Zwar haben die Onkelz die Bühnen dieser Welt schon lange verlassen, doch noch immer tönen die Klassiker der Deutschrocker in tausenden von Ohren. Wenn auch Der W und Gonzo dieser Tage nach wie vor auf gute bis sehr gute Veröffentlichungen nach den Onkelz-Jahren zurückblicken können, bleibt dennoch die Frage offen: Wer wird das nächste große Ding im deutschsprachigen Rock? Ohne Frage, Frei.Wild sind ernsthafte Anwärter auf den Thron, die Kneipenterroristen glänzen mit Onkelz-Charme, auch Hämatom kommen die Tage mit einem tollen „Wenn man vom Teufel spricht“ um die Ecke und Betontod sind schwer am Aufsteigen. Auf der Überholspur befinden sich außerdem die Jungs von 9MM, die mit „Dem Teufel ein Gebet“ einen rotzig-rockenden Batzen „Abschalten und Party machen“-Mukke auf den Markt werfen. Eine Offenbarung?
Naja, nicht ganz. Lyrisch bewegt man sich größtenteils auf 9MM-typischem Gelände, Männerthemen stehen an erster Stelle und schnell stellt sich heraus, für welchen Zweck „Dem Teufel ein Gebet“ eingezimmert wurde: Party, Party, Party! Schlicht und ergreifend kann man sagen, hier treffen Motörhead auf deutsche Sprache, druckvolle Rock-Riffs auf herzhaft schlichte, dennoch grundehrliche Lyrik, trinkfreudige Feierstimmung auf mitgröltaugliche Refrains. Das macht jede Menge Spaß, drückt auch aufgrund einer fetten Produktion ganz ordentlich – die nächste Party im Brauhaus dürfte gesichert sein. Große Eingängigkeit gibt es bei „Wenn Träume fliegen“, „Der letzte Engel“ und „9/ARR“, einen simplen aber wirkungsvollen Partykracher serviert man uns mit „Amigos Para Sempre“ – da stimmt man schon nach dem ersten Mal lauthals mit ein. Ansonsten bekommt man größtenteils Durchschnitt, den man gerne immer wieder hört, der aber insgesamt austauschbar wirkt. Ganz klasse finde ich dann wiederum das „Durstige Männer“-Cover, einen Klassiker der legendären Dimple Minds. Wie lange habe ich diesen herrlich prolligen Song schon nicht mehr gehört, und dann auch noch in so einer endgeilen Version. Danke, 9MM, super Sache – die Atmosphäre des Songs steht stellvertretend für das restliche Album! Herausragend finde ich außerdem nach wie vor Rock Rottens Gesang, der aus voller Kehle die Texte zum Besten gibt, dass es eine wahre Freude ist.
Ein kleines Fazit: Deutschrocker dürfen fast bedenkenlos zugreifen, zum Bier trinken und abfeiern eignet sich „Dem Teufel ein Gebet“ bestens. Wer besonderen Tiefgang erwartet, der wird enttäuscht, vielleicht bekommen das 9MM beim nächsten Wurf besser hin, zu wünschen wäre es. Trotzdem gehen die Songs heftig ab, mitsingen ist nach kurzer Zeit auch drin, der Silberling bietet eben gewohnte Qualität einer Band, die sich hiermit wieder ein Stück nach oben kämpfen konnte – Rockerherz, was willst du mehr?
Wertung: 7 / 10