Interview mit Tobias von Mortal Intention

MORTAL INTENTION veröffentlichen am 1. Juli 2006 ihr drittes Album „Latent Letal“. Sänger Tobias erklärt den optischen Imagewechsel, warum man nun statt wie bisher mit Christhunt lieber alles selbst gemacht hat und einiges mehr.

Grüße dich, Tobias! Wie geht es dir derzeit, wo ihr wohl besonders viel Resonanz bekommt? Hat sich vielleicht irgendetwas Bemerkenswertes ergeben?
Hallo. Also ich muss ganz ehrlich sagen, das bisher noch nicht viel an Resonanz kam. Das liegt aber wahrscheinlich eher daran, das der Veröffentlichungstermin von „Latent Letal“ erst am 01.07.2006 ist. Ein paar Leute haben das Album aber inzwischen und erste Reviews trudeln auch ein. Bemerkenswertes hat sich im selben Zuge bisher noch nicht ergeben, kommt natürlich darauf an, was man darunter verstehen möchte. Wir sind erst einmal froh, das die CD nun nach fast viereinhalb Jahren endlich erscheinen wird.Ihr habt nun gerade mit „Latent letal“ euer drittes Album vorgelegt. Der Name heisst ja sowas wie im Verborgenen tödlich agierend. Was genau wollt ihr damit aussagen? Auf wen bezieht sich diese Aussage?
Den Titel haben wir aus einem anderen Zusammenhang heraus gewählt. Wenn man „Mortal Intention“ an sich hernimmt, was soviel wie „Todesgedanke“ vom Sinn her übersetzt bedeutet (und nicht tödliche Absicht, was Wort wörtlich wäre…), dann beschreibt es ja das grundlegende Konzept, welches sich mal mehr oder weniger durch das Schaffen von Mortal Intention zieht, dem Tod. Ich persönlich leite latent von Latenz ab, was man natürlich mit „verborgen“ übersetzen kann, der Titel meint aber einfach ein „Vorhandensein“. Also ein ständiges Vorhandensein von Sterblichkeit, was also eine Umschreibung für „das Leben“ ist. Wer lebt wird sterben. Wir sind permanent sterblich, wir sind latent letal! Es ist ein Ying und Yang, ein Leben und Tod, wo schwarz ist, ist auch weiß. Simple Gegensätze, die unsere Existenz ausmachen. Somit wäre der Kreis zu Mortal Intention geschlossen. Latent Letal ist nicht mehr als ein Todesgedanke wenn du so willst.

Zum ersten Mal befindet sich auf eurem Cover kein religiöses Motiv, auch die Liedtitel sind nicht darauf ausgerichtet. Woher kommt der Umschwung?
Wir wollten vom Offensichtlichen weg. Mit religiösen Motiven, die z.B. den Tod Jesus Christus zeigen und dem passenden Titel dazu („Sic luceat lux“) gibt man ja schon ganz offen eine festgefahrene Richtung vor, an die die Leute sich dann halten und da bleibt dann nicht mehr viel Spielraum für andersartige Aussagen bzw. wird einem ein bestimmtes Image auferlegt, eine vorgefertigte Meinung. Uns störte es einfach, das man uns als satanische Band uswusf. bezeichnete, das sind wir nicht und das waren wir noch nie und das werden wir auch niemals sein. Gegen religiöse Strukturen waren wir immer und uns passte es nicht, das wir genau da reingesteckt wurden. Gerade was den Teil der blasphemischen Texte anging, wurde das sehr oft einfach vollkommen falsch interpretiert und in diesen Topf geworfen. Blasphemie ist Sarkasmus und Ironie, eine Lästerung Gottes bzw. dieser ganzen Religionsstrukturen.
Das textliche Konzept habe ich nicht geändert, ähnlich geartete Texte gibt es immer noch („Dei libido“, „Toter Jammer“), aber insgesamt habe ich versucht, bestimmte, bisher nur angerissene Gedanken zu vertiefen und neue , bisher nicht bedachte Aspekte und Gesichtspunkte damit zu verbinden, den Tod als absolute Metapher zu sehen. Der Tod ist eine absolute Größe, er bedeutet Trennung, Ende, Unerreichbarkeit! Was kann man damit verbinden: Vieles! Und genau das habe ich einfach getan, ich habe das textlich Konzept einfach weiter durchdacht, nicht mehr. Demzufolge finde ich, hat sich die lyrische Ausrichtung nicht geändert, sie ist tiefer gegangen und ist nicht mehr nur auf religiöse Aspekte beschränkt, nein, das habe ich teilweise sogar komplett außen vor gelassen („Kampfesgleich“ ; „Der Weg“).

Eure Texte sind ausschliesslich in deutscher Sprache gehalten, ist euch die deutsche Sprache also wichtig?
Es passt einfach besser zu unserer Musik und ich kann mich in Deutsch besser ausdrücken.

Wie groß ist eurer Meinung nach überhaupt die Rolle der Sprache in der Musik?
Sie kann Teil einer transparenteren und individuelleren Darstellung der Musik sein.

Ihr variiert zwischen black- und deathlastigem Gesang. Ist das für euch ein Mittel, die Musik interessanter zu gestalten?
Ja, es sind Ausdrucksmittel, die genau dazu dienen. Man kann die unterschiedlichen Parts prägnanter gestalten. Der Gesang ist von der Sache her auch nur ein weiteres Instrument in der kompletten Instrumentierung einer Band.

Hat euch eine Band vielleicht auf diese Idee gebracht bzw. habt ihr irgendein Album gehört, wo diese Symbiose perfekt vollzogen wurde und euch stark inspirierte?
Nein, das haben wir vom ersten Demo an schon so gemacht und so gehalten. Es ist ein Teil von uns.

Ihr agiert unter normalem Namen, viele Black Metal-Bands nutzen jedoch Pseudonyme. Wie kommt es, dass ihr keine nutzt und was haltet ihr generell von Pseudonymen?
Das stand bei uns nie zur Debatte, würde auch nicht zu uns passen, wir stehen mit unseren Namen zu unserer Musik, desweiteren sind wir auch nicht die typische Black Metal Band. Selbst wenn jemand bei uns das machen wollen würde, wäre das kein Problem, dadurch wird die Musik ja nicht angegriffen und die ist es ja letztendlich, um welches es primär gehen sollte. Wenn andere Bands das für sich in Anspruch nehmen ist das ok, kann ja jeder machen was er will.

Ihr habt kein Label, zuvor wart ihr bei Christhunt. War die Zusammenarbeit nicht gut (was kaum sein kann, ihr grüßt sie schließlich im Booklet) oder welche Gründe hattet ihr, euch kein Label zu suchen?
Die Zusammenarbeit mit Christhunt war gut, wir haben auch keine Probleme mit ihnen oder ähnliches. Der Entstehungsprozess vom neuen Album war aufgrund diverser Faktoren recht langwierig, so das wir schon rechtzeitig uns damit auseinander setzten, wie wir es im Endeffekt realisieren wollen. Zwischen uns und Christhunt bestand ja kein fester Vertrag, der uns irgendwie sagte, 2 oder 3 Alben müssten wir machen, nein, das war alles ganz offen. So schauten wir einfach weiter. Wir haben uns natürlich bei einer handvoll Labels beworben, aber im Endeffekt sagten wir uns, wenn wir einen professionellen Vertrieb finden, der mit uns zusammenarbeitet, dann machen wir das Ding selbst. Das hat natürlich Vor- und Nachteile, aber im Endeffekt kommt es doch nur darauf an, dass du das Teil überall kaufen kannst. Mit SX Distribution hat das geklappt, was uns natürlich sehr freute, da wir endlich die CD rausbringen wollten, die ja schon seit Februar fertig war. Trotz Eigenproduktion steht die CD qualitativ einer Labelproduktion sicher in nichts nach. Wir hätten ja auch einfach selbst ein Label gründen können (was wir quasi ja gemacht haben), dann hätte das auch niemanden interessiert.

Kann man euch bald live betrachten anlässlich des neuen Albums? Laut Promozettel seit ihr eine Liveband, also erwartet uns gar eine ausgedehnte Tour?
Ja, mit dem Touren, das ist immer so eine Sache bei uns. Wir hätten schon mehrfach eine machen können, aber irgendwas kommt immer dazwischen und wenn es ein Unfall ist, den einer von uns hatte (so wie letztes Jahr vor der Peru-Tour geschehen). Einzelgigs spielen wir ab und wann, so wie wir es zeitlich hinbekommen. Bei Interesse einfach immer auf unsere Homepage schauen.

Weshalb tragen im Booklet eigentlich nur Norman und Dirk Corpsepaint? Halten die übrigen Mitglieder davon eher weniger oder hat das einen speziellen Grund?
Bei uns kann jeder dahingehend machen was er will. Elko trägt auch live noch zusätzlich Corpsepaint. Das ist deren Sache. Mein Ding ist es nicht. Das verhält sich ähnlich wie mit den Pseudonymen. Das war halt schon immer so bei Mortal Intention, es ist inzwischen ein fester Teil und passt auch gut so. Ein spezieller Grund existiert nicht.

Wer ist Schrammi? Ihr dankt ihm zusammen mit Kappe eurem Soundmann im Booklet zur „Latent letal“.
Schrammi ist der Toningenieur im Blue-Brain-Studio zu Altenburg. Bei ihm haben wir „Latent Letal“ aufgenommen. Wir wollten uns für seine Arbeit so nochmals speziell bedanken. Wir sind da eher alte Schule, eine Grußliste muss mit ins Booklet.

Woran liegt es eigentlich, dass ihr euren Soundmann sogar auf eurer Seite nennt? Besteht da eine enge Freundschaft mit ihm oder ähnliches?
Er ist unser sechstes Mitglied, er ist bei den Proben dabei und natürlich live. Wir sind froh ihn zu haben, es macht gerade bei Konzerten einiges einfacher für uns.

Kommen wir mal zum allseits beliebten Metal1-Brainstorming. Was fällt dir ein zu:

– Pantheismus
Von mir aus kann jeder glauben an was er will! Gott gibt es trotzdem nicht.
– Religiösität
Die Religion an sich gehört verboten.
– Urfaust
Faust an sich, war und ist ein interessantes bzw. bahnbrechendes Werk, welches ein jeder eigentlich gelesen haben sollte. Der Urfaust ist so gesehen die erste Rohfassung, in Versform und noch Lückenhaft zum Faust 1 und 2!
– Impaled Nazarene
Einer der Gründe, weshalb ich überhaupt selbst mit Musik machen angefangen habe. „Tol cormpt norz norz norz“ hat mich 1992 oder auch 93 enorm beeindruckt. Gerade die vokale Aggression war für mich absolute Inspiration und ist es heute noch, da gerade dieses Werk bei mir noch nichts an Hörfreude eingebüßt hat.
– Spinnen
Unser erster Drummer hat als Spitznamen „Spinne“, warum auch immer, denn schlimmer geht\’s nimmer he he…!
– Assassine
Geht es jetzt um den moslemischen Geheimbund oder um Haschisch? Mein Statement: Ich find Drogen scheiße!
– Metal1.info
Ich muss zugeben, ich bin erst durch das Ragnarök-Festival 2 / 2005 auf Metal1.info aufmerksam geworden. Eine sehr informative Plattform.

Dann bedanke ich mich für das Interview, wir sind schon am Ende!
Vielen Dank für die Fragen! Weiter so mit Metal1.info. Und noch einen riesen metallischen Gruß an alle Mortal Maniacs da draußen!

Geschrieben am von Metal1.info

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