns vorbeigegangen. Wer leben in North Carolina, das ist ein totales Vakuum, wenn es irgendwelche neuen Metaltrends gibt. Wir machen nur, was uns natürlich erscheint. Wir haben nie von einer Doom Metal-Welle profitiert – nicht, dass wir uns überhaupt selbst als Doom Metal Band bezeichnen würden.

„Dismantling Devotion“ – bedeutet das, dass ihr Grenzen sprengt und neue Wege geht oder steckt da mehr dahinter?
Nein, es geht nicht darum, Grenzen zu sprengen. Es geht um den Zerfall von Beziehungen, sowohl intime als auch nicht-intime. Es geht darum zu sehen, dass etwas das du erschaffen hast und als wichtig im Leben betrachtest, vor deinen Augen langsam vergeht. Es sollte den meisten Menschen vertraut sein. Die Texte der Lieder sprechen für sich.

Am 13. März wird „Dismantling Devotion“ in Europa veröffentlicht, aber trotzdem muss ich dich fragen, ob ihr bereits an einem Nachfolger arbeitet.
Ja, wir sammeln inzwischen schon wieder Ideen für ein neues Album. Unser Ziel ist es, wesentlich früher wieder ein Album zu veröffentlichen als in der Zeit, die zwischen „No Reply“ und „Dismantling Devotion“ liegt.

Der Sound von Jens Bogren ist sehr kraftvoll und warm, der Sound auf „No Reply“ dagegen war ein wenig klinisch. Ist das euer neuer Sound oder hat Jens Bogren der Scheibe seinen Stempel aufgedrückt?
Die Produktion auf der „No Reply“ war nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Wir hatten nicht vor, einen solchen Sound zu haben. Wir haben den Fehler gemacht, alles selbst aufzunehmen und dann auch noch das gesamte Album alleine zu mischen. Unser akustisches Wahrnehmungsvermögen war am Ende der Aufnahmen total im Eimer und konnten nicht mehr klar entscheiden. Das ist eine Schande, weil ich denke, dass auf dem Album echt eine Menge guter Songs ist. Dieses mal wollten wir nicht die gleichen Fehler nochmal machen und haben das Album deswegen zu jemandem geschickt, dem wir anvertrauen konnten, es zu mischen. Jens hat fantastische Arbeit geleistet. Das gute an Jens ist, dass er keiner Produktion einen bestimmten Stempel verpasst – sie klingen alle sehr verschieden. Das war einer der Gründe, warum wir gerade mit ihm zusammen arbeiten wollten.

Ihr spielt laut Candlelight „ursprünglichen Doom Metal“. Emperor spielen Black Metal, aber ihr tourt mit ihnen in den USA. Was erwartest du von der Tour?
Das „pristine doom metal“-Zitat stammt eigentlich von irgend einem Magazin. Ich würde uns nicht Doom Metal nennen. Ich bezeichne uns eher als Dark Metal. Wir haben verschiedene Elemente des Doom Metal, aber auch andere Elemente, die genau so oder sogar noch offensichtlicher sind. Wir sind technischer und komplizierter als wenn ich an Musik denke, die man als „Doom Metal“ bezeichnet. Wir sind auch nicht mit Emperor auf Tour, wir spielen nur zwei Konzerte in New York City mit ihnen. Wir fühlen uns alle sehr geehrt, mit ihnen spielen zu dürfen, sie sind eben eine legendäre Band. Wenn wir dabei auch noch ein paar neue Fans gewinnen, wird es ein vollger Erfolg.

Gibt es schon Tourdaten für Europa, besonders für Deutschland? Wer könnte euch unterstützen?
Wir wollen wahnsinnig gerne in Deutschland und dem Rest Europas mit dem Album im Gepäck auf Tour gehen. Candlelight haben sich schon interessiert daran gezeigt, etwas zu arrangieren. Lieder ist es aber eine teuere Angelegenheit, uns von den Staaten rüber zu bringen. Wir müssen die richtige Tour finden, die unser finanzielles Risiko verringert… Etwas, dass ziemlich sicher Erfolg haben wird. Wir würden sicherlich für eine größere Band eröffnen, nicht anders herum. Wir hoffen, dass wir in naher Zukunft etwas bestätigen können, aber bisher haben wir noch nicht mal die Amerika-Tour gebucht, wir hoffen also, dass da bald etwas passiert.

Was dürfen wir in der Zukunft von Daylight Dies erwarten?
Hoffentlich ein paar mehr Alben voller ehrlicher und aufrichtiger dunkler Musik. Ich glaube dass jeder, der uns seit ein paar Jahren verfolgt weiß, dass wir uns immer entwickeln und neue Dinge ausprobieren, aber weiterhin so düster wie bisher. Wir fürchten uns vor keinen Experimenten, aber das allgemeine Daylight Dies-Feeling wird immer da sein.

Leidet ihr an Eosophobie oder warum heißt ihr Daylight Dies? ;-)
Der Name entspricht der kargen und ausgelaugten Aussicht, die wir durch unsere Musik ausdrücken wollen.

Zum Schluss möchte ich dich noch zu unserem berühmten Wortspiel einladen. Bereit für Gehirnsturm?

Novembers Doom: Chicago
Klassik: No Fashion Records
Ketchup oderr Mayo?: Ketchup
Frauen: Liebe ich.
Sunn 0))): Liebe ich nicht.
Deutschland: Das beste Bier der Welt.
Erste Gigs: Unschuldige Zeiten
Iran/Dänemark Konflikt: Deprimierendes Symptom einer kranken Welt.
Metal1.info: Clearly rocks.

Geschrieben am von Metal1.info

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