Konzertbericht: Chvrches w/ Soak

24.03.2014 München, Muffathalle

Chvrches Header

Aereogramme. The Unwinding Hours. CHVRCHES. Was haben diese drei Bands gemeinsam? Sie kommen aus Glasgow, Schottland, richtig. Warum fehlen dann aber Mogwai in dieser Aufzählung, haben diese nicht wesentlich mehr mit Aereogramme gemeinsam? Die Antwort: Iain Cook, mitverantwortlich für zerbrechliche Perlen zwischen Post-Rock und Post-Hardcore bei den viel zu früh aufgelösten Aereogramme sowie für melancholischen Indie-Rock bei The Unwinding Hours gründete 2011 gemeinsam mit seinem alten Freund Martin Doherty (der früher bei The Twilight Sad gespielt hat) und Lauren Mayberry die elektronischen Indiepopper CHVRCHES, welche 80s Synthiesounds auf moderne Beats, eine zuckersüße Stimme und drückenden Bass treffen lassen. Diese Mischung zündete Ende 2013 nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „The Bones Of What You Believe“ so richtig, dass die darin anschließende Deutschlandtour durch kleine Clubs ruckzuck ausverkauft war. Demnach ist es nur folgerichtig, dass die Band dieses Mal in größeren Hallen aufspielt – in München ist es die gut 1500 Menschen fassende Muffathalle.

SoakDass diese beim doch sehr stolzen Preis von 27€ an der Abendkasse über den Verlauf des Abends nahezu ausverkauft wird, ist trotz des großen Erfolgs in Indiekreisen dennoch überraschend. Pünktlich um 20 Uhr ist das Gedränge vor der Bühne auf jeden Fall bereits sehr groß und zwischen doch recht jungen kuschelnden Pärchen und Hipstern finden sich durchaus auch einige ältere Semester ein, welche wohl um die Vergangenheit von Iain Cook wissen. Zunächst allerdings betritt Bridie Monds-Watson alias SOAK alleine mit ihrer Akustikgitarre in einem Thrasher-Shirt die Bühne und begrüßt das Publikum mit leiser Stimme. Die Musikerin ist das ganze Konzert über absolut sympathisch, versucht in den Stimmpausen einige Worte auf Deutsch zu lernen und bedankt sich dafür, dass das Publikum ihr so lieb zuhört – leider wird der Stimmwall über den Verlauf des gesamten Konzerts doch immer lauter. Musikalisch bietet SOAK ruhige Akustiksongs, welche gelegentlich mit Dynamiken spielen und primär auf ihre weiche Stimme setzen. Das ist insgesamt durchaus gefällig, bleibt allerdings nicht im Ohr hängen und dient nicht wirklich als Einstimmung auf die deutlich tanzbareren Chvrches im Anschluss. Dennoch fällt der Applaus des Publikums warm und freundlich aus, als die Musikerin nach 30 Minuten und sechs Songs die Bühne schüchtern winkend verlässt.

Setlist SOAK:
01. Blud
02. Explosions
03. 24 Windowed House
04. Doorstep
05. Reckless Behaviour
06. Sea Creatures

Chvrches 03
Um 21 Uhr ist es schließlich soweit und die Lichter erlöschen erneut. Zu einem wummernden Beat wird die Bühne in Nebel getaucht und dunkelgrüne Stroboeffekte blinken auf, während schließlich CHVRCHES die Bühne betreten. Iain Cook macht es sich hinter einem riesigen Aufbau aus verschiedenen Synthies, Bass und Gitarre bequem, Martin Doherty steht hinter einem Sampler und einem Synthie, während Lauren Mayberry sich in die Mitte der Bühne begibt und aufgrund ihrer zierlichen Statur nahezu verloren auf der großen Bühne wirkt. Mit einem Knarzen setzen schließlich die ersten Töne von „We Sink“ ein und im Hintergrund erleuchtet eine große LED-Wand in der Form des Albumcovers, welches das ganze Konzert über in unterschiedlichen Mustern und Farben als Hintergrund dient. Laurens Gesang ist mit extrem viel Hall unterlegt, der Klang in der Muffathalle ist dabei druckvoll, wuchtig und perfekt aufeinander abgemischt. Sofort beginnen Köpfe im Takt zu wippen, einige Besucher beginnen trotz der gepackt vollen Muffathalle sofort zu tanzen, und ehe man sich versieht, wird man von der zuckersüßen Musik gänzlich eingenommen. Nach drei Songs wendet sich Lauren erstmals auf Deutsch an das Publikum, auch wenn ihr Wissen lediglich aus der High School stammt – mit einem Lächeln im Gesicht stellt sie dabei fest, dass ein Satz wie „Ich habe zwei Katzen“ in der derzeitigen Position ihrer Band aber wohl nicht allzu viel Sinn ergibt.

Chvrches 01
Die Band spielt sich einmal durch ihr Album und deckt somit das gesamte Spektrum zwischen ruhigen, eher verträumten Tönen und tanzbaren Beats vollständig ab, auf Abänderungen oder Übergänge im Vergleich zur Studioversion wartet man dabei vergebens – was allerdings aufgrund der Qualität der Musik von CHVRCHES auch nicht weiter stört. Immer wieder tritt Iain Cook mit einem Bass umgeschnallt vor seinen Synthieaufbau und verleiht den Songs somit zusätzlichen Druck. Als Lauren zwischen zwei Songs plötzlich einige Holzsplitter in die Luft hält und inständig hofft, dass die Bühne nicht auseinanderbricht, mischen sich auch die beiden Herren lachend in die Unterhaltung ein. Besonders „Gun“ und „Recover“ erhalten lauten Beifall, bevor Martin Doherty, der das ganze Konzert über wie von der Tarantel gestochen hinter seinen elektronischen Geräten herumhüpft, das Mikrophon und die Mitte der Bühne übernimmt und mit „Under The Tide“ auch der letzte Tanzmuffel zur Bewegung gezwungen wird. Nachdem mit „The Mother We Share“ der größte Hit der Band vom Publikum abgefeiert wurde, verlassen CHVRCHES kurz die Bühne, nur um direkt danach für zwei weitere Songs zurückzukommen. Als Iain Cook sich für „You Caught The Light“ eine Gitarre umschnallt, wird schließlich auch die musikalische Vergangenheit des Musikers noch einmal ins Jetzt transportiert, bevor die Band sich mit „By The Throat“ nach einer guten Stunde vom Publikum verabschiedet.

Setlist CHVRCHES:
01. We Sink
02. Lies
03. Lungs
04. Gun
05. Night Sky
06. Strong Hand
07. Science/Visions
08. Recover
09. Tether
10. Under The Tide
11. The Mother We Share
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12. You Caught The Light
13. By The Throat

Chvrches 02FAZIT: Schade, dass das Wetter in München in den Tagen vor dem Konzert von 25 Grad und strahlendem Sonnenschein auf 7 Grad und Schneeregen am Konzertabend gedreht hat – die zuckersüße Musik von CHVRCHES passt einfach viel besser in die Sonne. Auch wenn Lauren am Gesang nicht immer alle Töne perfekt treffen konnte, verzeiht man der Band derartige Ausrutscher aufgrund ihrer sympathischen und fröhlichen Art gerne. Ob der Eintrittspreis für ein doch recht kurzes und hinsichtlich der Setlist absolut erwartbares Konzert gerechtfertigt ist, muss man mich sich und seinem Geldbeutel ausmachen. CHVRCHES selbst konnten auf jeden Fall auf ganzer Linie überzeugen.

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