Konzertbericht: Mittelaltermusical „Feuerhex“

27.06.2008 Circus Krone, München

Am 27. und 28.06. hatten die Besucher des Münchner Circus Krone die seltene Gelegenheit, das einzig mir bekannte Mittelaltermusical „Feuerhex“ zu sehen. Für mich persönlich war es besonders interessant zu beobachten, wie die musikalischen Mittelaltereinflüsse in ein Musical eingebaut werden, zumal ich grundsätzlich weniger ein Fan von Cats und Co. bin, aber Dudelsäcke, Schalmeien etc. für mein Leben gerne höre. Umso überraschter war ich, wie sehr mir der hervorragende Gesang größtenteils gefiel, obwohl das mittelalterliche Instrumentarium nur selten zum Einsatz kam.

Die Hintergrundstory selbst erzählte die Geschichte einer dramatischen Liebe, die um die Zeit der Stadtgründung Münchens im Jahre 1158, stattgefunden haben soll. Reinmarus, ein Steinmetz und gleichzeitig eine Hauptperson des Musicals, steht vor einer schweren Entscheidung. Der Teufel bietet ihm einen Pakt an: Er möchte ihn zu einem berühmten Künstler machen, wenn Reinmarus ihm im Gegenzug sein Gefühl der Sehnsucht schenkt, was natürlich zur Folge hat, dass er die bekannte Gegend und somit seine große Liebe Rosa verlassen wird. An dieser Stelle erinnert die Geschichte frappierend an Goethes Faust, welches doch einige Parallelen zum Musical aufweist. Reinmarus geht den Pakt ein, während Rosa nicht verstehen kann, was ihren Liebsten zu so einer Entscheidung bewegen konnte. Nach mehreren Ritualen, unter anderem der Suche nach einem Alraun, verzweifelt sie schließlich. In ihrer Verzweiflung fallen einige Andeutungen, von denen die Menschen und Freunde in ihrer Umgebung glauben, dass nur eine Hexe solche Dinge von sich geben kann. Rosa wird verbrannt und Reinmarus bereut schlussendlich seine Entscheidung.

Zu dieser Hauptgeschichte werden nebenher mehrere Fäden gesponnen. So beschäftigt sich das Musical mit den Geschehnissen, die sich an einer Isarbrücke abspielen, an der später die Stadt München entstehen wird. Auch wenn die Verbindungen der mehreren, parallel ablaufenden Handlungsstränge ab und an sehr erzwungen wirken, war die Geschichte fast die gesamten 2 Stunden über ansprechend inszeniert, da es neben reichlich Gesang und Gefühl, auch etwas Kampf, Akrobatik und Drama zu sehen gab. Für Abwechslung sorgte eine große, leider leicht unscharfe Videowand im Hintergrund, die vereinzelt passend in die Handlung integriert wurde. Einzig und allein Besucher, die dem Bayerischen nicht mächtig waren, hatten wahrscheinlich ein Problem mit dem teils sehr ausgeprägten Dialekt der Darsteller. Die im realen Leben hochdeutsch sprechenden Akteure fielen wiederum dadurch auf, dass sie der bayerischen Mundart einen leicht lächerlichen Touch verpasst haben.

Von der musikalischen Gestaltung wurde ich im erst im Laufe der Zeit richtig in den Bann gezogen. Im Laufe des Abends wurden Songs aufgeführt, deren Refrains sich als echter Ohrwurm entpuppten. Wie bereits oben erwähnt, traten die typisch mittelalterlichen Instrumente zwar in den Hintergrund, was allerdings kein Nachteil war, da man sich so umso mehr auf die wirklich gelungene Darbietung der Schauspieler konzentrieren konnte.
Besonders positiv erwähnen möchte ich Toby Mulherrin, der den Teufel auf eine sehr untypische Art und Weise verkörperte: als edlen Mann im weißen Anzug, der durch seine Show beinahe zum Star avancierte. Christian Bauer als Steinmetz Reinmarus und Martina Kronauer als seine geliebte Rosa überzeugten ebenfalls auf ganzer Linie. Das gesamte Bühnenbild wurde sehr einfach gehalten, was keinesfalls negativ gemeint ist. Leider war der Circus Krone nur ungefähr zur Hälfte gefüllt. Dennoch stand am Ende ein unterhaltsamer und vor allem kurzweiliger Abend, den ich so nicht erwartet hätte.
Für alle, die den Veranstaltungen nicht beiwohnen konnten, erscheint am 16.07. eine DVD, die unter www.feuerhex.de bestellt werden kann. Dort gibt es außerdem weitere Infos zum Musical.

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