Review Abinchova – Versteckte Pfade

Klassische Folkelemente verquickt mit Melodic Death Metal kennt man hierzulande besonders von den Schweizern Eluveitie. Doch wer Eluveitie sagt, muss vielleicht schon bald ABINCHOVA im selben Atemzug nennen. Mit ihrem Debütalbum „Versteckte Pfade“ schickt sich das Luzerner Septett jedenfalls an, den etablierten Szenegrößen mächtig Dampf unter dem Hintern zu machen.

Ganze elf Stücke mit einer Gesamtlänge von rund einer Stunde haben es auf den Longplayer geschafft, einige davon bereits bekannt von der vergriffenen Demo-EP „Hörensagen“. Das auf schwyzerdütsch vorgetragene „Präludium“ zählt dazu und leitet das Album genau wie die EP atmosphärisch und sympathisch ein, indem es in knappen Worten von der Bandhistorie erzählt. Anschließend bilden Geige, Akkordeon und verschiedene Folkeinflüsse den traditionellen Rahmen für eingängige Riffs, sporadische Gothic-Elemente und den männlich/weiblichen Gesang. Dieser ist geprägt vom starken Kontrast zwischen Arnauds Grunts und Noras klaren Frauenvocals. Technisch gibt es dabei wenig zu bemängeln: Abinchova gelingt bereits auf ihrem Debüt der schwierige Spagat, die unterschiedlichen Elemente in ihrer Musik zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen. Darüber hinaus verfügt dieses Gebräu über die nötige Eigenständigkeit, u.a. durch die rein (schweizer-)deutschen Texte, die trotz Metaleinflüssen größtenteils verständlich bleiben und z.B. bei „Pestfinger“ mit dem eingängigen Refrain „Hack, hack den Finger ab“ sogar sowas wie Ohrwurmpotential besitzen.

In „Heimatlos“ und „Hörensagen“ sind es neben des Textes besonders die E-Gitarrenparts, die sich druckvoll und inspiriert vom Genreeinerlei abheben. Manche Melodic Death-Gruppe könnte sich hier eine Scheibe abschneiden. Doch damit nicht genug: In „Die Züsler“ begeben sich Nicolas und Dave mit ihren Instrumenten sogar erfolgreich auf Heavy Metal-Pfade.
Die metallische Seite von „Versteckte Pfade“ wird stets betont, wenngleich Violine, Akkordeon und Co. als absolut ebenbürtige Gegenspieler agieren und nie unter den teils virtuos eingespielten Gitarrensoli leiden bzw. von diesen erschlagen werden. Im Kern erinnert dies auch an Combos wie Ensiferum und Alestorm. Lediglich Noras teil operettenhafter Gesang fällt ab und an noch etwas zu sehr aus dem Rahmen, so z.B. in „Eule“. Die Instrumente harmonieren abgesehen von manch künstlichem Keyboardsound im bereits angesprochenen „Die Züsler“ und dem generell etwas dumpfen Schlagzeug hingegen hervorragend.
Textlich bewegen sich ABINCHOVA hingegen sehr eigenständig: Als Inspirationen für Sänger Arnaud dienen u.a. der Stadtschreiber von Luzern namens Renward Cysat sowie Dichter der Romantik wie Eichendorff. Obwohl kompositorisch teils nahe am Pagan Metal verzichten die Eidgenossen in ihren Texten vollständig auf Verweise zur nordischen Mythologie oder dem Heidentum.

Abseits der Texte und dem größtenteils gelungenen Folk/Metal-Mix ist dennoch Luft nach oben gegeben. So wird „Versteckte Pfade“ gegen Ende etwas zu gothicartig, besonders bei „Der Geigenspieler“ und „Eule“. Hier erinnern ABINCHOVA etwas an Edenbridge und Konsorten, was nicht so recht in den Kontext von „Versteckte Pfade“ passen will. Es liegt der Verdacht nahe, dass die Schweizer mit ihrem Debüt ein möglichst breites Publikum ansprechen wollten, doch diese düsteren Facetten erweisen sich als die einzig kleineren Schwächen in einem ansonsten gelungenen Erstlingswerk.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert