Review 18 Summers – The Magic Circus

  • Label: Synthetic Symphony
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Electronic

Felix Flaucher und Frank Schwer sind auch in der Metalszene keine ganz unbekannten Musiker. Ihr Dark-Wave-Gothic-Sound wurde zu Beginn der 90er unter dem Namen Silke Bischoff (die Älteren werden sich an das Gladbecker Geiseldrama erinnern) in den Diskotheken des Landes recht populär, was sie vor allem ihrem Hit „On The Other Side“ zu verdanken haben. Der Bandname war damals natürlich umstritten, die einen sahen es als Provokation, die anderen teilten die Meinung der Band: von den Tätern spricht man auch Jahrzehnte später noch, die Opfer sind schnell vergessen.

Keine Provokation, sondern das gnadenlose Geschäft veranlasste Flaucher und Schwer, die Namen schließlich in 18 SUMMERS zu ändern, denn der frühere Mitstreiter Axel Kretschmann setzte sich in einem Rechtsstreit durch. Auch 18 SUMMERS bezieht sich auf die getötete Geisel Silke Bischoff, denn bei ihrem Tod war sie lediglich 18 Jahre alt. Musikalisch folgt man dem früheren Projekt in weiten Teilen, die Sounds sind teilweise sehr elektrisch arrangiert, nicht ohne den Bezug zu „Bandmusik“ zu verlieren, denn Gitarren, Bass und Schlagzeug finden sich ebenso häufig wie Keyboards und Elektro-Drums. Der Fokus verteilt sich auf „The Magic Circus“ dabei sehr augenscheinlich, die erste Hälfte ist eher dark-wave-orientiert, der Sound wirkt insgesamt kühler, mechanischer, distanzierter, während im zweiten Teil die Akustikgitarre zum dominierenden Instrument zu werden scheint. Dabei merkt man recht schnell, dass hier Musiker am Werk sind, die etwas von der Materie verstehen. Wenn es eingängig sein muss, machen sie es eingängig, wenn Finesse gefragt ist, geben sie sie hinzu, wenn es Kraft braucht, hauchen sie sie der Musik ein. Dabei scheuen sich die Protagonisten auch nicht, die eine oder andere längere Nummer einzustreuen, man kann mit auf keinen Fall behaupten, 18 SUMMERS setzen nur auf die sichere Karte, aber nach zwanzig Jahren Karriere hat man das auch kaum nötig.

Ein wenig fraglich ist, wie der Metalhörer die Musik aufnehmen wird. Oder ob sie generell für diesen konzipiert ist. Depeche Mode sind eine Band, die mit elektrischen Sounds auch die Headbangerszene begeistern können, 18 SUMMERS setzen nicht so konsequent auf die Elektronik, aber eine echte Rockband ist es eben auch nicht. Mir persönlich gefällt „The Magic Circus“ im Prinzip schon, gerade die eher ruhigen Momente gegen Ende können gefallen. Wer also offenen Geistes ist, keine bratenden Gitarren braucht, um glücklich zu sein, darf gerne mal das eine oder andere Ohr riskieren.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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