Interview mit Styurm von Nebelheer

Innerhalb des Landkreises Osnabrück haben sich Nebelheer – welche ursprünglich aus dem kleinen Dorfe Lienen stammen – bereits einen äußerst guten Ruf erspielen können. Gitarrist Styrum beantwortete per E-Mail meine Fragen – an dieser Stelle nochmals vielen Dank hierfür!

Sei gegrüßt, Styrum! Ein Großteil unserer Leserschaft wird mit dem „Nebelheer“ noch nicht richtig vertraut sein. So fasse einleitend doch bitte kurz euren bisherigen Werdegang zusammen.
Hallo Daniel. Gegründet haben wir uns 2002, bestanden aber am Anfang nur aus Gesang, Gitarre und Bass und mussten daher auf einen Drummie (Drumcomputer) zurückgreifen, mit welchem wir dann auch unsere ersten beiden Silberlinge einspielten. Nach einigen Konzerten haben wir dann mit Feyst im Februar diesen Jahres den passenden Dritten gefunden, der für uns die Felle schlägt.

Wie seid ihr zu eurem – meines Erachtens nach – sehr klang- und geschmackvollen Bandnamen gekommen? Steckt hinter jenem ein tiefer, gut durchdachter Sinn oder ist er viel mehr ein Produkt der Willkür und Spontanität?
Die Frage nach dem Bandnamen finde ich, ist immer die schlimmste Frage, weil man nie so recht weiß, was man da sagen soll. Der Name ist relativ spontan gewählt. Nach ein paar Vorschlägen, die wir uns damals gegenseitig gemacht haben, war das Resultat „Nebelheer“. Es hat aber keine tiefere Bedeutung. Wir wollten nur einen deutschen Namen, weil wir deutsche Texte haben und da hätte alles andere nicht gepasst.

Welche Bands zählt ihr zu euren wichtigsten musikalischen Einflussquellen? Sind diese bei euch von Mitglied zu Mitglied unterschiedlicher Natur?
Das, was die Mischung bei uns macht ist, dass jeder von uns einen anderen Musikgeschmack an den Tag legt. Veromoth legt viel Wert auf kaltes und rohes Musikwerk wie Nargaroth, Burzum, aber auch Bands wie Dissection und Nocte Obducta. Feyst hingegen ist inspiriert von Bands wie Marduk und technischem Black/Death wie z.B. Zyklon. Ich schlage da voll heraus mit meinem Geschmack, denn ich bin eher der Thrasher. Meine Einflüsse liegen ganz klar bei den Bay-Area Acts wie Testament, Exodus, Machine Head und Death Angel. Allerdings bin ich auch nicht den modernen Metalbands abgeneigt. Das wären jetzt aber zuviele, um sie aufzuzählen.

Gibt es etwas Außermusikalisches, das euch maßgeblich zu eurem Tun inspiriert? In wie weit beeinflusst die Band – mal abgesehen von den zeitlichen Aspekten – deinen Alltag?
Ich renne eigentlich den ganzen Tag mit Ideen im Kopf herum, wie man was bei den nächsten Songs machen könnte. Man könnte sagen, wir alle sind Musiker aus vollem Herzen und da nimmt man sich natürlich viel mehr Zeit für Musik als andere. Ich glaube, alles was man im täglichen Leben erlebt, trägt einen Teil zu dem bei, was man später als fertigen Song hört.

Wie würdest du Nebelheer genau kategorisieren? In wie fern ist dir eine Definition eures Stils von Bedeutung? Was hältst du allgemein von derartigem „Schubladendenken“?
Ich persönlich bin kein großer Schubladendenker, aber manchmal hilft es, Musik über solche zu definieren. Nebelheer hat ganz klare Black-Metal-Züge, bewegt sich aber auch im Thrash-Bereich. Daher ist schwer zu sagen, wo wir musikalisch einzuordnen sind. Mir ist es auch nicht so enorm wichtig, wo wir eingeordnet werden. Wir machen das, was uns gefällt und wenn es dann noch ein paar Leuten außer uns gefällt, finden wir das gut.

In den letzten Monaten standet ihr als lokaler Support-Act im Vorprogramm von diversen, äußerst namhaften Bands wie Dissection, Desaster, Gorgoroth und 1349. Besonders euer Auftritt mit den beiden Letztgenannten konnte mich wirklich sehr beeindrucken. Wie sind all diese Gigs aus deiner Sicht verlaufen? Was haben dir jene Abende im Einzelnen bedeutet?
Die Konzerte sind eigentlich alle gut verlaufen, vor allem die mit Gorgoroth, 1349 und Dissection. Bei Desaster hatten wir einen nicht ganz so guten Tag erwischt, aber das passiert halt mal. Es war eine große Erfahrung für uns, diese Bands, die ja im Bereich Metal schon sehr lange präsent sind, einmal kennenzulernen. So konnten wir auch noch etwas dazulernen. Es war schon schön, mal vor vollem Haus zu spielen und so gute Resonanzen zu bekommen.

Siehst du auch in Zukunft eine Chance auf solch hervorragende Auftrittsmöglichkeiten? Mit welcher Band würdest du gerne mal ein Konzert spielen oder eventuell sogar eine Tour bestreiten?
Sicher werden auch noch derartige Auftritte folgen, aber das Wann und Wo steht noch im Dunkeln. Ich kann ehrlich nicht sagen, mit wem ich mal gerne und unbedingt spielen würde, aber z.B Dark Funeral wäre schon geil.

Bislang habt ihr mit „ANNO 1635“ und „Ad Gladios“ zwei Eigenproduktionen veröffentlicht, welche allesamt überaus schnell vergriffen waren. Wusste dich diese zweifellos positive Tatsache zu verwundern? Wie erklärst du sie dir?
Da kann ich dir auch keine genaue Antwort geben. Dass die CD\’s so schnell weg waren, hat uns alle sehr gewundert, vor allem weil wir gar keine Promotion dazu hatten.

Sprechen wir über eure aktuelle Promo, welche du mir kürzlich ausgehändigt hast. Den Fokus will ich dabei auf die Produktion legen, denn das äußerst professionelle Soundgewand der beiden neuen Kompositionen „Nebelvollmondszenerie“ und „Was einst die Morgenröte barg“ konnte mich bereits nach dem ersten Hördurchgang sehr positiv überraschen. Wo habt ihr die Songs eingespielt? Wie waren die Umstände am Aufnahme-Ort?
Die Promo haben wir im Trollheim-Studio in Osnabrück aufgenommen (hier noch mal einen schönen Dank an Sieve). Das war eine sehr lockere und zwangslose Sache. Das Studio hatte neu eröffnet und der Sieve wollte noch Referenzaufnahmen machen zu Präsentationszwecken. Und da hat er uns zwei kostenlose Tage im Studio angeboten. Da sagt man natürlich zu und auch ich glaube, dass das Resultsat sehr zufriedenstellend ist.

Wie stehst du zu der Behauptung, dass Black Metal – vom Grundprinzip her – unsauber, roh bis gar schlecht produziert sein sollte?
Darüber könnte ich stundenlang diskutieren. Ich persönlich denke, dass der schlechte Sound und die Worte „roh“, „wild“ etc. oft über das Untalent der Bands hinwegtäuschen sollen. Es muss aber nicht alles überproduziert sein. Es kommt halt immer darauf an, was die Band macht. Marduk und Dark Funeral haben einen guten Sound und da passt es. Khold und Darkthrone klingen vom Sound her nicht so gut, aber auch da passt es zur Musik und ich finde es gut.

Ihr habt dem Song „Was einst die Morgenröte barg“ ein Video gewidmet, welches ebenfalls auf eurer neuen, bereits erwähnten Promo vorzufinden ist. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Warum habt ihr euch ausgerechnet für den obengenannten Song entschieden?
Warum wir uns gerade für den Song entschieden haben, weiß ich nicht. Wir wollten ein Video machen, um auch mal visuell auf einer CD zu erscheinen. Die Promo soll uns eben von allen Seiten zeigen und dazu gehört was für’s Ohr, aber auch für’s Auge.

Leider steht ihr noch immer nicht unter der Ägide eines Labels. Sind euch denn bereits Resonanzen seitens einer Plattenfirma auf eure aktuelle Promo zuteil geworden?
Es sind ein paar Resonanzen übergekommen, allerdings zur „Ad Gladios“, da wir die aktuelle Promo noch nicht offiziell released haben. Wir haben auch Kontakt zu dem ein oder anderen Label, aber es hat sich noch nichts Festes ergeben.

Gibt es schon Planungen bezüglich des kommenden Albums von Nebelheer? Schreibt ihr bereits an neuem Material? Wann werdet ihr mit den Aufnahmen beginnen?
Wir haben schon neues Material zusammen, aber bis zum nächsten Album wird es noch ein wenig dauern, da unser Sänger und Basser zur Zeit nicht spielen kann, wegen seiner immer noch andauernden Armverletzung und einer erneuten OP.

Könntest du dir vorstellen, dass Nebelheer irgendwann mal mit einer eventuell befreundeten Formation eine Split-EP veröffentlichen?
Bestimmt, aber da ist auch noch nichts in Aussicht.

Hier im Landkreis Osnabrück habt ihr euch bereits einen guten Ruf erspielen können. Was denkt du ansonsten so über den lokalen Untergrund? Welche Bands in dieser Gegend weißt du am meisten zu schätzen und erachtest du dementsprechend als besonders hoffnungsvoll?
In Osnabrück und Umgebung gibt es eine Menge Bands, die ich gut finde. Die letzte Scheibe von Secrets Of The Moon war ein gutes Album, obwohl die ja eher schon nicht mehr zum Underground gehören. Bands wie Sardonic, Sons Of Seth oder auch Alison und Stoned Fishermen haben auf jeden Fall meinen Respekt.

Was gibt es bei einem Blick auf die gesamte, momentane Metal-Szene deinerseits zu sagen? Welche Veröffentlichungen des Jahres 2004 haben dich besonders angesprochen und welche empfindest du im Gegensatz dazu als vollkommen misslungen?
Es gibt zuviele Bands und daher ist das zur Zeit alles ein wenig überladen. Mein Highlight dieses Jahr war ganz klar die neue Scheibe von Machine Head. Das Ding ist ein echter Killer. Aber auch Unearth und Heaven Shall Burn haben mal wieder gezeigt, was sie können. Und schlechte Scheiben kauft man sich ja für gewöhnlich nicht, also kann ich da nichts zu sagen.

Sicherlich wirst auch du von dem tragischen Tod des legendären Gitarristen Dimebag Darrel gehört haben. Was denkst du genau über diesen schockierenden Vorfall? Konnte seine Musik – obgleich in den Reihen von Pantera oder DamagePlan – einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen?
Dieser Mann war einfach nur großartig. Bei beiden Bands war er mit ein Markenzeichen und hat auch mir im Bereich Rock und Gitarrenspiel ein bisschen den Weg bereitet. Es ist ein großer Verlust für die heutige Rockwelt und ich verurteile denjenigen, der das getan hat, auf’s Tiefste.

Bevor sich dieses Interview seinem gänzlichen Ende zuneigt, möchte ich mich lieber wieder etwas positiveren Dingen widmen. Selbstverständlich weiß man nie, was die Zukunft bringen wird, aber gibt es neben diversen Plänen vielleicht auch ein ganz bestimmtes Ziel, welches du mit Nebelheer verfolgst?
Konzerte, eine neue Scheibe und alles was dazugehört. Aber warten wir erst die Heilung von Veromoth ab und sehen dann weiter.

Abschließend möchte ich dich zu unserem traditionellen Brainstorming auffordern. So schreibe doch bitte nieder, was du mit den folgenden Begriffen assoziierst:

Thrash Metal: Großartige Musik, mein größter Einfluss.

Alkohol: Kann ganz witzig sein aber nicht ständig.

Musik: Mein Leben.

Konzerte: Besuche und spiele ich sehr gerne.

Liebe: Gehört zum Leben wie das Fell zum Hund.

Politik: Nicht meine Tasse Wurst.

Religion: Ansichtssache.

Jon Nödtveit: Habe ihn als sehr netten Menschen kennengelernt.

Quorthon / Bathory: Ur-Band im Metal.

Nordische Mythologie: Auch nicht so mein Ding.

Underground: Unwort des Jahres.

Metal1.info: Totale Scheiße, nein Quatsch, schon eine feine Seite (Danke für den Support).

Ich bedanke mich für dieses Interview und wünsche dir und den anderen Bandmitgliedern viel Glück und Erfolg auf eurem Weg durch die Zukunft! Das letzte Wort gehört selbstverständlich dir – was möchtest du unserer Leserschaft noch mitteilen?
Ich hoffe durch das Interview die Band Nebelheer etwas besser beleuchten zu können und freue mich auf die nächsten Konzerte. Und dazu sind natürlich alle recht herzlich eingeladen. Und Danke nochmal an alle, die uns bisher unterstützt haben.

(Fotos von www.nebelheer.de)

Interview von: Daniel

Geschrieben am von Metal1.info

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