Interview mit Kenneth von Mevadio

Per Email führte ich ein Interview mit Mevadio-Schlagzeuger Kenneth durch. Seine dänische Band brachte vor kurzem ihr Debut „Hands Down“ heraus. Er gibt Auskunft über Perspektiven der Band, die Dänische Metal Szene, das Roskilde Festival, Saufgelage mit Testament, die Arbeit mit Tue Madsen und andere interessante Dinge.

– Hallo Kenneth! Zuerst einmal möchte ich dir danken, dass du ein Interview für unser deutsches Webzine Metal1.info machst.
Nachdem ich euer Album „Hands Down“ gehört habe, muss ich sagen, dass deine Band wirklich einen eigenen Musikstil hat. Es gibt Passagen, die sich mehr nach klassischem Rock anhören (vor allem die Gitarren-Soli), dann mixt Ihr im nächsten Moment Hardcore, ein wenig Industrial, Heavy Metal und Thrash Einflüsse mit melodischen klarem Gesang und eingängigen Hooklines, bekannt aus dem Alternative Rock. Alles in allem eine doch interessante Mischung und ein sehr moderner Sound. Wie würdest du selbst eure Musik und das Album beschreiben?

Also ich bin hocherfreut, dass du das Album so siehst. Die Mehrheit der bisherigen Reviews haben auch herausgestellt, dass wir Heavy Metal und Rock Elemente verbinden. Heavy Metal hat eine wichtige Rolle in großen Teilen unseres Lebens, insbesondere in unserer Jugend, gespielt.
Einige von uns gehen auf die dreißig zu und wir fingen Ende der 80er an Metal zu hören. Bands wie Helloween und Iron Maiden waren große Einflüsse, und natürlich Metallica und AC/DC! Dieser Aspekt ist sehr präsent auf dem Album, denn wir versuchen Musik aus unseren eigenen Vorlieben heraus zu schreiben, anstatt nur blind dem sogennanten „Trend“ zu folgen. Unsere Inspirationen gehen weit zurück. Wir mögen eine Vielzahl von Bands, einige davon sind neue Acts, aber unsere gemeinsame Basis sind Slayer, Metallica, Biohazard und Machine Head.

-Wie haben die Musik Kritiker bisher auf das Album reagiert? Wie waren die Rückmeldungen?
Das Feedback war absolut großartig! Wir haben bisher nur eine wirkliche böse Review bekommen, soweit ich weiß. Alles in allem waren die Reaktionen wirklich positiv. Wir sind uns natürlich bewusst, dass die Platte wahrscheinlich kein Meisterwerk ist und einige unserer Songs sind ziemlich alt, aber es ist unser Debut – unser Baby – deshalb waren wir wirklich gespannt auf die Kritiken. Es bedeutet uns allen sehr viel!

– Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass die Platte schon seit September 2003 draußen ist. Warum erreicht „Hands Down“ die anderen Europäer erst so spät?
Dazu kann ich nichts sagen, dass sind geschäftliche Dinge…Aber ich kann dir versichern, dass es nicht in unseren Händen liegt! Es gab eine Menge Dinge, die bei der Plattenfirma abliefen, der Vertrieb und so, deshalb hatten wir leider zu warten…

– Was soll das Artwork von Morten Risum ausdrücken? Wer ist er? Was war der Grund für eure Zusammenarbeit?
Morten ist ein cooler Typ, den wir nunmehr schon 5 Jahre kennen. Wir arbeiteten mit ihm, weil er eine unkonventionelle Art hat mit Sachen umzugehen. Sein Anspruch für das Artwork war etwas Ehrliches zu machen. Etwas Non-bullshit-mäßiges. Und es war natürlich von unserem Albumtitel inspiriert. Deshalb sind die Bilder sehr roh und im Prinzip kaum verändert. Die Leute können es so interpretieren wie sie wollen…

– Bevor Ihr ins Studio geht, habt Ihr dann bereits die Songs komplett fertig geschrieben? Habt Ihr ein gewisses Songwriting Konzept, welches Ihr für jeden Song benutzt? Wer steuert die meisten Stücke und Ideen der Songs bei?
Wir schreiben 99% der Zeit im Kollektiv. Unser Konzept ist erst einmal jammen bis die Songs da sin. Es lässt sie lebendig erscheinen, aber es ist ein wirklich langsamer Weg des Schreibens. Deswegen experimentieren wir heutzutage mit unseren „vorgefertigten“ Schemata. Wir stellen nie einen Song komplett fertig, bevor wir ins Studio gehen, denn wir wissen, dass viele Dinge mit ihnen passieren werden und wir wollen, dass sie sich im kreativen Prozess entwickeln!

– Kannst du den Arbeitsprozess mit Tue Madsen beschreiben? Gehört er zu den Produzenten, die dich in eine gewissen Richtung oder zu einem Stil zwingen wollen, oder ist er der Typ, welcher dir genügende Freiraum gibt, um den eigenen Stil weiterzuentwickeln und die Stärken der Band auszubauen?
Tue ist definitiv einer aus der zweiten Gruppe! Er ist wirklich überzeugt davon, dass die Kreativität von der Band kommen sollte. Sein musikalisches Verständnis und seine Ohren sind unglaublich. So kann er sich immer dann in den Prozess miteinbringen, wenn das Ganze ins Stocken gerät. Wir arbeiten mir ihm seit 1999 und wir sind wirklich gute Freunde und Partner geworden. Er hat uns so oft ausgeholfen!
Der Prozess ist dabei immer entspannt und seltsamer Humor ist auch immer dabei. Wir arbeiten immer sehr intensiv mit Tue, aber wir setzen nie Deadlines oder machen Pläne. Wir lassen den Dingen einfach ihren Lauf. Er ist sehr bodenständig und ihm geht es nur um den Kern der Musik.

– Tue hat Platten von bekannten Bands wie Heaven Shall Burn, Ektomorf, The Haunted, Destiny, Mnemic, Maroon, Cataract, Born From Pain, Hatesphere und anderen produziert. Werdet Ihr oft mit einigen dieser Bands verglichen und seid Ihr die Vergleiche vielleicht schon leid?
Natürlich bewundern wir seinen Katalog, aber wir wurden bisher eigentlich nur aufgrund der Produktion verglichen. Niemals musikalisch! Es ist nicht etwas, was wir jeden Tag hören, aber Tue hinterlässt natürlich seine Fingerabdrücke auf jeder seiner Produktionen.

– Was denkt Ihr allgemein über die Dänische Metal Szene? Ihr habt in der Vergangenheit mit Mnemic, Raunchy und Hatesphere getourt – Habt Ihr eine enge freundschaftliche Beziehung mit diesen Bands?
Ja, wir sind sehr gut befreundet mit diesen drei Bands und wir haben schon eine Menge Partys mit ihnen gefeiert. Wir teilen uns sogar unseren Proberaum mit Hatesphere, das ist wirklich cool. Wir waren auf Tour mit allen dreien und sie sind hervorragende Bands und Menschen, alle von ihnen!
Die Dänische Szene ist stark im Kommen. Das Level der Kreativität steigt und steigt. Das Niveau der letzten Jahre ist wirklich sehr gut. Hatesphere, Mnemic, Raunchy, Mercenary, As We Fight, Barcode, Invocator, Illdisposed, wir selbst … das sind die wichtigsten Namen in der Dänischen Szene.

– Würdest du die Aussage unterstützen, dass Mevâdio „das nächste große Ding aus Dänemark“ sind?
Hoffentlich! Es gibt eine Menge an spannenden Dingen, die momentan mit der Band passieren, aber leider kann ich dich jetzt noch nicht einweihen…

– Der momentane Metal Hype scheint Metalcore zu sein. Welche Metalcore Bands magst oder ist Metalcore komplett überbewertet deiner Meinung nach?
Um ehrlich mit dir zu sein, ich bin nicht auf dem neuesten Stand, was die neuen Szenen angeht. Ich denke nicht, dass ich es verstehe, aber es gibt auf jeden Fall einige tolle Bands wie Heaven Shall Burn und unsere Landsleute von As We Fight, die beiden Combos treten richtig Arsch!
Das Lustige an diesen Hypes ist immer, dass eine große Anzahl an neuen Bands plötzlich auftaucht. Aber ich habe nicht wirklich viel über Metalcore nachgedacht.

– Wie war es auf dem weltbekannten Roskilde Festival im letzten Jahr aufzutreten?
Ganz ehrlich: Wie ein Traum, der wahr geworden ist! Ich bin jedes Jahr seit 1993 dort. Es war wirklich ein stressiger Tag, weil ich musste nüchtern bleiben und fahren, die Logistik koordinieren, während sich die anderen volllaufen ließen. Wir spielten schon öfter vor großem Publikum, aber das war das erste Mal vor tausenden von Leuten und es war der helle Wahnsinn! Die Crowd war fantastisch, die Berichte sehr positiv. Es war eine einschneidende Erfahrung für uns. Ich meine, es ist schon fast unser Wohnzimmer, denn jeder von uns ist seit über einem Jahrzehnt jedes Jahr dabei!

– Ihr habt Bands wie Sepultura, Entombed und Testament supportet. Wie sind diese „Legenden“ hinter der Bühne? Geben sie sich wie arrogante Rock Stars oder lassen sie einen Teil der „Familie“ und der Party sein?
Ja, wir waren wirklich dankbar dafür mit diesen Bands gespielt zu haben. Ich habe angefangen Sepultura zu hören als „Beneath The Remains“ erschien und „Arise“ ist eines meiner Lieblingsalben. Ich beschäftigte mich sehr mit Testament um 1991/92 herum, als „Practice What You Preach“ erschien. Deshalb war es eine tolle Erfahrung diese Jungs zu treffen! Jeder war wirklich nett und sie behandelten uns auch gut! Keiner von denen benahm sich wie ein großes Rock Star Arschloch. Wir hatten insbesondere mit Testament eine verrückte Zeit, wir machten eine extrem harte Party mit ihnen. Ich glaube, dass war die krasseste Party und das schlimmste Besäufnis, das wir jemals mit Mevâdio gemacht haben…

– Anfangs wurdet Ihr von der Hardcore Szene beeinflußt. Was ist eure Meinung im Bezug auf die Straight Edge Haltung?
Hmm, ich habe keine wirkliche Meinung dazu. Wenn sie straight edge sind, dann ist es ok für mich! Ich liebe viele Hardcore Bands. Sick Of It All, Biohazard, Madball, Rykers, Agnostic Front und Cromags.

– Lass uns zu etwas Politischem kommen. Was denkst du über die Wiederwahl von Rasmussen und seiner Koalition?
Ich bin nicht wirklich zufrieden damit…

– Bist du für die strikten (Anti-)Einwanderungsgesetze in Dänemark?
Nein, ich finde man sollte Leute mit Respekt behandeln.

– Zurück zur Musik. Welche deutschen Metal Bands magst du?
Helloween!! Heaven Shall Burn, Rammstein und einiges der älteren Accept!

– Wann werdet Ihr die ersten Gigs hierzulande spielen? Ist eine Support-Tour oder etwas derartiges in Planung?
Unsere Leute arbeiten das gerade aus. Geplant ist eine Mini-Tour im März/April und dann im August/September zurückzukommen mit einer größeren vollwertigen Tour.

– Seid Ihr gerade dabei am neuen Album zu arbeiten? Wenn ja, was können wir erwarten?
Ja, wir sind gerade dabei. Wir haben bereits die ersten Demos mit Tue aufgenommen. Man kann sie sich in einem Pop-Up Fenster auf unserer Website anhören. Wir schreiben gerade sehr intensiv an neuem Material und es schreitet gut voran. Im Mai werden wir in Tues Studio zurückkehren und weitere Demos aufnehmen. Man kann eine Intensivierung unserer Elemente erwarten. Melodische Parts werden melodischer, schnellere Passagen schneller, Rock Abschnitte rockiger! Der offensichtlichste Punkt ist, dass unsere Heavy Metal Einflüsse dieses Mal wirklich hervorstechen werden. Vor allem im Gesang! Es ist nicht wirklich trendy oder so, aber das wollen wir halt machen…dort wo wir mir unserer Musik momentan sind.

– Ich möchte dich bitten deine 5 Lieblings-Metal-Platten und deine Lieblings-Nicht-Metal-Platten aufzuzählen!
Fast unmöglich, aber ich versuche es. Der Metal Teil wäre wahrscheinlich:
Metallica – Master Of Puppets
Metallica – Metallica
Anthrax – Persistence Of Time
Sepultura – Roots
Machine Head – The Burning Red

Aber hey, da sind noch soooo viele Alben, die mich inspiriert haben!

Nicht-Metal:
Soundgarden – Superunknown ist die Nummer eins! Es zählt fast für fünft! Aber deren “Badmotorfinger” ist auch klasse.
Tori Amos – Under The Pink
Bad Religion – Generator
REM – Automatic For The People

 

– Und zu guter letzt unser traditionelles Wort-Spiel. Was assoziierst du, wenn du folgende Wörter hörst?
– Webzines (wie Metal1.info)

SEHR cool…eine mächtige Art der Medien!

– Europäische Union
So verdammt schwer zu durchschauen! Ich kann das Gute nicht vom Schlechten unterscheiden, aber ich mag das Konzept der Vereinigten Staaten von Europa nicht.

– Hass
Schlecht…Obwohl es jeder bis zu einem gewissen Maß in sich trägt, denke ich.

– Religion
Ist der Grund für soviel Ärger in der Welt! Aber solange Leute damit richtig umgehen, kein Problem für mich…

– Drogen
Nehme ich nicht!

– Underground
Von dort kommt die Kreativität…und es ist dunkel dort unten…

– AC/DC
Liebe ich, liebe ich!!!

-Kommerz
Ist seine Seele an den Teufel zu verkaufen Kommerz?

– Jimi Hendrix
Danke Mann!

– Woodstock
Wenn ich meine Augen schließe und einen Haufen nackter Frauen sehe, die Bier trinken…

– Danke, dass du dir Zeit genommen hast! Ich hoffe „Hands Down“ wird erfolgreich! Ich wünsche euch alles Gute für die bevorstehenden Ereignisse!
Danke man! Und danke dir für dein Interesse an Mevâdio!

Geschrieben am von Metal1.info

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