Review Abiotic – Symbiosis

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Extreme Metal

Wie man sich doch täuschen kann: Da dachte ich, dass mit Pathologys „The Time Of Great Purification“ das extremste Release des Jahres schon feststehen würde, da kommen ABIOTIC um die Ecke und ruinieren den Weihnachtsbraten. Musikalisch sind die Amerikaner irgendwo zwischen Beneath The Massacre, Meshuggah und Suicide Silence anzusiedeln.

Massenweise sägende Gitarrenriffs, abrissartige Killer-Breakdowns und ein Sänger, der es in beiden Richtungen in Frequenzbereiche schafft, die wohl kaum ein anderer Mensch jemals erreicht hat: Das sind ABIOTIC. Da wird sich auch nicht lange mit Intros oder ähnlichem Quark aufgehalten, die Band braucht genau drei Sekunden, um den symbiotischen Wahnwitz einzuleiten. Der Opener „Metamorphilia“ macht das schon sehr gut vor: Drummer Hurtado packt alle paar Takte einen neuen, gestörten (und stets übelst schnellen) Schlagzeugbeat aus, die Gitarristen Matos und Mendez spielen im Wechsel schwere Palm-Mute-Riffs und Metalcore-artige, mit unendlich kleinen Notenwerten gespickte Breakdowns, gefolgt von einer Menge Sweeping-Irrsinn, der am Ende noch mit Jimenez‘ Vocals gekreuzt wird. Einem ähnlichen Muster folgt „A Universal Plague“, das mit seinen x-beliebigen Riffs mitunter nervig ist – der irrsinnig coole (melodische!) Sweeping-Solo gegen Ende holt das aber locker wieder raus.
„Symbiotic“ krankt allerdings insgesamt ein wenig daran, dass man auch nach vielen Hördurchläufen nicht weiß, worauf die Südstaatler hinauswollen und dass sie von allen Genres ein bisschen was bieten, das man woanders aber besser bekommt: Technical-Death-Liebhabern sind die meisten Songs wohl zu breakdownlastig und überladen, die Brutal-Death-Schiene, mit der ABIOTIC mitunter liebäugeln, wurde erst vor kurzem mit Pathology und davor, wenn auch etwas melodischer, von Aborted und Benighted neu versorgt, und Jimenez‘ trommelfellmordendes Gekreische dürfte auch so einige abschrecken.

Für Extreme-Metal-Fans, die ABIOTIC eine Chance geben wollen, seien „The Singe“ und „Facades“ als Anspieltipps genannt – und wer es schafft, das komplette Album einmal durchzuhören, hat ohnehin einen Orden verdient. Unter Anderem, weil er so Instrumentals wie das sechsminütige „Conquest Of Gliese“ und „Vermosapien“ über sich ergehen lassen muss, die auf so einem Album einfach weitgehend sinnfrei beziehungsweise nur Lückenfüller sind. Dann lieber 15 Minuten weniger Musik und 50 % weniger Extreme. Das verringert vielleicht den Alleinstellungsgrad, vergrößert aber in jedem Fall die potenzielle Zielgruppe.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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