Konzertbericht: Schramme11

30.09.2016 München, Backstage

schramme11-logoEine Band, eine Konzerthalle für rund 1300 Besucher in München, elf Musiker – und 32 anwesende Konzertbesucher. Dieser Extremsituation sehen sich SCHRAMME11 gegenüber, als sie ihr (bereits einmal verschobenes) München-Debüt im Backstage Werk geben. Ein wirtschaftliches Desaster – doch wie man selbst für diese kleine Menge Fans sein Bestes gibt und motiviert bleibt, beweisen die alten Hasen eindrucksvoll.

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Es ist schon ein trauriges Bild, wenn zehn Minuten vor Konzertbeginn nur vier Leute an improvisierten Stehtischen vor einer Bühne stehen, der normalerweise hunderte Menschen zujubeln. Die Enttäuschung ist den Musikern nicht unbedingt ins Gesicht geschrieben, doch wirklich stimmungsvoll Loslegen ist ihnen in solcher Atmosphäre erst einmal auch nicht möglich. Schnell wird klar, warum man nicht das vermeintlich Beste daraus gemacht und das Konzert in eine deutlich kleinere Location verlegt hat: Elf Musiker mit teils mehreren Instrumenten sind schwer auf wenigen Quadratmetern unterzubringen. Und so legt das Nebenprojekt der alles andere als unbekannten Ska-Formation The Busters etwas verhalten los, bis die Routine und vor allem die „Jetzt erst Recht!“-Einstellung sich dann doch ihren Weg bahnen.

61ki0-sywwlZu den 13 Songs des Erstlingswerks „Durch dick und dünn“ gesellen sich im Laufe des Abends noch einige schwungvolle Nummern, die ihre Wurzeln ganz klar in der Ska-Herkunft der Musiker haben. „Die guten Sachen“, „Badische Riviera“ und vor allem das schmissige „Von Bombay bis Havanna“ wirbeln die Songauswahl ordentlich durch und sorgen vor und auf der Bühne für ordentlich Bewegung und Dynamik. Spätestens in der zweiten Konzerthälfte haben SCHRAMME11 den Punkt erreicht, an dem die reine Publikumsmenge nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, die wenigen Fans ausgelassen tanzen und alle Musiker ihr Bestes geben, um das Möglichste aus der bezahlten Bandprobe herauszuholen. „Mensch Papa bleib“, „Huckleberry Friend“ und die Zugabe „Das Glück schenkt einen aus“ zählen am Ende live ebenso zu den Highlights wie auf der dazugehörigen Studioproduktion. Bei diesen Stücken erzeugen SCHRAMME11 mehr Tiefe und ordentlichere Feiertauglichkeit als viele andere Künstler in artverwandten Genres.

So ist es zusammengefasst mehr als verwunderlich und unverständlich, warum Santiano tausende von Menschen in Hallen locken und SCHRAMME11 bereits bei einem minimalen Prozentsatz davon scheitern. (Folk-)Schlager ist wohl doch nicht gleich (Folk-)Schlager und Pop nicht gleich Pop – schon gar nicht, wenn er mit Blechbläsern angereichert daherkommt. Am Ende entscheidet allerdings die breite Masse der Konsumenten über das Wohl und Weh einer Band bzw. eines Musikprojekts – und diese hat ihr Urteil im konkreten Fall vernichtend deutlich gefällt. Demnach dürfte das Gastspiel von SCHRAMME11 in München ein einmaliges Erlebenis bleiben, wenngleich man sich die Frage stellt, warum dem so ist. Fair und verdient ist anders, erfolgreich leider auch. 

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