Review A Life Divided – Passenger

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Rock

Gerne werfen unbekanntere Projekte mit großen Namen um sich, wenn es darum geht ihre Erstlingswerke zu pushen: So erscheinen im Kontext von A LIFE [DIVIDED] gerne die Namen Eisbrecher und Oomph!. Was anfangs wie billige Promoarbeit wirkt, entpuppt sich im Hinblick auf die dritte VÖ der Münchner Elektro Rocker allerdings als passende Kurzbeschreibung – und das nicht nur weil teilweise die gleichen Musiker am Werke sind.

So wirken die elf durchweg englischsprachigen Tracks wie eine elektrolastige Mischung aus den beiden oben genannten deutschen Szenegrößen. Der emotionale Tiefgang der Texte wird Szenekenner dabei bestenfalls an Kombos wie Stabbing Westward erinnern. So thematisieren die Vorabsingle „Heart On Fire“ sowie „Save Me“ die Themen Liebe & Leid mit viel Gitarre sowie erfrischend wenig zähem Herzschmerz. Die lyrischen Elemente wirken dabei wie aus dem Alltagsleben gegriffen und im Elektrorocksound gehüllt absolut clubtauglich. Der Einfluss von Eisbrecher-Co-Kapitän Joel Pixx ist besonders bei den härteren Gitarrenparts offenkundig und verhindert, dass die Kompositionen bzw. die abwechslungsreichen Parts von Programmer Erik Damköhler elektronisch zu sehr aus dem Ruder laufen.

Andererseits sorgt besonders im Mittelteil des Albums genau diese scheinbar bewusste Mäßigung und ein stets eingehaltener Soundkorridor dafür, dass der Aufbau der Songs oft nach einem gewissen Schema F abläuft: Auf softe Strophen folgen rockige Refrains, die mit Synthesizern im mittleren Tempo unterlegt sind. Dabei beweist Erik an den Reglern bereits zu Beginn von „Forever“, zu welch elektronischem Abwechslungsreichtum er fähig ist.
Bei „Anyone“ und dem Alphaville-Cover „Sounds Like A Melody“ gehen A Life Divided erfreulicherweise mutige Wege: Während man bei ersterem die Stoppakkorde von Disturbeds Dan Donnegan vor dem geistigen Auge hat, fegen Jürgen Plangger und seine Mitmusiker beim leicht ergrauten Klassiker den angesetzten Staub mit wuchtigen Gitarren und krachendem Schlagzeug beiseite. Die Streicherklänge fügen sich angenehm ins Klangbild ein und die gesamte Coverversion ist ein Paradebeispiel dafür, wie man selbst durch „Kopieren & Erweitern“ echten musikalischen Mehrwert schafft.

Mit „Change“ findet sich schließlich erst an vorletzter Stelle die ausdrucksstärkste Ballade auf „Passenger“, die nur anfangs nach Rammstein klingt und später in angenehmer Härte das Thema Veränderungen lebensnah schildert. Mit dem eigentlichen Finale „The End“ gehen A Life Divided schließlich ungewohnte Wege und bedienen sich bei Bands wie Requiem For A Dream: So gerät der Abschlusssong langsam, melodiös und melancholisch. Und wieder einmal wird der musikalische Mut belohnt, den man im Mittelteil beinahe schmerzlich vermisst.

So bleibt unter dem Strich ein sehr solides Werk mit allerlei bekannten Anleihen und leider vereinzelt zu wenig Mut zum Risiko.

Wertung: 7 / 10

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