Konzertbericht: Cellar Darling

07.05.2017 München, Backstage

Von der Skyline zum Bordstein: Mit diesem verfremdeten Albumtitel von Bushido lässt sich die Entstehung bzw. der Werdegang von CELLAR DARLING beschreiben. Als Mitglieder von Eluveitie tourten Anna Murphy, Merlin Sutter und Ivo Henzi bis Mitte letzten Jahres durch die ganze Welt, mit ihrem neuen Projekt muss sich das Trio sein Publikum völlig neu erspielen. In München wagen die drei Eidgenossen einen ihrer ersten Live-Anläufe.

Der Backstage Club im Herzen Münchens ist übersichtlich gefüllt, als die drei Musiker – unterstützt von Nicolas Winter am Bass – die kleine Bühne betreten. Seit rund einem Jahr besteht das Projekt und hat nun seinen Sound für das erste Studiowerk gefunden, wie Anna Murphy wenig später erzählt. Dieser ist grob im Eluveitie-Kosmos verortet, zeigt aber einen großen Hang zur Eigenständigkeit – allein durch den weiblichen Gesang, der bei Anna oft in Lautmalerei übergeht. CELLAR DARLING verstehen sich als Geschichtenerzähler, wie Anna als Sprachrohr und Gesicht der Band die Auswahl der Songs erklärt. Manchmal sind diese auch weniger ernst, wie der Input von Gitarrist Ivo über eine etwas pummelige Sagengestalt. Schnell ist spürbar, dass die drei Schweizer bei ihrem neuen Vorhaben mit viel Herz bei der Sache sind und sich redlich Mühe geben, die anwesende Menge auf ihre musikalische Reise mitzunehmen. Schlagzeuger Merlin prägt den Abend an seiner Schießbude entscheidend und auch Anna an der Drehleier sowie Ivo an der Gitarre setzen gezielte Akzente. Den einzig wirklich verbreiteten Song „Challenge“ spart sich der Vierer als Zugabe auf. Davor gibt es einen ausführlichen Ausblick auf das Erstlingswerk namens „This Is The Sound“, welches Ende Juni bei Nuclear Blast erscheinen wird. Für „Newcomer“ gibt es sicherlich schlechtere Ausgangsszenarios.

„Fire, Wind & Earth“ sowie „Black Moon“ sind einige der Vorboten, die in knapp 70 Minuten Spielzeit lediglich von einem Queen-Cover angereichert werden. „The Prophet’s Song“ zählt dabei sicherlich nicht zu den ersten Songs, die den Konzertbesuchern eingefallen wären und verhindert demzufolge auch eine Vergleichbarkeit mit dem Original. Diese war unter Umständen auch nicht gewünscht. Insgesamt präsentieren sich CELLAR DARLING folkrockig und etwas sanfter als viele die drei Musiker von Eluveitie kennen.

Der Abend wirkt wie eine Feuertaufe und gleichzeitig eine musikalisch vollwertige Bandprobe vor Publikum, bei der sich das Quartett auch noch selbst live mit seinem neuen Material vertraut macht und experimentiert. Das Ergebnis überzeugt, wenngleich das Schlagzeug ab und an zu dominant agiert und sich auch Annas Gesang – in Abstimmung mit ihren eigenen Instrumenten sowie ihren Bandkollegen – wohl noch final finden muss. Mit ihrem ersten Album im Gepäck werden die Schweizer im Herbst diesen Jahres als Support von Delain zu sehen sein, den ersten Wind unter den Segeln haben Anna, Merlin und Ivo nun aber bereits im Frühjahr gesammelt. Trotz jahrelanger Bühnenerfahrung sicherlich keine schlechte Idee und Fans der drei Protagonisten können sich den Musikern und ihrem Schaffen nun noch einmal von Neuem nähern.

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