Konzertbericht: Panzerballett

2008-11-05 Bad Godesberg, Klangstation

Vor ihrem Auftritt auf den Leverkusener Jazztagen schoben die Münchener Jazzmetaller PANZERBALLETT kurzfristig am 05. November noch einen Gig in Bad Godesberg ein. Vermutlich, um ihr Repertoire noch einmal in einer Live-Situation zu proben und sich warm zu spielen, bevor es einen Tag später ans Eingemachte geht.

Vermutlich ist diese Spontanität der Band dann auch der Grund, warum an diesem Abend nur (schätzungsweise) 30 Zuschauer den Weg in die Klangstation gefunden haben, um sich an den komplexen Klangwelten von Gitarrist und Bandchef Jan Zehrfeld & Co. zu laben. Aufmerksame Leser dieser Seite dürften die Combo ja bereits kennen, schließlich legte ich sie Euch bereits im vergangenen März ans Herz, als ich sie im wesentlich besser besuchten Alten Pfandhaus in Köln erleben durfte.

PANZERBALLETT vereinen in ihrer Musik auf eindrucksvolle Weise zwei Welten, die normalerweise gegensätzlicher nicht sein könnten: Wilde, schroffe Metal-Riffgewitter und vertrackte Rhythmen treffen auf komplexe Saxophon- und Basssoli aus dem Jazz- und Funklager. Zudem überzeugt Jan Zehrfeld mit seinen überaus humorvollen Ansagen, die den komplexen, durchaus kopflastigen, aber dennoch headbangbaren Songs in Nichts nachstehen. Dass das Material des Fünfers kein Mainstream-Pop ist, weiß er dem anwesenden Publikum gut zu vermitteln: „Als nächstes spielen wir für euch ein Stück, das schwer gut zu spielen ist. Aber es ist einfach, es schlecht zu spielen. Es ist ein gutes Lied. Wir werden es jetzt mal versuchen.“ Was dann folgt, klingt in etwa, als würde man Meshuggah und eine beliebige Jazzplatte mit Saxophon gleichzeitig abspielen. Mit dem Unterschied, dass es bei PANZERBALLETT krass und dufte klingt, um einmal mehr Jan Zehrfelds Sprache zu bemühen.

Mit welchen Songs bombardierten die Mannen die Ohren der Zuhörerschaft? Als Opener gab es zunächst eine verkrasste Version des Jazzklassikers „Birdland“, darauf folgte das bandeigene „Mit weißem Morgenstern in Omas frischgebackene Rüblitorte“. Schön, wie ein Hardcore-PANZERBALLETT-Fan dazu von Beginn an und bis zum Ende des Konzertes sehr psychedelisch und krass abzappelte. Bitte beibehalten, du bist klasse! Weitere Eckpfeiler des Programms waren das neue, zwölfminütige „Zappamedley“ mit zahlreichen Tracks von Frank Zappa, natürlich vermetallt. Nach der Pause begrüßten Jan Zehrfeld, Martin Mayrhofer (zweite Gitarre), Gregor Bürger (Saxophon), Heiko Jung (Bass) uns Sebastian (Sekrastian, wie Jan betonte!) Lanser (Schlagzeug) ihren Spezial-Gast, Okan Ersan, an der Gastgitarre. Zusammen mit ihm gab die Truppe zwei von seinen Solo-Stücken zum Besten, die einer Erholung für die Ohren glichen, denn sie waren melodischer und im Grunde ihres Wesens etwas progrockiger als das Material von PANZERBALLETT.

Leider ist die Bühne in der Klangstation so klein, dass gerade einmal alle Musiker darauf passen, sodass kein Raum für übertrieben-spaßige BreakDance-Aktionen seitens der Band bleibt, die noch in Köln an der Tagesordnung standen. Auch die (neuen!) Discowürfel, die uns Jan Zehrfeld stolz vorgestellt hat, kamen zum Einsatz, allerdings ohne im Zentrum des Geschehens zu stehen. Immerhin wissen wir nun, dass Jan sie bei Ebay für 20,63 Euro erworben hat.

Nach den Songs mit Okan Ersan kam Martin Mayrhofer wieder auf die Bühne und es ging mit Musik hoher Güte G aus München weiter: „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ von ABBA gab es, zeitgemäß interpretiert, auf die Lauscher. Und natürlich instrumental. Außerdem dabei in der Riege der Covertracks: „Smoke On The Water“ von Deep Purple. Als äußerst gelungene Zugabe fungierte „Friede, Freude, Fußball“, bei dem der Stadion-Klatsch-Rhythmus eine zentrale Rolle einnimmt, wie das Publikum auch gleich erkannt hat. Immer wieder versuchten sich zahlreiche der Anwesenden daran, den frenetischen Jubel während des Tracks aufrecht zu erhalten, durchgehend gelingen sollte es jedoch niemandem. Großartiges Liedgut mit hohem Kultfaktor!

Insgesamt war es ein sehr schöner Konzertabend mit einer Band, die ich allen Leuten mit Hang zu Kopfmusik, aber auch Freunden einfach spannender, neuartiger Klänge nur empfehlen kann – sowohl Jazzern als auch Metallern. PANZERBALLETT machen eben „Head’n’Heady“. Headbangen mit Kopfchen, wie sie selbst sagen. Hoffentlich spielen sie im Februar, wenn sie in der Bonner Harmonie zu Gast sind, vor einem größeren Publikum. Denn verdient haben sie es!

Zum Abschluss noch die Einschätzung des Abends von Jan Zehrfeld, wie sie auf der PANZERBALLETT-Homepage (www.panzerballett.de) zu lesen ist:

„Güte durch Lautstärke: Wellness through according-to-thickness.“

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