Konzertbericht: Carlos Núñez

21.06.2016 München, Gasteig

3cn_logo_textVor neun Monaten hat CARLOS NUNEZ die Festivalbesucher beim Festival Mediaval in Selb begeistert. Parallel zum EM-Spiel der Deutschen gegen Nordirland versucht der „Jimi Hendrix des Dudelsacks” vor entsprechend kleinerem Publikum im Münchener Gasteig erneut sein Glück – und gewinnt nicht nur die Herzen der Zuhörer, sondern auch so auf ganzer Linie.

Wenn CARLOS NUNEZ ein Konzert gibt, macht der Galicier keine halben Sachen. Das Multitalent wird von der internationalen Presse gerne als “Der neue König der Kelten” bezeichnet. Kein Wunder, spielt Núñez neben Dudelsack auch andere Instrumente wie die Gaita, Tin Whistle oder Blockflöte äußerst virtuos und mit viel Gefühl. Auf der Bühne wird er von nicht minder talentierten Musikern an Gitarre, Percussion und vielen anderen Instrumenten unterstützt. Geigenvirtuose Jon Pilatzke ist in München ebenfalls wieder mit von der Partie. Als heimlicher Star der Konzerte wertet er die Shows vor allem durch seine ansteckende positive Ausstrahlung verbunden mit einer gewissen Paradiesvogeloptik auf. Mit von der Partie im Gasteig sind an diesem Abend Claymore Pipes and Drums, eine Dudelsackformation aus München, die das Konzert an mehreren Stellen borduntonstark unterstützt.

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NUNEZ weicht zwar kaum von seinem Programm ab, das er bereits beim Festival Mediaval vorgetragen hat, doch seine gekonnt zusammengestellte Setlist bleibt auch für Wiederholungstäter interessant. Mit vielen schönen und humorvollen Anekdoten aus tausenden Jahren Musikgeschichte erzählt der Virtuose von den Wurzeln keltischer Musik und ihrem nie enden wollenden Siegeszug durch die verschiedensten Musikepochen. So finden sich in seiner Songauswahl sowohl typisch keltische Melodien als auch spannende Kombinationen mit mexikanischer, brasilianischer, barocker, mittelalterlicher oder auch zentraleuropäischer Musik. Als besonderes Glanzstück präsentiert er ein neues Stück, das er in Zusammenarbeit mit den Machern von “Riverdance” geschrieben hat und die typisch keltischen Stücke mit Flamenco fusioniert.

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International bekannt gemacht haben NUNEZ einerseits seine Liebe zur keltischen Musik und andererseits seine Publikumsnähe. Bei einem besonders schönen, ruhigen Stück über die Schönheit des Landes bittet er einen Freiwilligen auf die Bühne, der ein englisches Gedicht ablesen soll, während er mit seiner Band den Soundtrack dazu spielt. Gekonnt wählt der galizische Celtic-Folk-Veteran den richtigen Mann für den Job aus, und zusammen zaubern sie eine andächtige und melancholische Atmosphäre in den Carl-Orff-Saal. Auch gibt es sicherlich kein CARLOS-NUNEZ-Konzert ohne Tanz. So liefern sich nicht nur die Musiker ein spannendes Stepp- und Rhythmus-Duell auf der Bühne, sondern auch das Publikum hat die Möglichkeit, die letzten 15 Minuten des Konzerts gemeinsam mit den vier Musikern auf der Bühne zu tanzen und zu feiern. Die Aufhebung der Grenzen zwischen Künstler und Publikum macht sichtlich Spaß und zaubert ein Lächeln in die Gesichter aller Beteiligten. Keltische Musik lädt gleichermaßen zum stillen Genießen sowie zum Bewegen, zum Tanzen und Lachen ein. Da lässt sich selbst der biederste münchener Anzugträger zum Mitklatschen animieren.

So schickt NUNEZ sein Publikum nach rund 100 Minuten nicht nur klüger und mit einem dicken Ohrwurm aus seinem großen Finale nach Hause, sondern durch die direkte Interaktion sicher auch ein kleines Stück beseelter.

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