Interview mit Sargath von Psychomantum

PSYCHOMANTUM, das Projekt des ehemaligen Geweih-Keyboarders, war in letzter Zeit in vielen Zines präsent. Grund dafür ist die neue Promo „…Vorzeiten…“, in welcher bekanntes, aber ungewöhnliches Material geboten wird. Reiherli sprach nun mit Sargath über ebendiese Veröffentlichung, seinen Stil und vieles weitere.

Grüße dich, Sargath! Ich habe lange versucht herauszufinden, was denn „Psychomantum“ überhaupt bedeutet; leider erfolglos. Drum sag es mir bitte selbst.
Als es sich ergab Vorzeiten… Die Erde zitterte, das Himmelblau von schwarzem Dunst wurde vernichtet. Der Himmel selbst erstickt an einem Wolkenkranz. Und es einen wuchtigen Donner Schlug! Unter lautem und abergrässlichem Toben und Getose, sich auftat daraufhin die Erde. Aus jener entstandenen Grotte die Mächte des Schmerzes, der Dunkelheit, des Bösen und der Trauer stiegen hinauf. Hinauf zum Kampf, zum Kampf gegen das Licht. Und mit ihren vereinten Kräften zerbrachen sie die Welt. Und so wie es war wird es wieder sein. An jenem Donnerschlag. Dieses kranke Bündnis nennen sie Psychomantum.

Interessanterweise beschäftigst du dich mit der Sagenwelt deiner Umgebung und nicht wie viele andere Bands einfach mit dem Germanentum. Was hälst du denn von dieser Themensparte?
Geschichtlich gesehen, bestimmt immer wieder eine interessante Sache nur schleichen sich dadurch, wie wir alle wissen, nun schon seit Jahren immer mehr Faschistoiden in unsere Kreise und fabrizieren so einen ewig werdenden Krieg in den eigenen Reihen. Ausserdem finde ich die Thematik langsam aber sicher ein wenig ausgelutscht. Aber jedem das Seine!

Du erstelltest für den Infozettel zur „…Vorzeiten…“-Promo ja eine Zusammenfassung der thematischen Inhalte. Könntest du jene vielleicht etwas umfangreicher an dieser Stelle wiedergeben? Zumindest die relevanten.
Als es sich ergab …vorzeiten… (mit jenem Wort die Sage beginnt), sagt wohl schon worum es geht. Es geht um eine fast vergessene Zeit, die ich mit meiner Musik ein klein wenig in Erinnerung halten möchte. In alten Ruinen, auf Schlössern und Burgen, in der alten Stadt, überall hier ruhen die Sagen von Hexen, Riesen, Geistern und anderem Gesind. Und genau von denen handelt meine Musik! Im ersten Song dreht es sich um einen Geist, der im Neckar haust und zu jener dunklen Nacht den ein oder anderen Fischer mit sich in die Tiefe gezogen haben soll. Im zweiten Lied geht es um einen Riss in einem Ring an dem Schlosstor zu Heidelberg (in Kriegszeiten diente er als Türklopfer) dem man nachsagt, er wäre von einer Hexe, die versuchte diesen Ring zu zerbeißen. Der Sage nach sollte jener, der den Ring zerbeißt, das Schloss zum Geschenk bekommen. Der dritte Titel handelt von einem Bauern, der durch mehrere vornehme Damen auf ein Schloss geführt wurde, wo sie ihn ein Loch graben hiessen. In diesem Loch befand sich die Leiche einer weiteren Dame, die er hätte an einer anderen Stelle begraben sollen. Somit wären die Seelen der Frauen erlöst worden, denn sie waren gefangene Geister durch einen bösen Fluch. Jedoch erschrak jener Bauer, lief davon und verfiel bald darauf in Wahnsinn! Im vierten Song geht es um den einen Ring. Im fünften Titel spreche ich selbst die Geschichte Heidelbergs und des Schlosses im 17. Jahrhundert an. In diesem wird erzählt, warum das Schloss so als Ruine dasteht und wie es dazu kam. Damals war es der Le Couard, der die Mauern des Schlosses unterminierte und es teils in Staub und Asche zerfallen lies! Im letzten Song geht es um all die finsteren Mächte, die in der Erde schlafen und eines Tages erneut das Ende der Welt heraufbeschwören. Dieses Bündnis aus den Mächten der Finsternis, der Schmerzes, des Bösen und der Trauer nennen sie Psychomantum.

Gibt es noch weitere Sagen oder komplexe Themen rund um Heidelberg, welche du demnächst aufgreifen wirst?
Ja, die gibt es und zwar reichhaltig. Und ich werde meine Reise durch die alte Zeit fortsetzen und weiter erzählen!

Dein Gesangsstil ist ja doch schon eine Art Seltenheit, wie kamst du denn dazu, so extrem knorrig zu krächzen?
Nun, Sagen werden bekanntlich erzählt und durch meine Art die Texte wiederzugeben, möchte ich eher in die Erzählerrolle schlüpfen. Ausserdem denke ich, dass es genügend Sänger gibt, die durch ihren Stil nichts Neues mehr von sich geben. Soll aber nicht heissen, dass ich das Scheisse find!!! Ich für meinen Teil habe auch die Svartalvheim von Ancient und die ersten Satyricon Scheiben auch wegen ihrem Gesangsstil sehr genossen. Eben etwas Eigenes!

Nun kennt man das ja, dass Band XY Darkthrone nachspielt und so nah wie möglich an das Original anknüpfen will. In deinem Falle müsste man Darkthrone mit Summoning ersetzen, doch wie eine Imitation klingt dein Cover „Die Legende des Meisterrings“ ja nicht, was war da also die Intention?
In erster Linie wollte ich mit dem Cover zeigen, woher ich meine Inspiration nahm und für welche Art Musik mein Herz besonders schlägt. Ich entwarf aber einen sehr eigenen Stil. Nur als große Vorbilder und Vorreiter sehe ich Summoning und möchte sie mit diesem Lied einfach mal huldigen! Desweiteren wollte ich Leuten, die sich die Fresse darüber zereissen, dass meine Mucke nur geklaut sei, gleich damit den Wind aus den Segeln nehmen! Ich oute mich: Ich mag Summoning!!!

Wie lautet deine Meinung über Bands, die einfach nur das Kopieren perfektionieren anstatt mehr Zeit in eigene Ideen zu investieren?
Das perfekte Kopieren will gelernt sein und je nach Original muss man schon ein guter Musiker sein, um einen Song so wiederzugeben, dass er der Originalfassung nahe kommt. Respekt an die Leute, die das schaffen! Schade ist nur, dass das eigene Talent dadurch eventuell auf der Strecke bleiben könnte. Aber auch das ist jedem selbst überlassen!

Warum gerade dieses Lied?
Erstens war für mich die Scheibe schon immer der Hit und Zweitens ging mir dieses Lied schon beim ersten hören nicht mehr aus dem Kopf! Es ist und bleibt für mich eine Zusammenfassung des Inhalts der Summoning Arbeit! Klar haben sich die Jungs auch gesteigert, aber zur damaligen Zeit ging da nichts drüber. Und wenn ich heute diesen Song höre, fühle ich mich sofort wieder in diese Zeit zurückversetzt und dementsprechend kann dieser Song durch nichts übertroffen werden!

Und warum die Übersetzung in die deutsche Sprache?
Da ich all meine Texte in meiner Muttersprache wiedergebe und nunmal auch die Inhalte von meinem Heimatland berichten, hielt ich es für angebracht auch diesen Song in Deutsch wiederzugeben! Gegenfrage: Warum nicht?
Na weil das Original in Englisch ist und die meisten Cover eben die Sprache beibehalten ,]

Wo siehst du als bekennender Freund des Black Metals mit Keyboard-Unterstützung die Vorteile eben dieser Ausrichtung gegenüber Black Metals ohne Keyboard?
Nichts erschafft in meinen Augen eine düsterere Atmosphäre als ein Keyboard.
Es unterstreicht sehr oft die mystischen Seiten, oder macht gerade durch den Einsatz eines Keyboards die Sache erst so richtig mystisch! Ausserdem kann es sehr vielseitig verwendet werden.

Viele Bands und Leute zerreißen sich ja dennoch gerne das Maul darüber…
Ich wurde auch schon von absoluten Tastenhassern, die ein Emperor Shirt trugen, um ein Intro gebeten! Ja wie jetzt?!
Ich meine hier auch mehr die generell kursierenden Meinungen, jetzt nicht nur speziell auf Psychomantum bezogen.

Liest man sich die verschiedenen Meinungen zu „…Vorzeiten…“ einmal durch, so scheinen die Schreiberlinge von reinen Black Metal-Zines begeisterter als Magazine, die sich dem kompletten Metalgenre widmen. Siehst du dies genauso und falls ja, worin wurzelt das denn deiner Meinung nach?
Ich sehe das auch so und denke, man muss sich schon etwas genauer mit dem Black Metal und seiner Entwicklung befassen, um sich ein richtiges Bild von dieser Musikrichtung zu machen. Black Metal ist eben ein eigener Stil, der sich mit keiner anderen Metalbewegung unter einen Hut bringen lässt!

Besonders interessant und zugleich paradox ist ja der Umstand, dass keyboardlastiger BM eher bei Leuten ankommt, die nicht so stark auf Black Metal fixiert sind, also eher bei Redakteuren von Generalmetal-Zines, oder?
In deren Ohren klingt wohl diese Art des Black Metal noch erträglich, oder sie können, weil sie oberflächlich urteilen nur daraus noch Musik erkennen! Ahnungslos, aber wichtig sein! Andere Leute sind vielleicht auf ihrer Schiene zu festgefahren und können nur mit Darkthrone und Co was anfangen.

Das führt natürlich zu der Frage, was du in Sachen Keyboard-Arrangements anders machst als die unzähligen Kitschbands…
Ich lasse einfach den Kitsch, der in meiner Musik nichts verloren hat. Ich konzentriere mich eher auf die melancholische und mystische Art des Keyboardspiels.
Was soll das „Rumgeträller“?

In letzter Zeit bemerke ich vermehrt, dass Bands ihre Veröffentlichung mit persönlichen Widmungen versehen; Aschefall handhaben dies beispielsweise so und eben du mit Psychomantum. Welches Motiv steckt denn überhaupt dahinter?
Mit meiner Musik verbinde ich sehr viel Persönlichkeit und dies möchte ich so gut es geht weitergeben. Auch möchte ich somit denjenigen persönlich danken, die sich für meine Musik interessieren! Und solange ich die Fäden in der Hand halte, soll das auch so sein. Wieviele Kopien von Kopien gibt es eigentlich auf dieser Welt? Undankbarer und uninteressanter geht’s doch echt nicht!

Nun geht das ja logischerweise nur bei Veröffentlichungen mit geringeren Auflagen, daher mal eine Frage: Was ist wichtiger? Persönliche Widmung oder vielleicht mal bei einem Label zu landen was eine größere Stückzahl und nicht mehr diese Form der Nähe zum Hörer zur Folge hätte?
Leider lässt sich das ja wirklich nur realisieren, egal wie groß die Auflage, wenn man jeden einzelnen Tonträger vor sich hat. Wie soll das funktionieren, wenn man nicht selber der Produzent ist? Ich könnte sie alle einkaufen, personifizieren und dann für das Doppelte weiterverkaufen! Aber macht das wirklich Sinn? So bleibt mir nur die Möglichkeit meine Promos so unter das Volk zu bringen. Und ewig Promos veröffentlichen? Dafür sind sie glaube ich nicht gedacht, oder?

Nein, wohl nicht, aber ich sag mal – und da erzähle ich dir kaum neues – dass es an dir liegt und wenigstens ich gespannt bin ,]
Kommen wir zu einer obligatorischen Frage, die du wahrscheinlich derzeit in jedem Interview gestellt bekommst bzw. damit rechnen darfst: Warum lösten sich Geweih denn nun genau auf, wenn man fragen darf? Ich weiss, ist ja schon einige Jahre her.
Erstens aus organisatorischen Gründen. Es war z.B. sehr schwer möglich, ein regelmäßiges Proben zu realisieren, da u.a. unser Basser in München wohnte. Zweitens aus privaten Gründen, die hier nicht weiter erwähnt werden sollten.

Wie ich las, wolltest du deine musikalischen Ideen so umsetzen, dass sie auch für andere hörbar sind. Wenn man sich aber nun die Anmerkungen zu deinen Demos durchliest, so erwecken jene einen anderen Eindruck. Wie kam es zu diesem Sinneswandel?
Nun damals war meine Musik wirklich nur eine Sammlung von Ideen, die ich so nie bei Geweih hätte umsetzen können. Ich habe nie damit spekuliert, dass sie mal für mehr Ohren gemacht wird, als nur für die des engsten Freundeskreises. Da ich aber, nach Gründung des Endes jener Band die sie Geweih nannten, meine Finger nicht stillhalten konnte und ich ohne Musik nicht sein will, habe ich mich ans Werk gemacht meine alten Ideen zu überarbeiten und doch mal dem größeren Publikum zu präsentieren.

Nimmt man deine drei Demos mal dazu, so agierst du immer arg am Kapazitätslimit des jeweiligen Datenträgers. Kann das noch Zufall sein oder steckt da eine Art Konzept dahinter?
Für viele Leute ist meine Musik wohl sehr in die Länge gezogen. Aber trotzdem reite ich nicht nur auf einer Melodie herum und finde meine Musik noch sehr abwechslungsreich. Ich träume irgendwie vor mich hin, tauche ein in eine andere Welt, wenn ich einen Song schreibe. Und wären die Tonträger länger gewesen, hätte ich glaube ich auch keinen Platz verschenkt. Ich steigere mich mit meiner Musik immer in etwas hinein und kann nur schwer wieder loslassen. So ziehen sich manche Themen eben etwas in die Länge und bauen sich solange auf, bis ich aufwache und mir das nächste Thema einfällt.

Dann bedanke ich mich bei dir, Sargath, und die letzten Worte sollen dir gehören!
Die Sage weilet in Ruinen, sie lauscht am
Felsenhang,
in Hainen rauscht ihr Flüstern wie ferner
Harfenklang.
Sie schwebt um stolze Burgen, sie weilt beim
Halmendach,
sie thront auf Felsenstirnen sie spielt am
Waldesbach.
Sie hat sich mit dem Lande so lieblich treu
vermählt,
daß sie fast aller Orten von alter Zeit erzählt.

Gruss & Dank,
SARGATH

Geschrieben am von Metal1.info

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