Review Daylight Dies – Dismantling Devotion

DAYLIGHT DIES zeigen mit ihrem neuen Album „Dismantling Devotion“, dass sie sich nicht mehr hinter Bands wie Katatonia verstecken müssen. Aggression gepaart mit Enttäuschung, ein lyrisches Konzept was hier die perfekte musikalische Begleitung findet. Schon 2002 konnten die Amis mit „No Reply“ einen vollen Erfolg verbuchen, aber seitdem sind nicht nur einige Jahre ins Land gegangen, nein – es gab auch viele Veränderungen. Auf „No Reply“ hört man noch Guthrie Iddings, wie er sich die Kehle aus dem Leib schreit. Auch bei der Produktion und dem Mastering wurde diesmal unter die Arme gegriffen – dazu aber später mehr.

Wie ein Märchen beginnt „Dismantling Devotion“ – zarte Gitarrenklänge führen uns in die Welt von Daylight Dies. Doch schon kommt die zerbrechliche Gefühlswelt ins Schanken und wird von heftigen Verzerrungsattacken attackiert. Ein ziemlich krasser Einstieg und es explodiert förmlich in den Ohren. Langsam und nicht überstürzt, so könnte man das Tempo beschreiben. Aber diese Giarrenläufe – ein Hochgenuss! Todesmetallische Anleihen, die wirklich äußerst melodiös gestaltet sind, scheinen aus allen Ecken des Raums zu kommen und dennoch entsteht kein chaotischer Soundbrei, sondern viel mehr acht absolut geile Songs. Haargenaue Breaks beherrschen DLD auf jeden Fall. Immerwieder fällt man fast aus allen Wolken, weil doch eine völlige überraschende, akustische Änderung eintritt. Die kleinen, cleanen Zwischenspiele darf man natürlich nicht vergessen – das gehört alles zum Rezept eines rundum gelungenen Albums.
Nathan Ellis, der neue Sänger bei DLD, jammert nicht herum sondern erzählt viel mehr auf seine ganz eigene Art und Weise was die Gedanken des Fünfers sind. Im Interview erklärte mir Jesse Haff, Schlagzeuger, dass sie versucht haben, über ein Thema zu reden, dass wirklich jeden von uns betrifft: in die Brüche gehende Beziehungen. Dass muss ja nicht unbedingt Mann/Frau-Sachen betreffen, auch Freundschaften, die zu Ende gehen, können eine tiefe Narbe hinterlassen. Wenn man genau zuhört, versteht man die Jungs, nicht nur textlich sondern auch ihre Gefühlswelt.Die lustige Welt des Metals – immer darauf bedacht, sich selbst zu erneuern. DLD zeigen hier, dass sie ihren ganz eigenen Stil haben und sicher werden ihnen viele Bands folgen. Vergesst Old School, hier wird New School ganz groß geschrieben aber dennoch ist diese Musik einfach nur ehrlich. Zeitweise erinnert die Musik sogar an frühere Rapture, erfrischend trostlos.
Aufgenommen und gemixt wurde „Dismantling Devotion“ übrigens von niemand anderem als Jens Bogren. Wie der sagt euch nichts? Er ist schließlich für die letzten Opeth und Bloodbath verantwortlich. Er verleiht Daylight Dies einen recht eigenständigen Sound der sehr warm klingt, ganz im Gegensatz zum Vorgängersound auf No Reply, aber dennoch scheint diese Wärme keine Hoffnung zu geben. Die Songs sind auch allesamt eingängiger geworden als auf ihrem früheren Werk und können trotz Längen von bis zu 8 Minuten einen an den Stuhl fesseln oder total mitreissen. „Dismantling Devotion“ haucht einem Leben ein.

DAYLIGHT DIES stechen aus der Masse heraus, wenn es um wirklich emotionale Musik geht und kein Gothic-Quatsch, der einen einfach nur in einen lethargischen oder depressiven Zustand versetzen soll. Der Fünfer versucht ganz gezielt, auf alltägliche Probleme einzugehen und packt das in ein äußerst dramatisches und melodiöses Soundgewand. Auch cleane Gesangspassagen können hier voll überzeugen (zu hören bei „Solitary Refinement“ und „Lies That Bind“) und sollten eigentlich jedem gefallen.
Wem Bands wie Opeth, Katatonia, Rapture oder Anathema gefallen, der kann hier nichts falsch machen. Man muss sich wahrscheinlich erst an den recht kräftigen Gesang gewöhnen, aber irgendwann macht es klick – denn der Gesang von Nathan Ellis ist sehr intensiv und geht einem direkt in Mark und Bein. So wie das ganze Album. Es ist schon irgendwo Ironie, dass ein Album voller Hoffnungslosigkeit Hoffnung gibt – nicht nur dem Zuhörer, sondern auch für eine ganze Szene. Denn innovativ ist das Album auf jeden Fall.
Und um einen guten, alten Bekannten namens Johann Christoph Friedrich von Schiller zu zitieren: „So weit die Sonne leuchtet, ist die Hoffnung auch“ Na dann, Daylight Dies.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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